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von rls

APOCALYPTICA: Inquisition Symphony   (Mercury)

Keine Ahnung, woran es liegt, daß finnische Musiker oftmals innovationsfreudiger sind als ihre Kollegen aus dem Rest der Welt. Die Düstermetaller Amorphis, die Teile ihrer Nationalepen Kalevala und Kanteletar vertonten, und die völlig durchgeknallten Crossover-Metaller Waltari, die 1995 gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Avanti! in Gestalt von "Yeah! Yeah! Die! Die! Death Metal Symphony in deep C" die ultimative Verquickung von Klassik und knüppelhartem Metal schufen, sind da nur die Spitze des Eisbergs. Auf dem kreativen Olymp haben sich jedoch vier Studenten der renommierten Sibelius-Musikakademie niedergelassen, die 1996 eine Handvoll Lica Metal, pardon, Metallica-Klassiker neu interpretierten - und zwar lediglich mit vier Celli, mit denen selbst die Drumparts umgesetzt wurden! Ursprünglich für ein kleines finnisches Plattenlabel eingespielt, wurde der Branchenriese Polygram aufmerksam, übernahm die Scheibe "Apocalyptica Plays Metallica By Four Cellos" und konnte weltweit eine Viertelmillion Einheiten absetzen. Nun, knapp zwei Jahre später, liegt Album Numero duo vor. Auf "Inquisition Symphony" haben sich die Finnen in zwei Richtungen weiterentwickelt. Zum ersten covern sie diesmal nicht nur Metallica, sondern auch Sepultura, Pantera und Faith No More, zum anderen hat Projektkopf Eicca Toppinen diesmal auch selbst drei Stücke geschrieben, die sich aber in das übrige Material nahtlos einfügen - besonders der Opener "Harmageddon" sticht qualitativ heraus. Metallicas "Nothing Else Matters" sorgt für einige ruhigere Momente, bevor in "Refuse/Resist" (Sepultura) die Energien der Musiker in einem wilden Ausbruch zutage treten. Auch alle weiteren Stücke wissen zu überzeugen. Den absoluten Höhepunkt aber haben sich Apocalyptica bis zum Schluß aufgehoben: Metallicas Antikriegs-Epos "One" ist nach meinem Dafürhalten die beste mir bisher zu Ohren gekommene Coverversion, was das Wiedergeben der originalen Stimmung trotz unterschiedlichster Instrumentierung angeht (dagegen verblassen selbst Rainbows Version von "Still I'm Sad" und das Blind Guardian-Remake von "Barbara Ann"). Die Entwicklung von trauriger Zerbrechlichkeit zu Beginn bis zum totalen Inferno am Ende wird gar authentischer dargestellt, als Metallica dies bei ihrem schwachen Konzert 1996 in Leipzig zu tun imstande waren!
Der langen Rede kurzer Sinn: Dieser 46 Minuten und 54 Sekunden lange Cellismus ist die kaum noch übertreffbare Kombination aus U- und E-Musik. Aufgeschlossene Metaller und Freunde moderner Klassik haben die Scheibe eh schon in ihrem Tonträgerschrank stehen, allen anderen sei zumindest intensives Reinhören im Plattenladen ans Herz gelegt. Anspieltips: "Harmageddon" und "One".






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