www.Crossover-agm.de WISE GUYS: Wo der Pfeffer wächst
von Norbert von Fransecky

WISE GUYS: Wo der Pfeffer wächst   (Pavement Records)

Fünf Kölner und kein Instrument - das ist die Ausstattung der Wise Guys. Musikalisch wandert das Ganze dann aber doch eher vom Rhein weg in Richtung Elbe, Spree oder Saale. Wenn es überhaupt etwas gibt, womit man die Wise Guys vergleichen kann, dann sind es die Prinzen oder die Ärzte, wobei mit beiden Gruppen kaum Verwechslungsgefahr besteht. Weder driftet man in die ganz seichten Schlager-Pop-Gewässer ab, noch streift man die Nähe zur pubertierenden Punk-Szene, die die Ärzte sich ja teilweise noch bewahren. Es ist der Gesangsstil der Prinzen, den die bei ihren besten Stücken erreichen, und der skurrile, oft an Sinnlosigkeit grenzende Humor der Ärzte, der die Parallelen herstellt.
Es ist leichter zu beschreiben, was die Wise Guys nicht sind, als das, was sie sind. Einige ihrer Stücke haben zweifellos Comedy-Charakter, aber Comedy ist es sicher nicht. Kabarett im eigentlichen Sinn ist es nun auch wieder nicht. Zwar gibt es vereinzelt kritische und sogar politische Stücke. Aber Texte wie der von "Hallo Berlin" sind für politisches Kabarett dann doch wieder etwas zu seicht. Für Comedy-Programm fehlt der Acapella-Truppe daher jede Spur von Zoten.
Die Wise Guys machen auf den ersten Blick einen sehr braven Eindruck, nett, harmlos, Schwiegersohn-fähig, aber dafür noch etwas zu feucht hinter den Ohren. Aber der Eindruck täuscht. Plötzlich werden aus harmlosen, fast unterwürfigen Texten messerscharfe Stiche in das Herz des- oder besser derjenigen hinein, die die armen Jungen verletzt hat ("Wo der Pfeffer wächst", "Nur für dich"). Da ähnelt man dann sehr den Ärzten - wie auch bei "Jetzt ist es zu spät", in dem die politisch überkorrekte Fraktion sicher sexistische Tendenzen erkennen wird, oder dem herrlich sinnlosen "Dieses Lied", das auf jede Ärzte-CD seit der "Bestie in Menschengestalt" völlig bruchlos hineingepasst hätte (Ausnahme: das "haarige" "Konzept"-Album "Le Frisur").
Grundlage für die alltags-genialen Stücke der Wise Guys ist eine scharfe Beobachtungsgabe und ein eindeutig liebesvolles Verhältnisse zu ihren Opfern und Objekten. Auch wenn die Spitzen schmerzhaft sitzen, schießen die Kölner ihre Pfeile mit so viel Schalk im Blick ab, dass ihnen niemand lange böse sein kann. Und auch vor Selbstironie ("Einer von den Wise Guys", "Jetzt ist es zu spät", "Weil ich ein Kölner bin") schrecken die fünf Jungmänner nicht zurück. Am beeindruckendsten aber ist ihre Fähigkeit, ohne jedes Instrument einen Sound zu präsentieren, für den durchschnittliche Pop-Bands hochgerüstete Tonstudios benötigen. Ob Bässe, Gitarren oder die unterschiedlichsten Percussioninstrumente benötigt werden, die Wise Guys scheinen sie in en Backentaschen, Fingerspitzen oder den Lippen zu haben.
Grandios - und aufgrund der griffigen Melodien auch immer wieder hörbar. Nach sieben Minuten Pause kommt noch ein hidden Track ("Monika"; 4:51), der Herrn Bush so böse nett an den Frack geht, dass man über die nervige Pause großzügig hinweg hört.
Kontakt: www.wiseguys.de

Tracklist:
Wo der Pfeffer wächst
Einer von den Wise Guys
Früher
Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf
Nur für dich
Du kannst nicht alles haben
Erzähl mir die Geschichte
Hallo Berlin
Jetzt ist es zu spät
Juli
Du bist dran
Achtung! Ich will tanzen
Weil ich ein Kölner bin
Du bist die Musik
Irgendwas an ihr
Alter Schwede
Dieses Lied
Chocolate Chip Cookies
Ohrwurm
Ohrwurm (Reprise live)



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