www.Crossover-agm.de WEINHOLD: From Heaven Through The World To Hell
von gl

WEINHOLD: From Heaven Through The World To Hell   (Armageddon Music / Soulfood)

Die Rückkehr von Jutta Weinhold in die Gefilde der härteren Musik, nachdem sie in den vergangenen Jahren als Gesangslehrerin und mit einem Gospelchor gearbeitet hatte. Doch die Erfinderin von ZED YAGO und dem damit verbundenen Konzept hat ihre Vision nie vergessen und knüpft hier nach langen Jahren wieder daran an und es ist auch meiner bescheidenen Meinung nach ihr stärkstes Album eben seit "From Over Yonder".
Wie von damals gewohnt, heavy, dramatisch und leicht schwermütig bei sehr guter Produktion, kristallklarem Sound mit Hang zur Epik wird hier auf hohem Niveau musiziert. Und auch Juttas Faible für Zitate von z.B. Herman Hesse und ihre Inspiration durch Shakespeare oder Brecht klingen wieder durch, wofür sie in der Vergangenheit bisweilen belächelt oder missverstanden wurde.
Aber wenn man sich mal mit ihren tiefgründigen Texten befasst, erkennt man viel Wahrheit und Klarheit in den Worten, hier sei vor allem das hymnische Stück "Heaven" genannt. Die Lyrics sind - um allen ein Verstehen möglich zu machen - komplett in Deutsch im Booklet übersetzt abgedruckt. Und da haben wir hier gleich zwei über 9 (!)-minütige "Dramatic-Metal"-Stücke, die für sich schon kleine Meisterwerke sind: Zunächst "Metamorphosis" basierend auf Franz Kafkas "Die Verwandlung", in dem er der Gesellschaft den Spiegel ihrer Heuchelei und Kaltherzigkeit vorhält. Und bei heavy-treibendem Sound kann man die Verwandlung direkt nachvollziehen, Juttas Gesang ist leidenschaftlich und äußerst kraftvoll dynamisch, sie geht in den Songs richtig aus sich heraus und lebt sie mit. Die passenden teils schaurigen Backgroundchöre setzen das i-Tüpfelchen in den Song mit dem episch-traumhaften Gitarrenmittelteil. Der andere lange Song ist "Macbeth", thematisch den Königsmord behandelnd, wird eingeleitet durch ein auf Deutsch gesprochenes Intro und auch hier kann man sich richtig hineinversetzen, wenn Jutta die Hexen imitiert, die in der Küche ihr tödliches Gift köcheln. Die Emotionen kommen beeindruckend herüber, was bei so schwerem Stoff sicher nicht leicht ist, und hier ist es an der Zeit, ihren musikalischen Partner, Mit-Komponisten und Gitarristen Kai Reuther lobend zu erwähnen. Resumé ist, dass sich Verbrechen nicht lohnt (auch wenn THUNDERHEAD mal was anderes behauptet haben), denn Macbeth kann nicht mehr schlafen vor lauter Angst. Das ist aber beileibe nicht alles, denn mit dem gefühlvollen, bereits erwähnten "Heaven" und dem metallischen "My Own Sister" hat man weitere Killer-Songs im Gepäck. In "Blues Metal" wird etwas das Tempo rausgenommen, was eine weitere Chance für einen hymnischen, mit Chören unterlegten Song ist und eine weitere Gelegenheit für den Gitarristen, zu glänzen. Bevor dann bei "Rock Of Metal" wieder Gas gegeben wird, und das ist der vielleicht "normalste" Song hier, ohne Pathos und ausladenden Hintergrund, sondern einfach nur losgerockt.
Wer einen "Nearly A Lovesong" betitelten Track so hart anfängt, hat schon Mut, alles andere als eine Ballade ist dieser Song, der ein aufbauendes Lied für junge Mädchen mit lebensbejahendem Text ist.
Mit "Wounded Pioneer" beschließt man die Platte, und liefert dann noch, als ob es eines weiteren Beweises bedurft hätte, zu welcher Band eine Brücke geschlagen werden soll, eine Live-Version von "Black Bone Song" vom allerersten Konzert der Formation vom März diesen Jahres nach. Fazit: Ein überaus ambitioniertes und dynamisches Werk einer Künstlerin, die noch einiges zu sagen hat und die Musik lebt, was man an jedem Ton hört.
Kontakt: www.jutta-weinhold.de, www.armageddon-music.com

Tracklist:
Strike
Metamorhosis
Macbeth Intro
Macbeth
Heaven
My Own Sister
Blues Metal
Rock Of Metal
Nearly A Lovesong
Wounded Pioneer
Bonus: Black Bone Song (Live)



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