SOMNIFERE: Audioporn von rls (Massacre Records) Dieser Sechser kommt aus Worms
und möchte wohl sowas wie die deutsche Antwort auf Fear Factory sein.
Nicht daß man die Amis nun kopieren würde, aber die Mixtur aus
fettem, bisweilen düsterem Metal und einigen Elektroelementen ist
bei beiden Bands die gleiche, und auch in puncto Gesang tun sich Parallelen
auf, allerdings nur in der Hinsicht der Variabilität der Sänger.
Während Burton C. Bell, wenn er gerade nicht heftig brüllt, eher
einem "normalen" klaren, bisweilen melodischen Gesang frönt, kombiniert
Somnifere-Mikroinhaber Ralf sein hardcorig wütendes Gebrüll mit
einigen tiefen Death Metal-Growls oder aber mit pathetischem, gothic-lastigem
Gesang, der mitunter ein bißchen an Moonspell-Fernando erinnert.
Letztgenannte Lautäußerung dürfte wohl ein Überbleibsel
aus den alten Tagen Somniferes sein, denn damals spielte die Band noch
stark gothigöses Material. Davon könnte auch der erwähnte
düstere Touch in einigen Passagen herrühren, der Somnifere so
etwas wie eine eigene Ader (von einer eigenen Identität will ich noch
nicht sprechen) im überfüllten New Metal-Zirkus verschafft. Woher
allerdings die plötzlichen Göteborg-Death-Gitarren in "(Little)
Private Taste" kommen, vermag auch ich nicht zu beantworten. Jedenfalls
vergessen Somnifere nicht nur an dieser Stelle nicht, ab und zu auch mal
verstärkt aufs Gaspedal zu treten und somit der Monotonie vieler Stilkollegen,
die sich nur aufs Aneinanderreihen hüpfkompatibler Midtemporiffs beschränken,
zu entgehen, auch wenn Somnifere dieses Stilmittel durchaus nicht selten
bemühen. Des weiteren machen sich im Mittelteil von "My 2nd Sight"
klassische Metalparts breit oder tauchen in "Demon" verzerrte Vocals auf,
wie ich sie noch aus finstersten Mittachtziger-Zeiten von Fancy (!) in
Erinnerung habe. Will man deutsche Bands als Vergleich heranziehen, so
fallen einem die Farmer Boys und auch die letzten Scheiben der Krupps ein,
ohne daß jedoch einer den anderen blaupausen würde. Als outchillendes
Outro (guck an, heißt auch so: "Chill Out-RO") gibt es noch einen
reinen Elektrotrack, den ich als Unbewanderter mal unter Vorbehalt in die
ambient-technozide Ecke stecken würde, der aber (un)dank seiner (programmierten
und vor sich her zischelnden) Drums trotzdem ungeeignet zum Einschlafen
ist. Insgesamt also eine recht ideenreiche Platte, der man als Anhänger
beschriebener Klangwelten durchaus mal sein Ohr leihen kann. Zum Ohrgasmus,
den der Plattentitel verheißt, reicht's angesichts einiger zu austauschbarer
Elemente und der Tatsache, daß Ralf beim pathetischen Klargesang
nicht unbedingt alle Töne trifft, aber noch nicht.
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