www.Crossover-agm.de ZWISCHENFALL: hin und weg
von jmt

ZWISCHENFALL: hin und weg   (natomproductions)

So neu ist das neue Album von zwischenFall nun gar nicht mehr (die Lieder stammen aus den Jahren 2009 bis 2012, wenn ich die Untertitel richtig interpretiere), für mich aber eine Neuentdeckung. Was zunächst auffällt, ist die ansprechende Gestaltung der Klapphülle ganz in schwarz mit einem Bühnenfoto der drei jungen Herren. Schwarz ist auch die Scheibe, gestaltet wie eine kleine Schallplatte, allerdings mit offensichtlich leerer Rille, da versteckt sich kein hidden Track. Die CD beginnt - natürlich - mit dem "Soundcheck". Leicht wehmütige Erinnerungen an die eigenen Bühnenauftritte werden da geweckt. In "Darf das sein" werden Fragen, Fragen, Fragen gestellt, die Selbstverständlichkeit unseres Lebens wird hinterfragt; dieser Ansatz zieht sich im Grunde auch durch alle weiteren Texte dieser Platte. "Mahlzeit" besingt in beschwingtem Offbeat die Überflussgesellschaft. Die titelgebende Ballade "Hin und weg" ist sehr offen für Interpretationen: "Du weißt nicht, was kommt, du weißt nur, was geht." Das in flottem 7/8-Takt gehaltene "Soviel du brauchst" schließt sich inhaltlich an "Mahlzeit" an, gleich in der ersten Zeile heißt es: "Wir woll'n kein Stück vom Kuchen, wir woll'n die Bäckerei." Eine Bossa nova mit Blockflötenintro ist "Anja Müller feiert Hochzeit" - wer schon einmal zur Hochzeitsfeier einer guten alten Freundin eingeladen war, wird im Text einiges wiederfinden. "Immer alles gut" besingt ein typisches verkorkstes und schöngeredetes Leben, irgendwie traurig, sich darin wiederzuerkennen. "Wir wissen es genau" ist eine in flottem Western&Country-Stil daherkommende Aufzählung all der Stereotypen, die uns von der Welt und ihren Bewohnern immer wieder von den Medien und auch von unserer eigenen Borniertheit vermittelt werden. "Single am Sonntag" ist eines der vielen Lieder aus der Reihe "meine Liebste hat mich verlassen, mir geht es gut". "Der gute Ton ist immer ein bisschen dissonant" - so gefällt sich der kritisch-distanzierte Mensch. Das ruhig-besinnliche "Zur Nacht" beschließt die CD mit den Worten "ist der Mensch ein Gottebenbild". Das muss meinen dreijährigen Sohn beeindruckt haben, er sang danach den ganzen Abend lang: "Ist der Mensch ein Gott!"
Wichtig an dieser CD sind natürlich die Texte von Tobias Petzoldt, die von ihm sehr verständlich vorgetragen werden (für Sänger keinesfalls eine Selbstverständlichkeit) und die in mir bei wiederholtem Hören immer wieder neue Assoziationen, Gedanken, Bilder hervorrufen. Nicht minder wichtig ist die sehr angenehm zu hörende, vielfältige, oft gut tanzbare Musik von Marco Fiedler und Martin Reichel. Die beiden Multiinstrumentalisten teilen sich in Gitarren, Bouzouki, Klavier, Kontrabass, Schlagzeug, Perkussion, Akkordeon, Quer- und Blockflöte, Klarinette, Saxophon, Mundharmonika und Begleitgesang, und ich möchte gerne einmal erleben, wie sie das live auf der Bühne machen. Fazit: Die CD ist gerade im Begriff, sich zu meinen Lieblingsplatten einzureihen.
Kontakt: www.zwischenfall.net

Tracklist:
Intro
Soundcheck
Darf das sein
Mahlzeit
Hin und weg
Soviel du brauchst
Anja Müller feiert Hochzeit
Immer alles gut
Wir wissen es genau
Single am Sonntag
Der gute Ton
Zur Nacht





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