(Eigenproduktion)

"A Jidl ohne Fiddl, das geht doch gar nicht!" soll ein Konzertbesucher angesichts der Besetzung (Sylke Jilani - Klavier, Akkordeon, Gesang; Stefanie Koch - Klarinette, Gesang; Claudia Herold - Cello, Gesang) und des Vorhabens, jiddische (und süd-osteuropäische) Musik spielen zu wollen, ausgerufen haben. Unerhört außerdem, dass es drei Frauen sind, die sich in dem Projekt, dessen Namen man ungefähr als "Freudige Synergie" übersetzen könnte, diesen Klängen widmen. Das Booklet allein lässt schon Ungewöhnliches vermuten: Da schwenken die drei Weibsen im blühenden Rapsfeld Partisaninnen gleich ihre Instrumente oder treten als Bäuerinnen auf, denen eine Mistgabel als Cello dient. Offenbar ist auch bei den Konzerten des melancholisch-fröhlichen Frauentrios schauspielerisches Talent mit von der Partie und dient der Erklärung der Liedtexte und -hintergründe. Aber zurück zum Silberling, der auch gut ohne diesen zusätzlichen Farbtupfer der Konzerte auskommt um Freude zu verbreiten, in der immer eine gewisse Melancholie mitschwingt. Schon der Opener lässt aufhorchen: Ein A-Capella-Stück aus Bulgarien, in dem sich die Musikerinnen an die typischen Sekundabstände der Balkangesänge wagten. Sehr gelungen, wenn man verschmerzen kann, dass deutsche Frauenstimmen eben nicht so wunderbar schneidend und kehlig die Ohren zerschmettern wie bulgarische (was manche sowieso als Zumutung betrachten - aber mir fehlt das hier ein bisschen, ebenso wie bei dem in der Originalfassung sehr bekannten "Nane Zocha", das für mich vergleichsweise brav klingt; Roma singen eben normalerweise nicht "brav"). Im Folgenden beweisen die drei ihr Können sowohl in der Beherrschung ihrer Instrumente (alle sind Berufsmusikerinnen) als auch beim Arrangieren der Lieder für diese etwas ungewöhnliche Besetzung und beim Vermitteln von Gefühl, Leidenschaft und Lebenslust, ob es sich nun um einfache Liebeslieder, Lieder mit politischem Hintergrund oder mehr oder weniger lustige Geschichten über heiratsunwillige Jungs und Mädels oder Bauern mit großer Kauflust und ebenso großem Durst auf dem Weg zum Pferdemarkt handelt. Auch tontechnisch sind die Aufnahmen sehr gelungen, die Stücke klingen wie aus einem Guss und ihrem Charakter entsprechend ohne Mätzchen und Effekte sehr natürlich. Freund/inn/en dieser Musik sei sowohl die Konserve als auch das Liveerlebnis hiermit an Herz und Ohr gelegt.
Kontakt: www.rada-synergica.de; kontakt@rada-synergica.de

Tracklist:
1. Isgrelaje
2. Strandpiraten
3. Od lo ahawti dai
4. Ojfm Boidm
5. Bulgarischer Tanz
6. Daloj Politsej
7. Nane Zocha
8. Di Mame
9. T'zion Tamati
10. Lindràji szi
11. A Kelnisher Kaharod
12. Du sollst nischt geyn
13. Odessa Bulgar
14. Sprayz ikh mir
 

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