www.Crossover-agm.de UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY: Fall In Love With The World
von rls

UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY: Fall In Love With The World   (Inside Out)

Unitopia hatten sich in der Progwelt einen durchaus guten Namen erspielt, aber die beiden Projektköpfe Mark Trueack und Sean Timms entzweiten sich schließlich, und jeder gründete anno 2014 ein eigenes Bandprojekt. Dasjenige von Trueack hört auf den Namen United Progressive Fraternity und brachte es fertig, das Debütalbum "Fall In Love With The World" noch im frühen November des Gründungsjahrs zu veröffentlichen (und gar noch einen reichlichen Monat vor dessen Release in Holland auf Tour zu gehen), wobei es sich nicht etwa um einen zusammengeschusterten Schnellschuß mit reichlich halbstündiger Spielzeit handelt, sondern um ausgewachsene und ausgetüftelte 68 Minuten. Gut, man konnte sicherlich von gewissen strukturellen Glücksfällen profitieren: Vier der sieben Musiker stammen von Unitopia, kennen also die Arbeitsroutinen bestens - die anderen drei aber sind neu und brachten offensichtlich den nötigen frischen Wind ein. Zwei der drei kennt man in Europa bestens: Keyboarder Guy Manning brachte unter eigenem Nachnamen bereits interessante Werke heraus, und Marek Arnold spielt bei UPF zur Abwechslung mal nicht hauptamtlich Keyboards wie bei Toxic Smile oder Seven Steps To The Green Door, sondern Klarinette und Saxophon, wobei gerade letztgenanntes Instrument auch bereits bei Unitopia besetzt war, für deren Songwriter bzw. Arrangeure also kein Neuland darstellte und die Kombination aus Routine und frischem Wind hier offenbar besonders fruchtbar ausfallen konnte. Freilich läßt das relativ bombastische Intro "We Only Get One World" durchaus auch andere Möglichkeiten für den Rest der Platte offen als den oftmals recht entspannten Progrock, den wir dann real zu hören bekommen. Aber Trueack und seine Brüder sind erfahren genug, im richtigen Moment dann doch einen Gang nach oben zu schalten, etwa in "Intersection", im Gegensatz zu seinem Titel durchaus nicht nur ein Zwischenspiel, sondern ein "vollwertiger" Song, der erstmal knapp zwei Minuten dahinplätschert, als sei er wirklich nur ein Zwischenspiel, dann allerdings in einen dynamischen und merkfähigen Refrain mündet und einige Windungen später um Minute 5 auch noch einen relativ wilden Heavy-Part eingepflanzt bekommen hat, bei dem lediglich die Einpflanzstelle etwas holprig anmutet - aber das könnte auch songwriterische Absicht sein, denn das Gitarrensolo schießt kurz vor Minute 7 ähnlich plötzlich um die Ecke. "Choices" wiederum ist insgesamt einen Deut rockiger ausgefallen, und auch hier zeigt sich ein glückliches Händchen für einen merkfähigen Refrain. "The Water" stellt keine Coverversion von Hidden Timbre dar und trotz der Refrainzeile "Cool clean water" auch keine von Malarias "Kaltes klares Wasser", steht aber gleich zweimal auf der Platte, nämlich zum Schluß noch in einer als "Alternative Mix" gekennzeichneten Variante, die etwas "künstlicher" klingt und einen markant anderen Rhythmusgitarrensound auffährt, dafür aber ohne die orchestralen Elemente, z.B. die posaunendominierten Einwürfe, auskommt. (Komme niemand und vermute eine künstliche Streckung der Scheibe - sie wäre auch so noch über eine Stunde lang gewesen.) In der regulären Version stehen einige Orchestertürme und Vokalverschachtelungen, dazu kommt eine herbe Gitarrenarbeit irgendwo zwischen Indierock und, ja, was eigentlich? "Don't Look Back - Turn Left" wiederum eignet sich für Ethnorock-Freunde, und das keineswegs nur wegen der perkussiven Elemente (mit Tim Irrgang ist auch der alte Unitopia-Percussionist bei UPF dabei, der hier wie schon damals Drummer Dave Hopgood zur Seite steht); die Band schreckt hier nicht mal vor Akkordeonklängen zurück, während man in "Travelling Man (The Story Of ESHU)" eine Violine vernimmt und der große Refrain hier sogar am Progmetal kratzt. Der über 20minütige Song bildet sowas wie das Herzstück des Albums, kombiniert wilde Abfahrten mit entspannten Akustikparts, Flöten- und Violinsoli und bleibt über seine Spielzeit hinweg immer spannend, weil man gespannt ist, was einen hinter der nächsten Biegung erwartet, ohne daß man aber damit rechnen muß, völlig vor den Kopf gestoßen zu werden. Der Rezensent allerdings knobelt immer noch, an wen ihn die "How long"-Einwürfe rund um Minute 16 erinnern, und irgendwie ist es nach gewisser Überlegung logisch, daß die Violine hier das letzte Wort im großen Bombastfinale (das man sich freilich durchaus noch größer hätte vorstellen können) hat. Der Titeltrack bleibt halbakustisch, führt aber als zusätzliches Instrument noch eine Mandoline ein, und "Religion Of War" als relativ harter Rocktrack erinnert in seiner Harmonisierung fast an die Grunge-Sparte und könnte gar auf einem der letzten Soundgarden-Alben gestanden haben, auch wenn das Akustikbreak in diesem Kontext natürlich reichlich ungewöhnlich gewesen wäre. Mit dem bereits angesprochenen Zweitmix von "The Water" endet eine interessante Scheibe, mit der sowohl Unitopia- als auch Seven-Steps-To-The-Green-Door-Freunde warm werden könnten.
Kontakt: www.insideout.de

Tracklist:
We Only Get One World (Overture)
Choices
Intersection
The Water
Don't Look Back - Turn Left
Travelling Man (The Story Of ESHU)
Fall In Love With The World
Religion Of War
The Water (Alternative Mix)



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