www.Crossover-agm.de UNDERTOW: harmOnE
von rls

UNDERTOW: harmOnE   (Sub Zero Records)

Durch verschiedene Umstände bedingt lag diese CD lange Zeit unreviewt im CrossOver-Dunstkreis, und obwohl das nächste Album "UnitE" planmäßig schon releast sein müßte, sollen an dieser Stelle doch noch ein paar Worte zum hintergründig betitelten "harmOnE"-Werk folgen. Die drei Burschen aus dem Ländle werden gern mal in die Doom-Ecke gesteckt, und obwohl Basser Thomas Jentsch auf dem Bandfoto ein Crowbar-Shirt trägt und man anno 2000 auch mit dieser Band auf Tour war, so kann man Undertow doch nicht vorwerfen, sie würden Kirk Windstein und dessen Mannen kopieren, obwohl Sänger/Gitarrist Joachim Baschin witzigerweise dem die gleichen Positionen bekleidenden Windstein auch noch etwas ähnlich sieht. Joachim hat aber einen gnadenlosen Vorteil: Er kann besser singen - oder anders ausgedrückt: Er kann wirklich singen und nicht nur brüllen (wobei ich anmerken muß, daß die letzte mir bekannte Crowbar-Scheibe "Broken Glass" aus dem Jahre 1996 ist, ich also nicht weiß, ob Windstein mittlerweile auch den Begriff "Melodie" für sich entdeckt hat). Ähnlich wie Crowbar gehen aber auch Undertow recht puristisch zu Werke (zweistimmige Gitarrenpassagen wie im phantastischen "Ramiltan" bleiben die Ausnahme, zumal sie live mit nur einem Gitarristen eh nicht umzusetzen wären), verzichten weitgehend auf Soli (wesentliche Ausnahmen: "Armaghetto" und "Lotanode") und strukturieren die Songs anhand des Riffings und ihrer vielfältigeren Gesangsmöglichkeiten (selbst wenn Joachim Baschin zu brüllen beginnt, so wirkt dies doch nie so gequält wie bei Windstein, und im erwähnten "Ramiltan" sowie in einigen anderen Tracks versucht man sich auch an mehrstimmigen, relativ eingängigen Gesangslinien). Einer pauschalen Einengung auf das Doom-Genre entziehen sich Undertow schon mit der Geschwindigkeitsanlage des Openers "Fubar", des kurz vor Toresschluß heranstürmenden "Lotanode" oder des im Falle einer vorhandenen Kassetten- oder Langspielplatten-Auflage die B-Seite eröffnenden "Highwire", und richtig träge dahinschleichende Tracks gibt's unter den 10 größtenteils sehr kompakt inszenierten Exempeln eigentlich gar nicht, obwohl einer "My Doom" heißt und der ausgewalzteste ist, den man auf der CD zu hören bekommt. Er verarbeitet offensichtlich eine verflossene Liebe, versinkt aber nicht in agonischem Nihilismus, sondern läßt im allein zurückbleibenden Protagonisten die Chance für einen Neuanfang, auch wenn sich derselbe vorerst wieder im Alleinsein äußern muß (das Gefühl kenn' ich nur zu gut). Generell sind leider nicht die kompletten Lyrics abgedruckt, sondern jeweils nur Auszüge aus diesen - andererseits kann sich der Hörer auch jeweils seinen persönlichen Teil dazudenken und selbst bestimmen, wie düster der dann aussieht, passend oder auch als Kontrast zu den wenig harmonischen Geschichten aus dem Hause Undertow. In der Gesamtbetrachtung fällt auf, daß die etwas epischeren Tracks ("Lotanode", "Highwire" und eben "My Doom") alle in der zweiten Albumhälfte stehen, aber ich weiß nicht, inwieweit da Absicht dahintersteckt. Wer sich also eine musikalischere, abwechslungsreichere und insgesamt etwas lebensfrohere Version von Crowbar wünscht (bei der die im Info angegebenen Einflüsse aus Thrash und Hardcore zwar nicht ganz zu leugnen sind, aber alles andere als Schlüsselrollen spielen) oder wer generell auf alle Schattierungen im Umkreis des Doom Metal steht, der sollte Undertow ein Ohr leihen.
Kontakt: www.undertow.de



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