www.Crossover-agm.de LEE ROCKER: Burnin' Love - The Best Of
von rls

LEE ROCKER: Burnin' Love - The Best Of   (Hypertension)

Könnte sein, daß ich nicht der geeignetste Reviewer für dieses Album bin, schließlich findet sich bisher weder ein Album der Stray Cats noch eines der Soloalben von Lee Rocker in meiner Sammlung. Macht aber nix - der coole rockabillylastige Rock'nRoll von Herrn Rocker gefällt mir, und das sollte eigentlich als Reviewschreibegrund reichen. Reputation besitzt der Mann allein aufgrund seiner Stray Cats-Karriere schon genug, da bedarf es weiterer "Heiligsprechungen" wie der Tatsache, daß die Familie von Carl Perkins die Aufzeichnungen von dessen letzter Session vor seinem Tod an Lee übergab, eigentlich gar nicht mehr. Wer Stray Cats-Material auf der CD erwartet, wird allerdings enttäuscht - "Burnin' Love" kompiliert Tracks aus den vier Alben, die Lee Rocker nach der Auflösung der Stray Cats Anfang der 90er einspielte, als da wären "Big Blue", "Atomic Boogie Hour", "No Cats" und die Liveplatte "Blues Suede Nights - Live Rockabilly". Dazu kommen mit "Evil" und "Bulletproof" zwei unveröffentlichte Livesongs, drei Quicktime-Videotracks (in den Clip zu "Blue Suede Night" ist Material aus der erwähnten Perkins-Session eingeflossen, die anderen beiden sind wiederum "Evil" und "Bulletproof" als Livemitschnitte) sowie gleich fünf unveröffentlichte Studiotracks. Das geht gleich mit dem Titeltrack los, den mancher ältere Leser aus dem Repertoire von Elvis Presley kennen dürfte. Ferner brandneu sind "Whiskey River", "Hard Headed Woman", "Those Days Are Done" und "Viva Las Vegas" - letztgenannter in nicht unerheblichem Maße auch in der coolen ZZ Top-Version popularisiert, wobei die Rocker-Version dieser an Coolness-Faktor in nichts nachsteht, nicht zuletzt ein Verdienst der locker und easy galoppierenden Drums. Inwieweit das bereits veröffentlichte Material tatsächlich "The Best Of" darstellt, kann ich mit meiner Nicht-Kenntnis der vier Ursprungsalben natürlich nicht bewerten - Spaß machen die 22 Tracks aber fast durchgängig; selbst wenn's mal etwas schleppender zugeht wie in "Shakey Town" oder erst recht in "Take It Slow" (nomen est omen), verfällt Rocker trotzdem nicht in Melancholie oder gar Weinerlichkeit. Die Anzahl der Kompositionen, an denen der Chef selbst mitgeschrieben hat, hält sich mit der Anzahl der Covers übrigens exakt die Waage (wenn man das oberunterhaltsame Medley aus "That's Allright", "Blue Moon Of Kentucky" und "Eastbound And Down" als einen Song zählt), aber auch das Fremdmaterial wurde paßgenau ins musikalische Gerüst des Sängers und Bassisten (der übrigens keine Baßgitarre, sondern einen Kontrabaß spielt, wie uns gleich das Cover belehrt) eingefügt. Rocker singt weder sonderlich verstaubt oder gar versoffen noch mit porentiefer Reinheit, so daß er weder zu stark ins Punkige abgleitet (da wären auch die Memphis Horns vor, die in mehreren Songs mitwirken) noch allzu stromlinienförmige Anbiederungen an etwaige Zeitgeiste unternimmt, wenngleich großen Teilen des Materials trotzdem das Potential zu einer Art Sommerhit innewohnt, wenn dieser Begriff nicht mittlerweile zum Unwort für irgendwelche pseudounterhaltsamen und bei realistischer Betrachtung mehr als nur oberflächlichen Songs geworden wäre, bei denen man es begrüßt, daß sie nach dem Sommer wieder in der Versenkung verschwinden, obwohl es noch besser gewesen wäre, wenn sie schon vor dem Sommer nie aus dieser aufgetaucht wären. Der tolle Akustikrocker "Screaming Hunger" fällt ein bißchen aus dem stilistischen Rahmen und könnte im Formatradio neben sagen wir mal R.E.M. mehr als nur bestehen. In Metallerkreisen neben "Viva Las Vegas" am bekanntesten dürfte "Please Don't Touch" sein, das es Anfang der 80er mal als coole Kollaboration von Motörhead und Girlschool gab und das auch in der Rocker-Version noch genug Putz von der Decke rieseln läßt, um auch für die Härtner-Fraktion interessant zu sein. Auf einem Festival wie dem With Full Force könnte Lee Rocker mit einem speedlastigeren Set vermutlich gnadenlos abräumen, aber auch in konservierter Form wohnt seinem Schaffen noch genügend Unterhaltungsreiz auf hohem Niveau inne, der zudem über die Generationen hinweg auf Wohlwollen stoßen könnte, was ja nicht jede Band von sich behaupten kann. "Gerade für die jüngere Musikvideogeneration eröffnet sich hier eine musikalische Zeitreise, die die Lebendigkeit der sogenannten musikalischen 'Wurzeln' widerspiegelt und sich für sie ganz neu eröffnet", vermerkt das Infoblatt - schöner hätte ich's auch nicht formulieren können. Als Einstiegswerk ist "The Best Of" also bestens geeignet, und Fans von Lee Rocker kommen aufgrund der unveröffentlichten Beiträge vermutlich auch nicht um den Erwerb herum.
Kontakt: www.hypertension-music.de

Tracklist:
Burnin' Love
Little Piece Of Your Love
Miracle In Memphis
Jimmy, Jimmy
Whiskey River
Shame, Shame, Shame
Shakey Town
Darlin Darlene
Screaming Hunger
Take It Slow
Memphis Freeze
Goin' Down Hard
Movin' On
Viva Las Vegas
Those Days Are Done
Hard Headed Woman
Rumblin' Bass
That's Allright/Blue Moon Of Kentucky/Eastbound And Down
Bulletproof
Please Don't Touch
Evil
Rag Mama Rag



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