www.Crossover-agm.de DONNIE VIE: Extra Strength
von gl

DONNIE VIE: Extra Strength   (Livewire / Cargo)

Keinerlei Promotion oder auch nur Hinweise auf diese Platte, Fehlanzeige, wenn man mal gucken will, was denn die Kollegen so schreiben - keine einzige Besprechungen in Deutschland ... Und selbst der Promoter muss die Scheibe erst in England ordern, da ich wohl der einzige bin (!), der hier noch Interesse hat ... es ist ein einziges Trauerspiel, was sich um einen der begnadetsten Songschreiber abspielt, der Ende 2007 sechzehn Jahre zurückging und das 2. ENUFF Z'NUFF-Album im Alleingang neu einspielte. Dabei können wir noch froh sein, dass sich das kleine englische Label Livewire (welches keine Homepage zu besitzen scheint und nicht mit dem gleichnamigen Hardcorelabel zu verwechseln ist) der Sache angenommen hat, der Handvoll Fans im Heimatland des Künstlers bleiben nur noch Downloads ...
Donnie spielt die ersten sieben Stücke genau in der Reihenfolge, wie sie auf dem Original aus dem Jahre 1991 erschienen, und seine melancholische Stimme hat in der langen Zeit nichts von ihrer Ausdrucksstärke verloren. In diese akustischen, zumeist nur mit Gitarre begleiteten Versionen kann man sich schnell einfinden und sie genießen, die Songs haben wirklich gar nichts von ihrer Stärke verloren - wie heißt es so schön: A good song is a good song! "Strength" ist beiliebe nicht das einzige Juwel hier, aber natürlich das mit am meisten erwartete, zumal die Urversion - und jetzt wird's persönlich - bei mir durchaus helfenden Charakter hatte in der Überwindung dunkler Stunden. Und siehe da - auch in dieser "stripped down"-Fassung, mit Klavierbegleitung und ein klein wenig zu viel Hall auf der Stimme funktioniert es. (Also auch ohne Johnny Frigos Geige - Dereks Opa (!), ein bekannter Violinist in Amerika, veredelte damals den Song.)
Ein Stück, das mir hier auch sehr zusagt, momentan sogar mehr als die Urversion, da die Behandlung einfach passt, ist "In Crowd". Und mit der Neueinspielung von "Goodbye" ist Donnie ein sagenhafter Volltreffer gelungen, der sogar dem bereits hervorragenden Original ebenbürtig ist. Das Stück mit dem Klavierintro verlangte aber auch geradezu nach dieser Neubearbeitung und Herr Vandevelde macht hier alles richtig - grandios.
"It's No Good" (im Original nicht auf "Strength", sondern vom Album "Seven" aus dem Jahre 1997) erfährt auch eine Neubearbeitung und dann schiebt er uns, als sei es ganz natürlich, noch eine sehr schöne Version des BEATLES-Stücks "In My Life" nach, was hervorragend in diesen Kontext passt. Das Album widmet er übrigens auch John Lennon, was 27 Jahre nach dessen Tod schon mal bemerkenswert ist. Dann geht's weiter mit "Mother's Eyes", rückwirkend ein Fehler, den Titel als Single zu veröffentlichen, und diese Neuinterpretation bestätigt diese These eher, denn diese neue, schlechtere Version enttäuscht eher.
"Long Way To Go" anno 2007 belegt mit seiner Länge einmal mehr, dass es sich hier keineswegs um runtergenudelte Versionen alter Lieder handelt, ist diese Fassung des Rock'n'Roll-Krachers von damals jetzt in der ruhigen Version doch fast doppelt so lang wie der 16 Jahre ältere Bruder. Hier hat Donnie mit seinem Gitarristen Tim Tame fast einen neuen Song geschaffen.
Das "Blue Island" (auf das sich beim Album "Welcome To Blue Island" wieder bezogen wurde) ist ein weiterer Höhepunkt sanfter Musizierkunst, starke Songs funktionieren auch ohne Schlagzeug und Bass.
Einer der bewegendsten Momente auf "Strength" war für mich stets "The Way Home" - damals schon mit Piano begleitet vor der Überleitung in das Stück "Coming Home", jenes lässt sich schlicht nicht übertragen in ein semi-akustisches Klanggewand, fehlt somit ebenso wie "Something For Free" (gleicher Grund) hier auf "Strength Revisited" - wie die Platte auch heißen könnte. Aber das traurige und doch wunderbare "The Way Home" selbst gibt's und dafür bin ich sehr dankbar. "Time To Let You Go" fällt hingegen wieder etwas ab, störend bei "Extra Strength" fallen die unterschiedlichen Lautstärken der Songs sowie die unterschiedlichen Sounds einzelner Tracks auf, und das hier ist einer der nicht ganz so gut produzierten Tracks. Damals beendete das soeben erwähnte Stück die Platte, was auch sinnig wäre, aber hier kommt jetzt noch "Baby Loves You" mit (Electric) in Klammern dahinter stehend, was mir in dieser rauen Version incl. eines ausspuckenden Sängers im Mittelteil nicht gefällt und auch nicht zum Rest dieser schönen Rückbesinnung passt.
Das Originalalbum
Exzentriker Donnie Vie, von dem man nie genau weiß, ob er jetzt wieder mit Chip Auftritte machen will oder nicht (und wer dann Gitarre und Schlagzeug spielt, ist ja auch mehr als ungewiss ...) hatte hier eine Sternstunde. Wenn er doch nur sonst im richtigen Leben nicht selbst sein größter Feind wäre und durch seine ungerechtfertigten gehässigen Kommentare gegen Monaco die Chance der gemeinsamen Besinnung auf musikalische Stärken vernichten würde. Das hätte sicher nicht nur ich mir nach einem weiteren Tod im Lager der ewigen Underdogs gewünscht. (Nach Derek Frigo vor 3 Jahren verstarb vor wenigen Monaten auch Drummer Ricky Parent.)
Kontakt: www.donnievie.com

Tracklist:
Heaven Or Hell
Missing You
Strength
In Crowd
Hollywood Ya
World Is A Gutter
Goodbye
It's No Good
In My Life
Mother's Eyes
Long Way To Go
Blue Island
The Way Home
Time To Let You Go
Baby Loves You (Electric)



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