www.Crossover-agm.de UNDISCOVERED: Undiscoveredrock
von rls

UNDISCOVERED: Undiscoveredrock   (Sound Guerrilla)

Warum dieser Haufen noch "unentdeckt" ist, läßt sich relativ leicht konstatieren: Er spielt generell eine Sorte Musik, die in einigen VIVA-Sendungen dauerrotiert, ist für ebendiese Dauerrotation aber schlicht und einfach zu gut. "Psychedelischer Indierock mit Retroanklängen" steht im Infoblatt als Stilbeschreibung, und das paßt auch recht gut, muß aber noch etwas ausdifferenziert werden. Zunächst fällt auf, daß mit Jürgen Schmitz und Christian Hinxlage gleich zwei Sänger im Line-up vertreten sind (beide spielen auch Gitarre), sich der Gesangsanteil in der Musik dafür aber ausgesprochen gering ausnimmt und irgendwelche hittigen Refrains, "Jolia" mal ausgenommen, ganz abwesend sind (dafür haben Undiscovered aber beispielsweise in die Strophengesänge von "Funghi" einen gewissen Wiedererkennungswert eingebaut). Im Booklet gibt's dementsprechend auch keine Lyrics zu lesen, sondern nur ein oder zwei kurze Gedanken als Anhaltspunkte beim Hineindenken in die Songs. Generell kommt sowohl flächiger und erfreulich unnöliger Klargesang als auch (gelegentlich) hysterisches Geschrei zum Zuge, was eine antagonistische Entsprechung in der Musik findet, denn auch hier wechseln halbakustische (aber trotzdem meist flotte) Passagen mit wildem Instrumentalgeschrubbe, das dennoch nie ins völlig Chaotische abgleitet und dem auch das orgiastische Element, das man bei vielen Psychedelikern, Spacerockern oder Proggies findet, weitreichend abgeht. Statt dessen arbeiten Undiscovered gelegentlich mit dem Stilmittel der nahezu endlosen Repetition einzelner Parts (was beispielsweise Tiamat auf "Wildhoney" anno 1994 eindrucksvoll vorexerziert hatten), das sie aber nicht konsequent ausreizen, sondern dann lieber (wie in "Mucmuc") fett nach vorne losrocken und einfach nur Druck machen. Zukleisternde Keyboards, wie viele Kollegen sie zu benötigen glauben, gibt es auf "Undiscoveredrock", dem Debüt der in Dinklage, Diepholz, Köln und Osnabrück beheimateten vier Musiker, nicht zu hören, auch wenn der eine oder andere (letztlich wohl doch gitarrenerzeugte) Effekt durchaus synthetischen Ursprungs sein könnte. Überhaupt bilden die Gitarren einen Trumpf von Undiscovered: Sie schrammeln nicht wie die vieler Indierockkollegen nur wild in der Gegend herum, sondern setzen durchaus auch "klares" Riffing ein, und "Payot" überrascht gar mit einem richtig classicrockigen Gitarrensolo. Arrangementtechnisch kann sich die Band durchaus beherrschen und in dreieinhalb Minuten mit einem Song fertigwerden, aber sie läßt auch ihre epische Seite durchklingen und dehnt "You're 6 But I'm 7" auf knappe neun, den Abschlußtrack "Gigant" mit einem ausladenden Schlußteil gar auf knappe zehn Minuten aus. Nicht verschwiegen werden darf allerdings, daß auch Undiscovered wie viele Indiekollegen ein wenig an Unvariabilität leiden und man bestimmte Passagen (eben wenn die Gitarren in wildes Geschrammel verfallen) in ähnlicher Form in verschiedenen Songs zu hören bekommt, was das Album als Ganzes zwar homogener, die Songs selber aber austauschbarer macht. Das fällt beispielsweise im Anfangspart von "You're 6 But I'm 7" auf, der einem wie in den ersten fünf Songs schon mal gehört vorkommt, bevor Undiscovered das Tempo etwas rausnehmen und diesen Song in eine Richtung weiterentwickeln, die verdeutlicht, wo Anathema heute stehen könnten, wenn sie nach "Alternative 4" einen Schritt in die Indie-Richtung gegangen wären und keinen halben zurück in Richtung "Eternity" (der dann in "Judgement" resultierte). Wenn "Undiscoveredrock" mit seinem lustigen Giraffencover nicht im Laden steht, kann man sich bei www.sound-guerilla.de über die Erhältlichkeit erkundigen.
 




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