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ZARBOTH: Kwakiutls
von sk

ZARBOTH: Kwakiutls   (Gazul Records)

Können Haushaltsgeräte Musik machen? Wenn sie ganz allein gelassen werden, ein oder zwei Wodka gekippt und am hauseigenen Amphetaminvorrat gelutscht haben, soll so was ja schon vorgekommen sein. Hab ich zumindest im PM-Magazin gelesen. Und in einem seltsamen Forum für Handrührgerätefetischsten. Seriöser ging es leider nicht, sorry. Oder vielleicht doch. Denn: Man munkelt, sie (die Haushaltsgeräte) haben ein Album aufgenommen. Es soll "Kwakiutls" heißen. Und Mixer und Brotbackautomat haben sich Zarboth genannt. Is ja'n Ding, hör ich schon die gemeine Hausfrau oder den gemeinen Hausmann raunen. Unglaubliches Staunen macht sich breit. Geht das wirklich?
Ein Fall für die MMB - die Musik-Myth-Busters. Zunächst: Stimmt, die Musik klingt ein wenig nach Haushaltsgeräten. Aber genau hingehört: Das ist kein Smartphone im Mixer, das gerade einen Song von Frank Zappa spielt, während es geschreddert wird. Das ist eine Gitarre. Und das zerhackstückelte Klopfen im Hintergrund ist auch keine asthmatische Küchenmaschine, die eben versucht eben jenen Mixer fein zu schnitzeln. Das ist ein Schlagzeug. Und nein, das ist auch kein Milchtopf mit Verstopfung, der da pfeift, das ist auch irgendein Instrument. Ach ja: Saxophon.
Hätten wir das geklärt. Kommen wir zu Punkt zwei. Das Instrumentarium wird vom mit Abstand freakigsten Duo seit, ähm, also, tja, vom freakigsten Duo ever gespielt: Phil Reptil und Etienne Gaillochet. Mythbusted! Doch nun fröhlich auf ans konstruktive Werkeln nach viel zu viel Dekonstruiererei.
Zwölf Tracks, die ersten sechs mit Gesang, die letzten nur instrumental. Die ersten entfernt an etwas Hörbares erinnernd, die letzten schon nicht mehr auf dieser Welt. Metal meets Jazz, Jazz-Core oder so. Wer immer schon einmal nervöse Muskelzuckungen bekommen wollte, die lange anhalten, der muss sich das Werk der beiden Franzosen anhören. Aber hinterher nicht sagen, ihr wärt nicht gewarnt gewesen. Stellt euch einfach vor, Ornette Coleman hätte eine Metalband gegründet und nach dem Casting Frank Zappa abgelehnt, weil dessen Songs zu sehr nach seichtem Pop klingen.
Klingt anstrengend? Ist noch viel anstrengender. Und zumindest während der ersten sechs Lieder ein großer Spaß.
Drei und einen halben von fünf Krankenwagen, die mich, nervös zuckend, ins Sanatorium fahren.
Kontakt: www.zarboth.com

Tracklist:
1. What We Eat
2. Sharks
3. Counting & Spelling
4. Headlouse
5. U-Boat
6. Celtic Toupet
7. A Sparrow
8. Salish
9. Saint-Louis-Du-Ha!-Ha!
10. Snob
11. Plaster Guys
12. Coupezmoi la tête



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