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von gl

STATUS QUO: 1+9+8+2   (Mercury / Universal)

Im Jahre 2005 erschienen 11 Wiederveröffentlichungen des STATUS QUO-Backkatalogs, und zwar die Alben von "Piledriver" bis zu "Never Too Late". Jetzt 2006 folgte die zweite 11er-Staffel von dem besprochenen Album bis zu "Famous In The Last Century", natürlich alle frisch gemastert. Nur das 1999er-Album "Under The Influence" fehlt in dieser stattlichen Liste der 22 "From The Makers of ..."-Produktionen, es war nicht bei einem Label der Universal-Gruppe erschienen.
Das Jahr 1982 markierte den ersten Line-Up-Wechsel seit dem Ausstieg des Keyboarders Roy Lynes 1970. Schlagzeuger John Coughlan verließ nach einem Wutanfall (wie wir jetzt erst im Booklet bei den neuen ausführlichen Liner-Notes von Dave Ling erfahren) das Studio in Montreux in der Schweiz, wo die Band die Platte selbst produzierte und kehrte nie zurück. Nachfolger Pete Kircher trommelte die Platte ein, die in England direkt auf Platz 1 (!) in die Charts einstieg (die 4. Quo-Platte, die das schaffte und die erste nach "Blue For You" von 1976) und mit dem stürmischen "Dear John" das Abschiedsgeschenk an den scheidenden Drummer als 1. Single vorab feilbot. (Interessanterweise trotz der Personalsituation eine Fremdkomposition, die aber besser als jeder anderer Song passte: "Dear John goodbye... sometimes it's hard...")
Die Platte heißt korrekt "1+9+8+2", auch wenn jetzt beim ReRelease nur "1982" auf dem CD-Rücken steht, seinerzeit wurden demzufolge (Do The Math!) "20 Years Of Status Quo" gefeiert, aufgrund der Gründung der Schülerband THE SCORPIONS (!) von Francis Rossi und Alan Lancaster 1962. Was im Jahre 2005 dann relativiert wurde, als man plötzlich (3 Jahre zu spät?) 40 Jahre Status Quo zelebrierte (was auf das erste Treffen 1965 von Francis Rossi mit Rick Parfitt, der später zur Band stieß, bezogen ist; eigentlich ist es auch nicht ganz richtig, denn Rick stieg erst 1967 bei der mittlerweile TRAFFIC JAM betitelten Band ein).
Nun, was bot das Album mit ausnahmsweise mal nicht dem traditionellen Schriftzug auf dem Cover? Eine beschwingtere, positivere auch leicht poppige Grundstimmung im Gegensatz zu dem geringfügig dunkleren Vorjahresalbum. Und einen Bernie Frost (Songschreiber-Partner von Francis Rossi), der auch die mitunter hohen Backgroundvocals beisteuert. Apropos Songwriting: Geändert hat sich nicht viel - inzwischen war die Aufteilung so, dass jeder der inzwischen drei Hauptakteure selbst schreibt (Rossi mit Frost, Parfitt mit Andy Bown) und dass Alan Lancaster - wie immer - seine zwei bis drei Songs beisteuern darf, die er dann natürlich auch singt. Das wären hier die zwei Schluss-Songs der LP-Seiten, ein auf den ersten Höreindruck gar nicht so sehr rockendes "I Love Rock'n'Roll", das aber wirklich was hat, wenn man es (seit 1982 einige hundert) Male gehört hat und sich in den Ohrmuscheln einnistet, sowie "I Want The World To Know", das m.E. nicht zu Alans stärksten Songs zählt, dazu "Big Man", eine dahintuckernde Lokomotive mit dem von Alan gewohnten rauen Gesang und zum Schluss einem klasse Gitarrensolo. Im Gegensatz dazu wirkt der erste Bonussong danach, "Calling All Shots" geradezu lahmarschig, und wie wir auch jetzt erfahren, wurde der Song damals als B-Seite zur Single zu "Jealousy" wieder zurückgezogen. Der Live-Kracher "Hold You Back" und das selten gespielte "Over The Edge" hingegen sind Outtakes vom "Live At The NEC"-Album. Die Platte bietet mit dem spritzigen "Young Pretender" eines der Lieblingsstücke des Rezensenten von der Band überhaupt und mit "Jealousy" einen Track, dem man wegen der verschleppten Rhythmik schon fast eine kleine Reggae-Sequenz unterstellen kann. Gewohntes Rock'n'Roll-Territorium wird in dem schnellen "I Should Have Known" beackert. Und es macht auch nichts, dass "Doesn't Matter", wenn man ihn denn direkt vergleicht mit den Platten von 72-76, nicht zu den Sternstunden gehört, deswegen macht(e) es dennoch Laune, sich den luftigen Song anzuhören.
An der Live-Front waren die Pläne damals vor 24 Jahren nie größer: Sage und schreibe SIEBEN Shows hintereinander wurden im legendären Hammersmith Odeon in London angesetzt und auch die 1982er Ausgabe des Monsters Of Rock Festivals in Castle Donington krönte die Band. Die Vinylausgabe der Scheibe holte ich mir damals am ersten Tag und da fällt doch jetzt eine Rezension des englischen SOUNDS von damals heraus: "Finding fault with any Quo album since 1970 is like critisizing one baked bean in a tin", schrieb seinerzeit ein Engländer und er hatte natürlich recht.

Tracklist:
1. She Don't Fool Me
2. Young Pretender
3. Get Out And Walk
4. Jealousy
5. I Love Rock'n'Roll
6. Resurrection
7. Dear John
8. Doesn't Matter
9. I Want The World To Know
10. I Should Have Known
11. Big Man

Bonus Tracks:
12. Calling The Shots
13. Hold You Back (Live)
14. Over The Edge (Live)





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