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von gl

VIRON: Ferrum Gravis   (Metal Heaven/Soulfood)

Das Jahr ist noch jung, aber dieses traditionelle Heavy Metal-Album der Band aus Alzey wird 2008 schwer zu toppen sein. Und diese Vorschusslorbeeren sind durchaus nicht nur auf Deutschland bezogen! Nach ihrem "NWOGHM"-Album 2006 (die Bandmitglieder bestreiten, dass die Abkürzung das heißt, was viele dachten ...) legt das Quintett eine derart ausgereifte, durchdachte Platte vor, dass es schon bemerkenswert ist, was die Jungs da nach Feierabend zustande gebracht haben. Aufgenommen erneut im Kohlekeller-Studio hat die Old School-Band natürlich auf Computer-Editing und die nach Nähmaschinen klingenden PC-Drums verzichtet. Hier klingt alles natürlich und unklinisch, sehr angenehm. Wenn ich den Sound und die Produktion hier mal direkt vergleiche z.B. mit den getriggerten Drums auf der letzten CIVILIZATION ONE oder dem Klangbrei auf der neuen EXCITER, sind VIRON mit großem Abstand vorne!
Das brächte natürlich alles nichts, wenn die Kompositionen nicht so edel und intelligent wären, aber dies ist hier der Fall. Gitarrist Thilo Feucht, der den Löwenanteil der Musik komponierte, und Sänger Alexx Stahl, der die Texte dazu beisteuerte, legen uns hier "Thinking Man's Metal" vor, wo man auch mal die Texte durchlesen kann. Nicht zu simpel, aber eben auch nicht zu vertrackt oder zu verkopft, gelingt es der Band grandios, auf dem schmalen Grat zwischen den härteren Genres zu wandeln. Will heißen, schon heavy aber nicht zu stupide gekloppt, schon hart aber eben immer noch melodisch. (Keine Growls: DANKE!!!). "Ferrum Gravis" (lesen hier Lateiner mit?!?) hat keinen Aussetzer, die 9 Tracks sind durchgehend stark. Mit "On The Run" ist ein kleiner Hit dabei, eingängig und hypnotisch treibend und sensationellem Double-Lead Guitar-Part am Ende. "The Isle Of Man" beginnt sehr schnell, nicht viele Drummer (Angelo Sasso mal ausgenommen) können in solch einer Geschwindigkeit noch so präzise spielen, und ist mit seinen 6 1/2 Minuten ein sehr komplexes Stück, das man sich mehrmals anhören muss. Hier war Alexx kritischer gegen sich selbst als der Unterzeichner - seine Befürchtungen, es mit den "Oh-oh-ohs" übertrieben zu haben, teile ich nicht, da es klasse passt. Und auch das ruhige Antikriegslied "War" - textlich fast schon mit philosophischem Ansatz -, wo der Sänger Bedenken hatte, die "Men of War"-Passagen könnten zu sehr auf eine bekannte Band hinweisen, ist ein Kleinod überragender Kunst. Weiter geht's mit wiederum einem Kracher: "Beyond The Gates" (geschrieben von Gitarrist Roger Dequis), einer Riffattacke mit Stakkatoparts, wo sich die Instrumentalfraktion so richtig austoben kann. Wenn sie sonst immer Klischeevermeider sind, versammeln sie in "Metal Ball" alle solchen, wie Alexx kürzlich beim Interview mit einem Schmunzeln selbst meinte. Mein Lieblingsstück dieses schweren Metalls ist "Playground For Billions", was sich schon so herrlich zusammenbraut, langsam beginnt, dann lange im Midtempo bleibt, sich dann unbemerkt steigert und die Band in Topform zeigt. Thilo liefert dann am Ende mit dem über 11-minütigen "Sniper" sein kleines Meisterwerk ab. (Bei anderen Bands, man hat es leider schon zu oft erlebt, wären dies 7 Minuten Leerlauf ohne Musik und dann vielleicht noch ein kleines Stück gewesen.) Nee, hier sind 11:39 Minuten zu hören, die den vertonten inneren Kampf eines Soldaten umsetzen, der einen Kriegsgegner erschossen hat und nun nicht damit leben kann, ein Mörder zu sein, und sich am Ende deswegen selbst erschießt. Das hat die Band dermaßen brillant umgesetzt, dass ich schon wieder eine Lobeshymne loslassen könnte, aber ich denke, meine Meinung klar gemacht zu haben.
VIRON haben den beeindruckenden Gegenbeweis angetreten, dass es sehr wohl möglich ist, mit einem relativ bescheidenen Budget eine absolut international konkurrenzfähige Metal-Platte abzuliefern.
Kontakt: www.viron1.com, www.aorheaven.com

Tracklist:
Liberatorn
On The Run
The Isle Of Man
War
Beyond The Gates
Metal Ball
Playground For Billions
Led Astray
Sniper
 




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