www.Crossover-agm.de V.A.: Stone Premonitions Sampler (Revised Edition)
von rls

V.A.: Stone Premonitions Sampler (Revised Edition)   (Stone Premonitions)

Diese Werkschau aus dem Hause Stone Premonitions stammt bereits aus dem Jahre 2000, wurde aber anno 2001 nochmal als "Revised Edition" rausgebracht, wobei mir mangels Kenntnis der ersten Version apocryph bleibt, worin denn die Unterschiede der beiden Editionen bestehen. 10 Bands bzw. Projekte steuern je einen bis zwei Songs bei, und wem das Label kein unbekanntes ist, der kann sich von vornherein ausmalen, daß es hier viel Uraltrock, Psychedelic, Prog und haufenweise abgedrehte Einfälle geben wird. Und das ist letztlich auch die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Census Of Hallucinations eröffnen mit "The Moon"; einen festgelegten Stil haben sie ja bekanntlich nicht, wie man in der CD-Rezension zu "The 4th Dimension" nachlesen kann, aber dieser Song lagert schon irgendwo in Spacerocknähe. Gleichzeitig progressiver und rockiger kommen Krom Lek mit "Long Meg" daher (exzellenter Song!), bevor wir mit dem ersten Beitrag von Body Full Of Stars irgendwo in den Endsechzigern landen, zwischen Cream und Hendrix vielleicht. "Jump Up! (For The Mayan People)" heißt übrigens der vollständige Titel auf dem "Falling Angels"-Album, aber man frage mich nicht, was denn die Maya damit zu tun hätten. Hernach wartet das absolute Highlight der CD in Gestalt von "Beyond The Light" einer Formation namens Mr Quimby's Beard. Keine Ahnung, wer Mr Quimby ist, aber wenn er sich solche Klassesongs aus seinem Bart schüttelt, muß dieser so lang sein wie der aller ZZ Top-Mitglieder zusammen. Zehneinhalb Minuten rein instrumentaler Progrock mit Space-Anstrich und vielen kompatiblen Geräuschen, aber einer melodisch stets nachvollziehbaren Grundharmonie und einigen "Ohoho"-Chören - das haben auch Eloy zu ihren Glanzzeiten nicht immer hinbekommen, und da müssen selbst die beileibe nicht schlechten Dice klein beigeben. Das folgende "Menage A Trois" stammt eigentlich aus dem Fundus von The Rabbit's Hat (zu hören auf "Outsiders"), ist hier aber als Song von Terri B. angegeben (von deren Soloalben sich bisher keins in meiner Sammlung befindet). Muß die Rabbit's Hat-Version nochmal kontrollhören, ob's die gleiche ist (wird aber wohl nicht so sein, ansonsten würde die Künstlerzuordnung ja keinen Sinn machen, obwohl Terri B. auch bei The Rabbit's Hat am Mikro steht). Gemächlich hoppelnder, leicht progressiver Poprock ist das hier. In Paul Roses Fast-Instrumental "U.F.O.s" steht die warme Gitarrensprache des Meisters himself im Vordergrund, wohingegen spacige Elemente trotz des Songtitels nahezu abwesend sind - lediglich ein paar thematische Sprachsamples stellen offenbar einen Zusammenhang zum Sujet her. Den längsten Beitrag der CD können sich The Rabbit's Hat gutschreiben lassen. Der Elfminüter "Ignorance Is Bliss" findet sich titelmäßig auf keiner der vier in meinem Schrank stehenden Alben dieser Formation (was nichts zu bedeuten hat, gibt es doch noch mindestens sechs The Rabbit's Hat-CDs, die ich nicht besitze), aber das Hauptthema kommt mir doch irgendwie bekannt vor; vielleicht hieß der Song also mal anders, aber um das rauszufinden, müßte ich die vier CDs nochmal intensiv durchhören. Musikalisch prägen der typische Gitarrensound und die ebenfalls nicht zu verkennende Stimme von Tim Jones diese leicht psychedelische Progrocknummer, der lediglich das zu ausgewalzte Intro nicht guttut. In für Stone Premonitions eher ungewöhnliche Gefilde begeben sich Spacehopper mit "Supersensitive", denn hier kommt viel Indierock zum Vorschein, der je einmal an einem Joint von The Sweet, Oasis und Kiss ziehen durfte. Das rockt dann geradeaus nach vorne los (auch dank der durchgängig treibenden und doch nicht monotonen Drums) und hat noch ein schönes Gitarrensolo, bei dem man den Gitarristen förmlich schräg auf der Bühne hängen sieht, gebunkert. "Don't Eat Bricks" empfehlen uns Neon anschließend (gibt ja bestimmt auch Durchfall) in der Kürze von 2:19 Minuten, und dieser Song wäre auf "Shades Of Deep Purple" ganz und gar nicht aus dem Rahmen gefallen, obwohl der Sänger mit Rod Evans überhaupt nichts am Hut hat (dafür kennt der Gitarrist aber Herrn Blackmore und der Keyboarder Herrn Lord). In der vergleichsweise kompakten Distanz von 3:54 Minuten dürfen The Rabbit's Hat dann zum zweiten Male ran. Auch "Strange Meeting II" findet sich titelmäßig nicht auf einer meiner CDs, spiegelt aber die halbakustische Ader der Band wider (wer singt hier eigentlich? Das klingt ganz und gar nicht nach Tim Jones, Terri B. ist im Hintergrund aber ohrenscheinlich dabei). Tim Jones darf dafür anschließend gleich solistisch ran, und zwar mit "Vitus De Dance". Darin führt er zwar keinen Veitstanz auf, geht aber doch ungewohnt straight, riffbetont und rockig zu Werke und singt zwar identifikabel, aber doch ein gutes Stück rauher als sonst. Wer in diesem Track eher zum Veitstanz neigt, ist der Drummer, der einen doch recht eigenartig zusammengesetzten Rhythmusteppich ausrollt, der aber merkwürdigerweise trotzdem fast faltenfrei bleibt. In unserer heutigen Zeit fast noch relevanter als zu seiner Entstehungszeit (man findet es auf "Welcome!") ist das textlich bitter-sarkastische "We're All Americans Now" von Body Full Of Stars, das folgerichtig wohl einen ganz kleinen Springsteen-Touch hat, auch wenn es generell im Stone Premonitions-typischen Gewand verbleibt. Den Abschluß bilden noch einmal Krom Lek, die mit "Gaia Mother" offenbar nur textlich einen Verwandten von Tiamats "Gaia" eingespielt haben, musikalisch hingegen verdeutlichen, wie Jethro Tull klingen könnten, wenn sie Weltmusik spielen würden. Auch interessant und damit einen Sampler abschließend, auf dem neben einem absoluten Highlight (Mr Quimby's Beard) noch eine Reihe weiterer entdeckenswerter Stoff lauert und den nur derjenige nicht erwerben sollte, der eh schon das komplette Programm von Stone Premonitions im Schrank hat.
Zu haben bei der neuen Adresse Stone Premonitions, Arch House, Front Street, Alston, Cumbria, CA9 3QW, info@archhouse9.fsnet.co.uk
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver