(querstand)

Als mir Roland diese DVD zusandte, war ich zunächst etwas zurückhaltend, da ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe, und mich nicht vor Klassik-Fachleuten blamieren wollte. Diese Bedenken wurden jedoch beim näheren Betrachten zerstreut, steht auf dem Cover hier doch "Barock goes Rock". Zunächst zur Geschichte: Das erstmalig 1742 uraufgeführte Oratorium liegt hier in einem neuen Arrangement des Dirigenten Bernd Wefelmeyer vor. Jenes wurde am 10.11.1989 – einen Tag nach der Maueröffnung – erstmals im Palast der Republik in Berlin vorgestellt. Seitdem erlebte das Werk bereits 33 Konzerte in 15 Städten - und sollte die Produktion mal in meine Gegend kommen: Ich werde da sein! Denn diese Ergänzung der klassischen musikalischen Motive durch Impulse der Popmusik, des Musicals und Gospelgesanges gefällt mir sehr gut. Drei Solisten, die u.a. in der Soul- und Jazzszene tätig waren (Anke Lautenbach, Eva Maria Pieckert und Mike Kilian) stehen dem Projekt vor und werden unterstützt durch die Stouxingers, einen 7-köpfigem Chor aus Halle. Neben dem Symphonic Sound Orchestra treten 4 Musiker der Köstritzer Jazz Band auf, will heißen: In dieser Version des Messias ist auch ein Schlagzeug und eine Gitarre involviert, was vielleicht Klassik-Puristen abschrecken wird, mir gefällts. Diese DVD wurde aufgezeichnet am 3.10.2001 in der Pfarrkirche St. Petri in Magdeburg, die Ausleuchtung ist hervorragend, Ton und Bildqualität ausgezeichnet. Ich hatte die Möglichkeit, den Film auf einer richtig teuren Anlage zu sehen (nee, leider nicht bei mir ...) und da brandete in den hinteren 2 Boxen der Beifall auf, während die Musik aus den vorderen 2 Boxen kam, klasse. Gesungen wird in Englisch, Händel wirkte ja ab 1712 in England. Ein sehr umfangreiches, dreisprachiges Begleitheft mit den Liedtexten und weiteren Hintergrundinformationen ergänzt diese Performance. Man kann im Menü wählen zwischen "Konzert" und "Film", wobei das zweite ebenfalls das Konzert, aber ergänzt durch Interviews mit den Akteuren ist. Cool gemacht, zu Beginn sieht man die Protagonisten in Jeans und T-Shirts im Auto anfahren, bis sie dann in feinem Zwirn in der Kirche stehen. Durch die Interviews wird die ehrliche Freude und die Leidenschaft der Musiker an diesen Adaptionen vermittelt. (Einziger klitzekleiner Kritikpunkt: Der Interviewer ist bei diesen Sequenzen zu leise.) Ansonsten eine tolle DVD, die Leuten mit Skepsis (Berührungsängsten) zu Klassik die Annäherung leicht macht.
Kontakt: www.querstand.de

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