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VOODOO VEGAS: The Rise Of Jimmy Silver
von rls

VOODOO VEGAS: The Rise Of Jimmy Silver   (Eigenproduktion)

Nein, Voodoo Vegas kommen weder aus der mittelamerikanischen Heimat des Voodoo noch aus Las Vegas - es handelt sich um Briten, die mit "The Rise Of Jimmy Silver" ihr Debütalbum vorlegen. Um genau zu sein, haben sich vier Briten und eine Britin zusammengefunden, und interessanterweise steht Meryl Hamilton weder am Keyboard (diese Planstelle ist nicht vorhanden, die gelegentlichen Einwürfe an Piano oder Hammondorgel stammen vom Gastmusiker Stephen Green) noch am Frontmikrofon, wo man Frauen in harten Bands auch heute noch am häufigsten vorfindet, sondern bedient eine der beiden Gitarren und war außerdem auch noch fürs Layout des Booklets zuständig, dessen Coverillustration von Jim Boswell einen Rocker, nämlich offensichtlich den titelgebenden Jimmy Silver, zeigt, der in einer apokalyptischen Landschaft aus Hochhaustrümmern und Bandequipment eine Siegerpose einnimmt, indem er seine Gitarre in die Höhe reckt (und er trägt natürlich stilecht ein Voodoo-Vegas-Shirt). Sonderlich viel optische Ähnlichkeit mit Meryl hat er logischerweise nicht, mit ihrem Gitarrenpartner Nick Brown allerdings auch nicht, ergo wird es sich um eine fiktive Figur handeln, deren Aufstieg Voodoo Vegas hier in 34 Minuten respektive neun Songs plus Intro plus Interludium behandeln. Der dem unauffälligen Intro folgende Opener "King Without A Crown" macht dabei schon deutlich, daß das Quintett einerseits die Tugenden der Hardrockvergangenheit zu würdigen weiß, aber durchaus nicht davor zurückscheut, sie einer vorsichtigen Modernisierung zu unterziehen. Das heißt hier praktisch, daß der Song prinzipiell an AC/DC erinnert, Matt Jolly allerdings teilweise verschleppte Drums darunterlegt, die man in der Form eher aus dem Crossover der frühen Neunziger kennt. In der Folge nehmen die moderneren Elemente allerdings deutlich ab (schon das überraschende schnelle Finale des Openers ist eher Traditionshardrock pur) und machen einer Mixtur aus verschiedensten hardrockenden Substilistika Platz. Da besteht etwa das Interludium aus eher psychedelisch wirkenden Gitarreneffekten und folgt dramaturgisch merkwürdig auf die das Material auch schon selber auflockernde Ballade "What I Pay", die wiederum mit Slidegitarren aufwartet. Den anderen Rahmen um das Interludium bildet der Speedknaller "Mary Jane", der im Refrain geschickt in den hymnischen Modus herunterschaltet, allerdings Jolly wieder mit ein paar Verschiebungen anzeigen läßt, daß Voodoo Vegas eben nicht nur in der ganz weit zurückliegenden Vergangenheit leben, sondern auch in der etwas näheren Vergangenheit Bescheid wissen (so ganz jung sind die Musiker laut Bandfoto nicht mehr, aber die 30 wird auch noch keiner hinter sich gelassen haben). Das erwähnte Piano spielt in "Ferry Song" eine tragende Rolle, denn hier erklingt fast klassischer Rock'n'Roll ("fast" deshalb, weil der Drummer ... okay, der Leser hat's erraten), und Sänger Lawrence Case prägt den Song zusätzlich mit einer Mundharmonika. Überhaupt macht der Gesang richtig Laune - Case klingt wie eine Mixtur aus Steven Tyler und Vince Neil, die richtig singen kann; nötigenfalls erweckt er den Eindruck, daß die Stimme kurz vorm Überschnappen steht, wie im genannten "Ferry Song", aber er macht auch im zurückgenommeneren Modus wie in "Lost In Confusion" eine prima Figur. Aber auch die Gitarrenfraktion versteht nicht nur ihr Handwerk, sondern legt in den geschickt plazierten Soli auch eine gehörige Portion Phantasie an den Tag, und die Arrangeure bringen es zudem fertig, Akustik-Elektrik-Kombinationen wie gleich in "King Without A Crown" mit enorm viel Druck auszustatten. Fehlt in der Menükarte des traditionell geprägten Rockmusizierens noch etwas? Südstaatenrock vielleicht? Bitteschön - "So Unkind" liefert ebensolchen, und der Drummer ... ja, der Leser weiß jetzt schon, was der macht. Wäre mal interessant zu wissen, welcher der Musiker auf dem Bandfoto Matt Jolly ist - einer trägt nämlich ein Karohemd ... Der Quasi-Titeltrack am Ende führt dann nochmal zu AC/DC zurück, baut aber das hämmernde Rock'n'Roll-Piano auch noch mit ein und faßt zumindest einen Teil des Stilspektrums zusammen (und nein, hier gibt es keine verschleppten Drums!). Voodoo Vegas haben im Vorfeld des Releases dieses Debütalbums u.a. mit Glenn Hughes, Fozzy, Uriah Heep und The Wildhearts die Bühnenbretter geteilt, und anhand der unerquicklich kurzen 34 Minuten der CD ahnt man, daß sie zu all denen prima gepaßt haben dürften. Da Pedro Ferreira zudem ein prima Soundgewand gebastelt hat, kann man sich als substilistikübergreifender Freund traditionell geprägten, aber nicht verstaubt klingenden Hardrocks "The Rise Of Jimmy Silver" bedenkenlos zulegen.
Kontakt: www.voodoovegas.com

Tracklist:
Intro
King Without A Crown
Bullet
No More
What I Pay
Interlude
Mary Jane
Ferry Song
Lost In Confusion
So Unkind
Jimmy Silver
 




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