JEAN PAUL RENA & TERRAWHEEL: Introducing von CSB (Corazong)
Viel Stimmungsmache wurde in letzter Zeit gegen die Amerikaner betrieben. Sie seien fettleibig, Waffennarren, hätten kein Geschichtsbewusstsein, seien fanatisch, übertrieben materialistisch eingestellt, könnten nicht vernünftig wählen usw. Was von diesen undifferenzierten Aussagen nun stimmen mag oder nicht, sei dahingestellt, aber ein Argument kann man wirklich nicht stehen lassen, nämlich dass die Amis keine Kultur hätten. Hört man sich eine Platte wie "Introducing" an, kann man einfach nicht anders, als an stilvolle, verrauchte Bars, an große, weiße Häuser in Sumpfgegenden und an Dampfer auf dem Mississippi zu denken und die musikalische Quintessenz dessen ist ja wohl definitiv auch eine ganz besondere Form der Musikkultur - made in Amiland. Das Verrückte an der Sache ist aber, dass Jean Paul Rena gar kein US-Bürger ist, sondern dem Volk unserer deichbauenden und wohnwagenfahrenden Nachbarn entstammt, aber ein Album aufnimmt, das dermaßen nach Süden Amerikas klingt, dass man die Krokodile schon aus den Boxen kriechen sieht. Auf "Introducing" vermengen Herr Rena und seine Begleitband Terrawheel das Beste aus Rock (Marke Led Zeppelin), Blues und Soul (wobei mir hier die musikalischen Referenzen zwecks fehlender vorheriger Beschäftigung mit diesen Stilen fehlen ...) und heraus kommt ein sehr stimmiges, professionelles und atmosphärisches Album, das Anhänger der genannten Stilrichtungen mit Sicherheit verschlingen werden. Lediglich die in jedem Fall dazugehörende, aber ein wenig omnipräsente Mundharmonika von Bas Kleine ist auf Dauer ein bisschen nervig.
|