www.Crossover-agm.de SPANCER: Countdown To Victory
von rls

SPANCER: Countdown To Victory    (Eigenproduktion)

Doom Metal war noch nie sonderlich massenkompatibel, von Candlemass vielleicht mal abgesehen, und Spancer haben ohrenscheinlich nicht vor, an diesem Zustand etwas zu ändern - ihnen genügt es, eine kleine, aber treue Gefolgschaft hinter sich zu wissen. Mit vier Songs erreichen sie über 36 Minuten Spielzeit, und halbwegs objektiv betrachtet als schön anzusprechende Melodiebögen oder Harmonien, wie sie die erwähnten Candlemass massiv einsetzten, bleiben bei Spancer konsequent außen vor. Andererseits kopiert die Band aber auch nicht die völlige apokalyptische Ausrichtung der legendären Amis Winter ("Into Darkness" ist und bleibt der passende Soundtrack für den ersten Winter nach dem dritten Weltkrieg) und auch nicht das überkonsequente Schleichtempo, das die ebenso legendären Finnen Thergothon auf "Stream From The Heavens" vorlegten, obwohl eine etwas rock'n'rolligere Variante von Thergothon wohl als passendste Beschreibung für den Sound auf "Countdown To Victory" dienen könnte. In den vier Tracks steckt also nicht ganz so viel Black Metal wie bei den Finnen, dafür aber speziell im Gitarren- und Baßsound etwas mehr Stoner Rock. Auch Sänger Markus geht nicht ganz so kreischig zu Werke wie sein finnischer Amtskollege, obwohl man auch bei seinen Lautäußerungen über weite Strecken im Booklet mitlesen muß, um herauszubekommen, was er uns mitteilen möchte. Viele Doombands behandeln religiöse Thematiken von den verschiedensten Standpunkten aus, und da reihen sich auch Spancer ein, wie bereits das Cover verdeutlicht (es stammt von einem gewissen John Martin und demonstriert augenscheinlich die alttestamentarische Vernichtung von Sodom und Gomorrha). Die Lyrics zu "Master File God" illustrieren in drastischen, aber nachdenklichen Worten, was passiert, wenn sich der Mensch über Gott hinauszuheben versucht (hier umgesetzt anhand einer potentiellen Rebellion von Mose auf dem Sinai), und die drei anderen Texte gehen prinzipiell in eine ähnliche Richtung, bleiben allerdings konsequent in alttestamentarischen Szenarien verhaftet, so daß letztlich selbst die scheinbare Erlösung in "The Beat Goes On" doch keine ist. "Countdown To Victory"? Es gibt auch die sogenannten Pyrrhussiege, bei denen der scheinbare Sieger selbst so große Verluste erleidet, daß er sich seines Sieges nicht erfreuen kann. Rein musikalisch schaffen es Spancer jedenfalls, mit dem Stilmittel der Monotonie so zu spielen, daß es für den Hörer (so er keine generelle Aversion gegen Doom hegt) nicht langweilig wird. Da macht sich dann die Erfahrung der Bandmitglieder positiv bemerkbar (zumindest der Name von Gitarrist York Wiese ist mir auf jeden Fall schon mal untergekommen; wo hat der gleich noch früher gespielt?). Übrigens spielt die Band laut Backcover mit zwei Bassisten - nichts Neues, das haben Godspeed auch schon gemacht, aber einer Doomband hilft das beim Druckerzeugen von unten heraus ungemein, wenn da eben keine Rhythmusgitarre bis in den Keller gestimmt werden muß, sondern diese Aufgabe gleich von einem zweiten Baß übernommen wird. Kontakt: York Wiese, Schubertstraße 3, 38114 Braunschweig, spancer@gmx.at, www.spancer-doom.de




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