www.Crossover-agm.de VIOLET VORTEX: Lure Elegant
von rls

VIOLET VORTEX: Lure Elegant   (Secret Port Records)

Das Debütalbum von Violet Vortex kommt mit einer interessanten Zahlensymbolik daher: Die 8 Songs drehen sich nämlich genau 44:44 Minuten im Player. Keine Ahnung, ob das nun Zufall oder Absicht ist - aber gerade der Doom Metal ist ja für Symbolismen recht bekannt, die durchaus auch mal ein paar religiöse Anwandlungen zulassen, was im Falle von Violet Vortex aber im wesentlichen auf das Kreuz im Bandlogo beschränkt bleibt und keinen Widerhall in den Texten findet. Statt dessen unternimmt Texter St. Spirus (an welchen Bandnamen ist dieses Pseudo wohl angelehnt?) einen Ausflug in die Mythologie seines Heimatlandes Griechenland ("Marsyas, The Satyr"), widmet "Riding Forever Free" einem früh (mit 24) verstorbenen Freund und behandelt gleich mehrfach das Thema verlorener oder aber gar nicht erst zustandegekommener Liebe, was im am Schluß des Albums stehenden Quasi-Titeltrack "Lure Of Visage Elegant" (man beachte das Anagramm!) mit der letzten Textzeile "We forgot how to LOVE!!!" seinen verzweifelt-resignierten Höhepunkt findet (nebenbei bemerkt mit einem vorangestellten Text, den ich phasenweise leider nur zu deutlich nachvollziehen kann - der episch-düstere Ausklang des Songs pflanzt dann die letzte Christrose auf das Grab). Musikalisch siedeln die vier Jungs aus dem Land des Fußball-Europameisters 2004 wie erwähnt im Doom Metal, und zwar in dessen Black Sabbath-lastiger Urvariante, also mit zahlreichen Siebziger-Einflüssen, scheppernden Becken und vergleichsweise abwechslungsreichen Tempi, allerdings ohne die durchschlagende Massivität und Einprägsamkeit von Tony Iommis Riffing, dafür bisweilen mit etwas mehr Leichtigkeit interpretiert - der ausladende dreigeteilte Solopart in "Riding Forever Free" mag als Beweis für diese These dienen. Violet Vortex haben mit Alexander P. und Thomas G. (um es vorwegzunehmen: auch das vierte Bandmitglied, nämlich Drummer Alex T., ist dem Aküfi, also dem Abkürzungsfimmel, verfallen) zwar zwei Gitarristen in der Band, aber doppelläufiges Riffing soll eine Seltenheit bleiben (man wird immerhin in "Marsyas, The Satyr" an recht prägnanter Stelle im Vorschlußteil fündig), und stilistische Einflüsse aus der Zeit nach 1972 bleiben sowieso außen vor. Daß St. Spirus im achtminütigen "Ultraviolet Dreams" zweimal kurze hohe Schreie einstreut (ansonsten bewegt er sich im klaren, meist mittellagigen Bereich), kann im Kontext von "Lure Elegant" schon als Gipfel der Progressivität gewertet werden. Der Song selbst beginnt mit einem warmen Akustikintro und entwickelt sich zu einem vielschichtigen Doomer weiter, wohingegen das folgende "Marysas, The Satyr" einen zunächst konsequent schleppenden und mal mit einem sehr prägnanten Riff ausgestatteten Kontrapunkt setzt, der erst nach vier Minuten eine entscheidende Tempovariation nach oben zuläßt. Violet Vortex unterliegen also nicht dem Irrtum, daß Doom a) grundsätzlich langsam, deshalb b) monoton und für viele c) daher langweilig sein müsse, wenngleich ihnen eine Ausdruckskraft wie die der Genremeister Candlemass oder Solitude Aeturnus noch versagt bleibt (und das liegt nicht daran, daß sie konsequent auf den Einsatz von Keyboards, selbst als hintergründigen Stimmungsteppichleger, verzichten). Die absoluten Übersongs haben Violet Vortex auf "Lure Elegant" also noch nicht verewigt, aber es ist ja wie erwähnt auch erst ihr Debütalbum, und für dieses dürfen sie sich eine kompakte gutklassige Leistung gutschreiben lassen, die zwar etwas zu drucklos produziert wurde, aber das Problem kann man ja mit einem Griff zum Lautstärkeregler beheben. Freude ursprünglichen Dooms sollten dieses Album also ihrer Sammlung einverleiben.
Kontakt: www.geocities.com/violetvortex_gr; Secret Port Records, Theodosis Miras, PO Box 48, 180 10 Aegina Island, Greece, port1@otenet.gr, www.secretport.com

Tracklist:
Trouble
Luv
Bitter Love
Riding Forever Free
Ultraviolet Dreams
Marsyas, The Satyr
Blind Truth
Lure Of Visage Elegant
 



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