(Eccentric Sleeve Note Records)

Schweißgebadet aufgewacht. Hatte einen schrecklichen Albtraum: The Smiths haben "Meat Is Murder" neu eingespielt und setzen dabei auf den verstärkten Einsatz von Klarinette und Querflöte (und dabei wären diese beiden Instrumente schon ein Grund für einen Albtraum ...). Nach dem Aufwachen eine Rezensions-CD in den Player geschoben - "Anthology 1987-1991" von Said Liquidator. Panik befällt mich: Bin ich wieder mitten in meinem Albtraum? Es ist eine ganz ähnliche Musik! Wie The Smiths mit Klarinette und Querflöte! Ist das etwa ein Traum im Traum, wie im Film "Inception"? Kurz bevor mein Hirn sich in Logik-Schleifen verheddert, merke ich: Erstens: Ich bin wach. Zweitens: Das sind nicht die Smiths, die klingen nur ein bisschen so ("Third Man"). Puh. Noch mal Glück gehabt. Wäre mein Albtraum wahr gewesen, es wäre ein GAF, der größte anzunehmende Frevel gewesen. Ein paar Tracks weiter ein neues Déjàvu: Bei "Sole Contempt" klingt die Indie-Pop-Wave-Postpunk-Truppe aus Newcastle ein wenig wie die Kings Of Convenience, nur dass die beiden Norweger bei der ursprünglichen Veröffentlichung gerade einmal dreizehn Lenze zählten. Nun ja. Auf der Promo-CD sind nur 8 der eigentlich 33 Tracks der Anthologie zu hören. Und schon diese sind sehr durchwachsen. Ein typischer Fall einer Beinahe-Band: Beinahe hätten sie geklungen wie die anderen Indie-Perlen der 80er. Beinahe hätten sie auch einen guten Song geschrieben. Beinahe hätten sie auch das Songwriting sehr gut beherrscht. Und beinahe hätte mir die Anthologie auch gefallen. Aber nach ein paar Liedern bleibt ein fahler Geschmack auf der Zunge. Wie bei einem nachgekochten exotischen Essen mit irren Zutaten (Klarinette!!! Querflöte!!!), an dessen Ende die ernüchternde Erkenntnis steht: Interessant, anders, aber doch nur ein fades Imitat der großen Könner.
Wer noch Platz im Plattenschrank unter "O" wie "Obskures" hat und auch sonst alles sammelt, was auf eine CD passt und irgendwie mit Musik zu tun hat: Kaufen, ins Regal stellen und über eine definitiv seltsame Kapelle in der Sammlung freuen. Ansonsten gilt: Unter "V" wie "Verzichtbar" verbuchen und stattdessen lieber mal wieder The Smiths hören.
Kontakt: www.eccentricsleevenotes.com

Tracklist:
1. The Third Man
2. House In Bohemia
3. Rise
4. How To Smile
5. Sole Contempt
6. The Only Colour
7. Lovely Day
8. No Ribbons On Oak Trees

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