www.Crossover-agm.de SEX MUSEUM: Speedkings
von rls

SEX MUSEUM: Speedkings   (Locomotive Music)

Wie's mit dem Sex in dieser Band steht, weiß ich nicht, aber museal klingen sie teilweise wirklich, was schon die Instrumentenangabe von Marta Ruiz, "Organo Hammond y 505", verdeutlicht. Trotzdem sind Sex Museum keine 70er-Retro-Kapelle, sondern haben in ihrem Museum nicht nur Deep Purple-Büsten, sondern auch Hawkwind-Gasflaschen und ein paar Kyuss-Pilze ausgestellt, und wie eine Kombination dieser Ingredienzen klingen die Spanier dann auch, was sie scheinbar nicht erst seit gestern tun, denn "Speedkings" ist bereits ihr neunter Fulltime-Silberling, wobei mir alle Vorgänger aber nicht geläufig sind. Auf den Deep Purple-Querverweis kann man schon beim intensiven Durchdenken des Albumtitels kommen, und folgerichtig steht auch 'ne Coverversion von "Speedking" in der Mitte der CD, die mich allerdings nicht sonderlich beglücken kann, da sie für meinen Geschmack ein wenig zu ruppig und dreckig ausgefallen ist (dazu später mehr). Parallelen zu Deep Purple lassen sich aber auch in der Keyboardarbeit von Marta Ruiz (klar, die musealen Tasteninstrumente, deren Bearbeitung auch die Deep Purple-Epigonen wie Rainbow noch pflegten, womit die Brücke zum Solo in "Landlords" geschlagen wäre) sowie in den Leadgitarren von Fernando Pardo (die bisweilen in Richtung Ritchie Blackmore schlenkern) auffinden - und natürlich in der Optik, denn gleich zwei Mitglieder der Band tragen einen Backenbart Marke Ian Paice mit sich herum. Ein dritter Angehöriger erinnert mit seiner überdimensionalen Sonnenbrille optisch eher an Monster Magnets Dave Wyndorf, und da Monster Magnet ja Töne im Stile einer Kreuzung aus Hawkwind und Kyuss von sich geben, ist eine weitere Brücke geschlagen. Ob die bis zum Stoner Rock reicht, wie es das Infoblatt behauptet, sei an dieser Stelle nicht ausdiskutiert, aber fest steht, daß das dreckigere Riffing für eine eindeutige Abgrenzung zu den 70ern sorgt, wenn man die eine oder andere Ähnlichkeit zu Black Sabbath mal ausklammert. "Fumando Marihuana" doomt sich gar durchs Gebälk wie große Teile des Hellhound-Labelprogramms in den Frühneunzigern, als es den Begriff "Stoner Rock" noch gar nicht gab. Hier wirkt auch Miguel Pardos Gesang wie ein logisch zugehöriges Element, wohingegen er im direkten Vergleich mit Ian Gillan (der anhand des "Speedking"-Covers problemlos möglich wird) klar den kürzeren zieht, da seiner Stimme eine Art "unsauberen" Feelings innewohnt und er in Passagen, wo es drauf ankommt, die Töne richtig zu treffen und nicht "anzuschleifen" oder am Ende "abzuschmieren", klar überfordert ist, wie der Anfang von "Huxley" deutlich macht, wo er zwar beweist, generell auch clean singen zu können, jeweils am Zeilenende aber irgendwie abkippt. An Sangesfreudigkeit mangelt es ihm zwar genausowenig wie der restlichen Band an hörbarer Spielfreude (weite Teile der CD sind gleich live im Studio aufs Band gezimmert worden), aber manchmal bin ich halt mit der Kombination aus seinem Gesang und dem instrumentalen Unterbau nicht so recht glücklich (ist in "Jackie And Judy" eigentlich ein Gastsänger am Werk?). Von den Zielgruppen her betrachtet sollte dieser sängerische Mangel den Stonerrockfreund weniger stören als den 70er-Altrock-Freak, da erstgenannter solche Sangesarten von zahlreichen seiner Favoritenbands gewöhnt sein dürfte, während letzterer die Prioritäten vermutlich etwas anders setzt. Live dürften sich die Grenzen dann eh noch etwas verwischen, und da Sex Museum dem Promozettel nach eine sehr tourfreudige Band sein sollen, wird sich im Zweifel sicher mal die Gelegenheit zum Anchecken in natura bieten, wobei das Hineinhören in eine CD im Laden aber nach wie vor risikominimierender wirkt als das Auf-Verdacht-zum-Konzert-Gehen. Entscheidet selbst.
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