www.Crossover-agm.de SPIRITUS MORTIS: Fallen
von ta

SPIRITUS MORTIS: Fallen   (Black Lotus Records)

Allerexquisiteste Doomkost gibt es von den Finnen Spiritus Mortis. Wer bei finnischen Langsamsounds nur an ultrazähen Funeral Doom denkt, wird hier eines Besseren belehrt. Spiritus Mortis haben es zwar mit "Fallen" gerade eben auf ihr zweites Album gebracht, sind jedoch bereits seit zwanzig Jahren Teil der europäischen Doomlandschaft und haben deswegen mit der Doom/Death-Ära ab My Dying Bride und Paradise Lost wenig gemein, sondern orientieren sich an den Uraltklassikern des Genres: Black Sabbath, St. Vitus und ein wenig Trouble (ohne Kiffelemente), nebst Ausbau von deren Hardrockvibes, zumeist mit coolen Elektroorgelsounds, aber unter steter Beibehaltung von bratenden Gitarren. Das Ergebnis ist finster und beschwingend zugleich. Mit Vesa Lampi steht ein hochklassiger Mann hinter dem Mikro, der mit seinem leidenschaftlichen, mittelhohen Gesang ein melodisches, beinahe Single-kompatibles Stück wie "Something Came And Killed" zu einem echten Schmuckstück macht. Apropos Single: Über fünf Minuten kommt kaum ein Song (ergo ist auch das Album nur einundvierzig Minuten lang), strukturell wird auch über weite Strecken gewohntes Fahrwasser befahren, einzige Ausnahme bleibt das schleppende, uneingängige "All The Words Were Spoken", das neben seinen ungewöhnlichen Arrangements auch einen völlig sicken, unmerkbaren Refrain, der nur einmal intoniert wird, auf den verstörten Hörer loslässt. Solche Abweichungen von der Einfachheitsnorm hätten ruhig noch verstärkt eingebaut werden können. Das ist aber auch das Einzige, was hier zu bekritteln wäre. Denn ein Monster wie "Leave Me" ist in seiner melodiösen Düsternis, die sich mit schwebenden Backingvocals der Marke und Güteklasse Uriah Heep (hört mal auf die dritte Minute) paart, ein Geniestreich, ein bereicherndes Musikerlebnis. Auf demselben Niveau angesiedelt: "All This In The Name Of Love", in seinen Arrangements eine oberexplizite Verneigung vor dem Song "Black Sabbath" der gleichnamigen Band, pechschwarzer Doom oberster Güteklasse, mit über fünf Minuten der längste Song des Albums, in den in der zweiten ruhigen Strophe (zunächst nur Bass und Gesang) ein hintergründiges Mellotron, das überraschenderweise perfekt passt, eingewebt wurde. Hier ist die Grenze zum Kongenialen erreicht. Die anderen Songs fallen gegenüber den genannten zwei Hämmern leicht ab, einen als schwach zu bezeichnenden Track oder sogar einen echten Reinfall sucht man indes vergebens. Mann, ist das geil! Erwähnung verdienen noch die nur auf Gesang und Keyboard basierende, an Deep Purple angelehnte Abschlussballade "Goodbye" und "The Omen" mit seinen wilden, Rainbow-artigen Soli. Rainbow? Ja. Und das alles bleibt trotzdem Doom, unzweifelbar, saftig, schwer. Grandios. Und hey, "Divine Wind" ist dabei sogar richtig "schnell".
Kontakt: www.spiritusmortis.com, www.black-lotus-recs.com

Tracklist:
1. The Dawn
2. New Age
3. Leave Me
4. Divine Wind
5. Something Came And Killed
6. Beware Of The Quiet One
7. Sleeping Beneath The Lawn
8. All The Words Were Spoken
9. The Omen
10. All This In The Name Of Love
11. Wasteland
12. Goodbye



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