www.Crossover-agm.de RAMPART: War Behest
von rls

RAMPART: War Behest   (Infernö Records)

Nach dem Release des Debütalbums "Voice Of The Wilderness" hat's im Bandgefüge von Rampart umfangreiche Veränderungen gegeben: Vom damaligen Trio ist auf "War Behest" nur noch Sängerin Maria aktiv, die drei Neuzugänge an Gitarre, Baß und Schlagzeug um sich geschart hat. Das bedeutet, daß mit Gitarrist Yavor und Drummer Borislav die letzten zwei Gründungsmitglieder von Bord gegangen sind, und Yavor war zudem nicht nur irgendein Musiker, sondern Alleinsongwriter der Band. So einen Mann zu ersetzen ist für jede Band schwierig, aber Rampart haben es geschafft: Vili Neshev nimmt nicht nur den Posten des Gitarristen, sondern auch den des neuen Alleinsongwriters ein, und als sei die Herausforderung noch nicht groß genug gewesen, hat er mit "War Behest" auch gleich noch ein Konzeptalbum geschrieben, das die Encyclopedia Metallum gar als "Metal Opera" bezeichnet, was nach Durchhören der 43 Minuten allerdings doch etwas zu hoch gegriffen erscheint, denn gewisse grundsätzliche Merkmale einer Oper wie die Verteilung der Charaktere auf bestimmte Gesangsrollen fehlen hier. Einigen wir uns also auf den Begriff "Konzeptalbum", beruhend auf einer Story eines Menschen mit dem Pseudonym Rock Thrashler, der auch das neue, aufgrund der Farbgebung weitgehend unleserliche Bandlogo entworfen hat und in Tateinheit mit der Sängerin auch das Booklet zusammengebastelt hat, das mit seiner Magentaschrift auf leuchtend cyanfarbigem Hintergrund das Entziffern der Lyrics und der einleitenden Bemerkungen über die Geschichte zu einer undankbaren Aufgabe werden läßt. Man verpaßt freilich in literarischer Hinsicht nicht viel und kann sich somit ganz der Musik widmen.
Die wiederum liegt für einen Wechsel des Hauptsongwriters doch noch erstaunlich nahe am Material des Vorgängers, wenngleich gewisse Unterschiede natürlich deutlich auszumachen sind. Melodischer Power Metal ist es zweifellos nach wie vor, was einem da entgegenschallt, und Marias vielfältige Stimme, die sich nach wie vor bevorzugt in mittleren Tonlagen mit nur gelegentlichen Ausflügen in angrenzende Gefilde bewegt, wirkt selbstverständlich auch als Bindeglied zum früheren Schaffen der Band. Daß die Dichte an Tempo- und Stimmungswechseln etwas höher liegt als früher, könnte der Konzeptstory geschuldet sein, aber Rampart bleiben auch mit dem neuen Material kilometerweit von dem, was man gemeinhin Progressive Metal zu nennen pflegt, entfernt. Freilich kennt man von Neshev noch kein vergleichbares Songmaterial außerhalb des hier vorgegebenen konzeptuellen Zusammenhangs (es sei denn, man besitzt noch die "Tales From Cold"-EP oder die "Propast"-Single, die beide mit Non-Album-Material bestückt sind, wobei letztgenanntes Werk als Novum im Schaffen der Band bulgarische Lyrics enthält) und kann daher noch nicht entscheiden, ob er auch ohne diesbezügliche "Zwänge" ähnlich komponiert. Generell fällt eine etwas stärkere Betonung des Riffings auf, während die Leadgirlanden, mit denen Yavor die Grundstruktur oftmals zu behängen pflegte, verschwunden sind - Vili konzentriert seine Leadparts auf die Solopassagen an den dafür üblicherweise vorgesehenen Stellen in den Songs. Eine markante Ausnahme bildet das instrumentale Intro "Thunder Realm", das von der großen und ausschwingenden Leadgitarre lebt und diese mit Vogelgezwitscher, Schmiedegeräuschen und anderen Effekten zu einer vielversprechenden zweiminütigen Einleitung legiert. Ähnliche Großtaten bleiben dann aber in den noch folgenden 41 Minuten, die kurioserweise von einer weiteren, aber deutlich spannungsärmeren Ouvertüre eingeleitet werden, aus - das Material von "War Behest" geht zweifellos als solider bis guter Melodic Power Metal durch, aber ein Geniestreich ist dem bulgarischen Quartett damit nicht gelungen. Daran trägt möglicherweise Produzent Valdemar eine Mitschuld, und das bezieht sich nicht auf den Song "Fire Circle", den er als einziger externer Songwriter beigesteuert hat und der mit den Violinparts von Sofia Vancheva wieder eine außergewöhnliche Zutat besitzt, ohne daß deshalb Folk Metal aus ihm wird (im Gegensatz zu "Age Of Steel" vom Albumvorgänger gibt es hier nur Violinen zu hören, keine anderen Streichinstrumente). Nein, Valdemar hat Marias Stimme erstaunlich weit in den Hintergrund gestellt, und das beraubt Rampart nicht nur eines Hauptunterscheidungskriteriums zu Myriaden ähnlicher Bands, sondern erschwert auch das Hineinarbeiten ins Material, speziell anhand der Markanz der Refrains, die damit weitgehend verlorengeht. Dabei gibt es durchaus interessante Momente in den Songs, etwa wenn "Storm Force" eher als behäbiger Power Metal beginnt, aber dann plötzlich ein flinkes Solo auspackt, das themengemäß den Hörer förmlich wegweht, und auch der Rest des Songs ist durchaus interessant strukturiert. Temposeitig decken Rampart ein breites Spektrum zwischen gewisser Behäbigkeit und Speedtendenzen (letztere in "Ghost Of Freedom" am stärksten ausgeprägt) ab, und Vili versucht zudem einen klassischen Spannungsbogen über das Album zu legen, wobei "Give Nothing Back" als Fokus an Songposition 9 (danach kommt nur noch das Outro "March On To Victory") durchaus noch etwas mehr an Heraushebepotential hätte abkriegen dürfen - der Song ist nicht schlecht, aber als Kulminationspunkt zu unauffällig, wohingegen der Epikfaktor des Outros wieder ähnliche Ausmaße annimmt wie der des Intros. So bleibt summiert für die nächsten Werke durchaus noch Luft nach oben, wenngleich "War Behest" für Freunde weiblich vokalisierten melodischen Power Metals durchaus einen Hörtest wert ist.
Kontakt: www.myspace.com/rampartbg, www.inferno-records.net

Tracklist:
Thunder Realm (Prologue)
Army Of The Perfect (Overture)
Ghost Of Freedom
Within The Silence
Road To The Unknown
Fire Circle
Up In Arms
Storm Force
Give Nothing Back
March On To Victory (Epilogue)
 




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