(Escapi Music)

Gesetzt den Fall, Kory Clarke und Co. hätten nur dieses eine Album veröffentlicht, man würde heutzutage wohl kaum andächtig auf die Knie niedersinken, sobald in irgendeinem Zusammenhang der Name Warrior Soul fällt. Ihren Legendenstatus müssen sich die Amis mit anderen Werken erarbeitet haben (wenngleich diese dem Rezensenten zugegebenermaßen noch nicht vertraut sind), denn mit diesem hier haben sich die Kriegerseelen ganz bestimmt kein Denkmal gesetzt. Da man bei Wiederveröffentlichungen aber auf Vollständigkeit bedacht ist, kommt nun eben auch "Chill Pill", welches im ruhmreichen Backkatalog als schwächstes Glied der Kette gilt, zur Ehre einer Neuauflage.
Glaubt man der Überlieferung, so hat Frontexzentriker Clarke dieses Album absichtlich extra unzugänglich gestaltet, um die Plattenfirma zum Rauswurf zu zwingen, da diese wohl für den chronisch ausbleibenden Erfolg verantwortlich sein musste. Nun, die Rechnung ging auf, aber dem geneigten Hörer tat man freilich keinen Gefallen ...
So gibt es auf "Chill Pill" einen äußerst schwer verdaulichen, kühlen und auch stellenweise ziemlich langatmigen Mix aus Psychedelic, Sleazerock, Industrial und Punk. Das Ganze klingt in etwa so, als hätten The Doors mit Ministry eine B-Seite eingespielt. Songs wie "Cargos Of Doom", "Ha Ha Ha" oder "Song In Your Mind" haben zwar unbestreitbare Klasse und lassen ungefähr erahnen, zu was Warrior Soul damals eigentlich fähig waren, mindestens doppelt so viele Stücke jedoch gehen am Hörer völlig vorbei, wirken seelenlos, uninspiriert und spiegeln charakterlich wohl in etwa die Situation der Band im Jahre 1993 wieder, als man sich nicht nur mit den Brotgebern aus dem Business anlegte, sondern es auch bandintern ordentlich krachen ließ.
Auch in Sachen Aufmachung hält "Chill Pill" 2006 nicht unbedingt das, was man heutzutage von einer Neuauflage erwarten dürfte. Alles wirkt reichlich lieblos, Cover und Booklet sind äußerst spartanisch gehalten und die sonst bei Wiederveröffentlichungen üblichen Liner Notes hat man sich gleich ganz gespart. Und über die sogenannten "Bonussongs" möchte man liebsten das Mäntelchen des Schweigens hüllen, denn diese bestehen im Prinzip lediglich aus grottenschlechten Liveaufnahmen und einer Unverschämtheit von Pseudointerview inklusive Jamsession. Der Kaufanreiz dürfte bei diesem Package wohl in etwa bei Null liegen, sofern man nicht zu den getriebenen Jägern und Sammlern gehört, die unbedingt und grundsätzlich alles haben müssen.
Allen anderen, die sich mit dieser durchaus faszinierenden Band beschäftigen wollen, sollten sich vernünftigerweise einen anderen Einstieg wählen.
Bandkontakt: www.koryclarke.com
Labelkontakt: www.escapimusic.com

Tracklist:
1. Mars
2. Cargos Of Doom
3. Song In Your Mind
4. Shock Um Down
5. Let Me Go
6. Ha Ha Ha
7. Concrete Frontier
8. I Want Some
9. Soft
10. High Road
Bonus:
11. Mars (Live)
12. Cargos Of Doom (Live)
13. Song In Your Mind (Live)
14. Shock Um Down (Live)
15. Mark & Kory Interview
 

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