www.Crossover-agm.de THIN LIZZY: Thunder And Lightning Tour (DVD)
von gl

THIN LIZZY: Thunder And Lightning Tour (DVD)   (RTE / Sony BMG Music Entertainment)

23 Jahre nach dem Konzert tauchen tolle Aufnahmen des letzen in Irland gefilmten Gigs der Band auf. Laut Coveraufdruck sogar des letzten gefilmten Konzertes der Band überhaupt! Als Zeitzeuge (Mann, klingt das antiquiert ...) kann ich ggf. ein paar Takte dazu sagen, da ich nach diesem Auftritt (er datiert vom 9. April 1983) THIN LIZZY noch zweimal sah: Im August '83 auf dem Reading Festival und 1 Woche später beim Monsters Of Rock in Kaiserslautern, wobei die allerletzte THIN LIZZY-Show m.E. einen Tag später in Nürnberg stattfand. Kaum zu glauben, dass dreimal nicht mitgefilmt wurde!?!
Das Line-Up um Phil Lynott wurde just ein halbes Jahr zuvor wieder einmal verändert: Neu zur Band hinzu kam der junge John Sykes (von den seinerzeit noch sehr harten TYGERS OF PAN TANG) - ein solch metallisches Album wie eben "Thunder And Lightning" wäre sicher mit seinem Vorgänger Snowy White nicht möglich gewesen! Sykes stieß im Herbst 1982 mit dem auch neuen Keyboarder Darren Wharton (später DARE) zu den eingespielten Brian Downey, Schlagzeug (Gründungsmitglied) und Scott Gorham an der Gitarre (seit 1974 dabei) hinzu und war maßgeblich an den Kompositionen dieser einen Platte mit beteiligt.
Das Konzert zeigt die Band in Hochform auf der Tour zum Album "Thunder And Lightning" bei ihrem Heimspiel in Dublin. Eröffnet wird stürmisch mit dem Titeltrack und das Bild ist ordentlich angesichts des Alters. Angenehm ist die unaufgeregte Bildführung, wobei eben nicht alle 2 Sekunden geschnitten wurde, man möge dies mal den heutigen Regisseuren zeigen.
Die Band und der Bühnenaufbau haben wirklich Starpotential, was noch durch 2 Monitorboxen unterstützt wird, die von Sykes und Gorham als Podeste benutzt werden, von denen sie dann auch immer runterspringen, was natürlich bei den wallenden Haaren vor allem von Sykes klasse aussieht. (Und genau solcherart "Podeste" waren 20 Jahre+ lang nicht gesehen, bis 2006 DRAGONFORCE bzw. ihre beiden Gitarristen genau das wieder salonfähig gemacht haben!)
Dahinter thront Brian Downey auf einem erhöhten Drumset, welches mit Lichtquellen unterlegt wurde, auch das ein Effekt, den Bands heute so gut wie gar nicht mehr benutzen. Rechts davon - auch erhöht - Darren Wharton hinter seinen Keyboards, der bei einer Solopassage auch von hinten angestrahlt wird, was ebenfalls einen erhabenen "Lichtgestalt"-Effekt bewirkt. Und mittig natürlich Phil Lynott am Bass, charismatisch wie immer, mit seiner Stimme mit dem dunkel-wohligen Timbre.
Geboten wird ca. die Hälfte des Konzertes, wobei keinerlei Schwächen, Längen oder Patzer auszumachen sind. THIN LIZZY verstanden es geradezu brillant ihren zuletzt sehr harten Sound durchdringen zu lassen von Pop, Folk und Balladen, ohne dass der Set unstimmig oder abgehackt wirkte.
Auf Bonus-Brimborium wird komplett verzichtet und das ist auch gut so! Sicher natürlich auch, weil es wohl kaum davon gab, aber hier zählt die exzellente Musik alleine. Lediglich einige Wegbegleiter von Phil Lynott (u.a. die ehemaligen Mitglieder Eric Bell und Brian Robertson) werden eingangs um kurze Statements gebeten, auch der inzwischen ebenfalls verstorbene George Best. Ja, die dunkle Seite von Lynott wird bei den Verehrern, die ja Legionen umfassen, fast immer ausgeblendet. Das dachte sich wohl auch der Designer des schönen, mit Bildern ausgestatteten 12-seitigen Booklets, der ein Zitat von Phil Lynott dazu setzte:
"I took my life in my own hands and I abused it".
Aber das wird aktuelle tragische Fälle wie Jani Lane oder Dave Wyndorf (Monster Magnet) sicher nicht davon abhalten, sich weiter zugrunde zu richten.
55 Minuten für die Ewigkeit.

Tracklist:
Thunder And Lightning
Baby Please Don't Go
Angel Of Death
Are You Ready
Cold Sweat
The Sun Goes Down
Emerald
Still In Love With You
Rosalie
Dancing In The Moonlight
Whiskey In The Jar





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