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von rls

SACRILEGE: Six6Six   (Pure Steel Records)

Das hier ist das neue Studioalbum von Sacrilege, das mehr oder weniger parallel zur Quasi-Best-Of "Ashes To Ashes" erschienen ist - und, um es vorwegzunehmen, es kann ein gutes Stück mehr überzeugen als jenes. Am grundsätzlichen Stil hat sich natürlich nichts geändert: Bill Beadle und seine Mannen spielen immer noch eine Art Epic Metal, aber sie schaffen es, hier schon in den ersten beiden Songs nach dem Intro "Death March Six6Six" eine größere Stilvielfalt an den Tag zu legen als auf der kompletten "Ashes To Ashes"-Scheibe: "Welcome To The Dragons Den" macht viel Tempo, und der erste Teil von "Lucifer's Soldiers" landet noch weiter im klassischen Doom Metal als der "Ashes To Ashes"-Titeltrack, wobei man es irgendwie schade findet, daß dieser Stil hier nicht den ganzen Song prägt, sondern der zweite Teil in treibendem Midtempo gehalten ist (wobei zu bemerken ist, daß auch dieser zweite Teil alles andere als schlecht ist). Das will Beadle im folgenden "In Hell" kompensieren, indem er den berühmten "Black Sabbath"-Tritonus im Hauptriff verarbeitet, aber mit einem seltsam nervösen Drumrhythmus unterlegt, der eigentlich eher in den Nu Metal passen würde (oder in den Progmetal, denn in den paßt ja prinzipiell alles) und die düstere Stimmung hier etwas torpediert. Vinnie Appice hatte ja das "Talent", in seinen Black-Sabbath-Zeiten live hier und da mal einen Schlag, ein Fill, einen Wirbel zuviel einzufügen und damit beispielsweise die einzigartige Atmosphäre des "Heaven And Hell"-Titeltracks zu beeinträchtigen - so ähnlich geht es dem Hörer hier mit Neil Turnbull, und das ist schade, denn generell gehört der Song trotz (oder auch wegen) des genannten Black-Sabbath-Anklangs zu den stärkeren der Scheibe. Selbige hat gegenüber "Ashes To Ashes" allerdings noch einen anderen Vorteil: Sie bringt es mit elf Tracks (und nur acht "richtigen" Songs - dazu kommen Intro, Outro und ein weiteres Intro zum Song "Eyes Of The Lord") auf 51 Minuten Spielzeit, so daß die Gefahr, eine gewisse Monotonie bzw. Ermüdung beim Hörer zu erzeugen, hier deutlich geringer ausfällt, zumal Beadle wie eingangs bereits erwähnt durchaus für mehr Abwechslung gesorgt hat und auch innerhalb der Songs die Tempowechseldichte geringfügig erhöht, so daß etwa "Sanctuary" schnellere Teile eingepflanzt bekommen hat und damit auch nicht mehr als "typischer" Sacrilege-Midtempostampfer, von denen es auf "Ashes To Ashes" ein paar zu viel gab, klassifiziert werden muß. Da "Six6Six" offenbar einigermaßen am Stück eingespielt wurde, muß man auch nicht mit sehr unterschiedlichen Klanggewändern zurechtkommen (gewisse Unterschiede etwa zwischen "Sanctuary" und "Forever After" dürften künstlerische Gründe haben), wenngleich der Sound allgemein etwas drucklos ausgefallen ist und man die Anlage daher etwas weiter aufdrehen muß, um einen brauchbaren Pegel zu erreichen. Nur dann macht sich der relativ raumgreifende Charakter der Riffs richtig bemerkbar, und überhaupt stellt die Gitarrenarbeit den Haupttrumpf Sacrileges dar, sowohl im Rhythmus- als auch im Leadbereich, denn obwohl Pekka Loikkanen hier und da auch die eine oder andere Note zuviel einwirft und ungeplant für einen hektischen Eindruck sorgt, so beweist er doch an sehr vielen Stellen, daß er ein ausgezeichnetes Händchen für qualitativ hochwertige Arbeit hat (man höre und genieße die Harmoniegitarren im Hauptsolo von "Forever After"), auch wenn er aktuell gar nicht zur festen Besetzung gehört - er erledigte Teile des Mixes sowie das Mastering, während das Booklet als zweiten Gitarristen neben Beadle noch Tony Vanner angibt und diesen auch in einer Livesituation abbildet. Apropos Beadle: Ein großer Sänger wird der sicherlich nicht mehr, aber auch er kann hier etwas mehr überzeugen als auf "Ashes To Ashes", was vielleicht auch am geringfügig weniger polternden Soundgewand liegen mag. In "Paranoia" wagt er sich sogar an balladeske Parts, wo seine Stimme erstaunlicherweise gar nicht mal so sehr in Gefahr gerät, wie man das befürchten mußte, wenngleich zwischen ihm und einem in dieser Stimmlage verwandten Könner wie beispielsweise Iced Earths Matt Barlow nach wie vor Welten liegen. Zum partiell etwas kauzigen Epic Metal Sacrileges paßt die Stimme aber nach wie vor irgendwie, und vielleicht tut sich ja hier sogar noch eine Spätentwicklung auf - hat bei Zarpas Vicente Feijoo ja auch geklappt. Textlich geht's übrigens mal wieder um das ewig junge Thema des Widerstreits zwischen Gut und Böse, und Coverartworks von John Martin, einem biblischen Historienmaler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sind gleichfalls beiden Alben eigen. Das triumphale "Eyes Of The Lord" schließt "Six6Six" auf ziemlich hohem Niveau ab und bekräftigt die Aussage, daß sich Sacrilege-Antester erstmal diesem Album hier widmen und nur dann, wenn sie mit seinen Stärken und auch Schwächen zurechtkommen, auch vorsichtig nach "Ashes To Ashes" oder gar anderem älterem Material greifen sollten.
Kontakt: www.puresteel-records.com

Tracklist:
Death March Six6Six
Welcome To The Dragons Den
Lucifer's Soldiers
In Hell
Sanctuary
Forever After
I Can't Die
Paranoia
Eyes Of The Lord Prologue
Eyes Of The Lord
Death March Six6Six Reprise
 




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