www.Crossover-agm.de Q.E.D.: Sometimes A Cigar... Is Just A Cigar
von rls

Q.E.D.: Sometimes A Cigar... Is Just A Cigar   (Eigenproduktion)

Die Wortfolge "Quod erat demonstrantum" dürfte dem Leser aus dem Mathematikunterricht noch in mehr oder weniger guter Erinnerung sein - mehr, weil sie das erfolgreiche Ende einer Beweisführung markierte, und weniger, weil es bisweilen ein steiniger Weg bis dorthin war. Üblicherweise schrieb man allerdings nicht die kompletten Worte ans Ende des Beweises, sondern nur den ersten Buchstaben eines jeden der drei Worte, und ebenjenes Kürzel hat sich eine in Kanada ansässige, allerdings zu guten Teilen aus Menschen mit Migrationshintergrund bestehende Band als Name auserkoren. Keine Ahnung, ob sie damit die gleiche ausführliche Variante verbinden oder eine alternative Deutungsvariante präferieren - aber die Vermutung, daß sie Mathcore oder ähnlich vertrackte Musik spielen, führt in die Irre: Zumindest das vorliegende Drittwerk "Sometimes A Cigar... Is Just A Cigar" läßt sich am ehesten im Postgrunge ansiedeln, allerdings mit deutlicher Schlagseite in Richtung klassische Rockmusik, also die melancholische oder gar verzweifelte Grundstimmung deutlich aufhellend, so daß nicht mal ein Song wie der Opener "Water", der gleich mit einigen "klassischen" grungigen Melodiefolgen arbeitet, den Hörer in eine entsprechend angedüsterte Stimmung versetzt. Auch die Halbballade "Thinking About You" kombiniert die Melancholie gekonnt mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorn, klassische Pianoklänge unterbauend, und "The Glitch", das anfangs in eine ähnliche Kerbe wie "Water" zu schlagen scheint, beginnt ab dem Mittelteil mit progrockartigen Elementen zu arbeiten, auch hier wieder mit entsprechendem Keyboardeinsatz, der das Rockgerüst sinnvoll ergänzt. "Lend Me Your Dreams", auch eine Halbballade, scheint der Leitsong der CD geworden zu sein, zumindest findet er in Radiostationen und den sozialen Medien entsprechende Beachtung, obwohl gerade sein Refrain ein etwas holprig-bemüht wirkendes Moment beinhaltet. Daß Bandkopf und Alleinkomponist Ratneesh Kural, kurz Ra, aber auch das Metier eingängiger Refrains beherrscht, beweist der hochgradig zugängliche und trotzdem mit einer Überraschung in der Harmoniewahl aufwartende von "Come To Me", das wiederum einen unauffälligen, aber beim zweiten oder dritten Hinhören enorm interessanten angeproggten Mittelteil aufweist und mit diesen beiden Elementen den abermals postgrungigen Anfang wirkungsvoll kontrastiert, ohne deshalb beliebig zu wirken. Daß Q.E.D. Kinder der Neunziger sind, zeigt neben den Grunge-Anklängen auch der eine oder andere Anklang an die Hüpfrocksounds jenes Jahrzehnts, etwa im Rhythmus von "Running On Empty", wo Drummer Sandesh John Fernandez bisweilen typische verschleppte Grooves einbaut und zudem eines der wenigen Gitarrensoli von Shawn Nelson Platz gefunden hat - ansonsten liegt der Gitarrenfokus nämlich auf der Rhythmusarbeit, die sich Shawn und Ra teilen, wobei letzterer auch noch einen Teil der Keyboardeffekte beigesteuert hat und außerdem am Frontmikrofon steht und mit einer halbhohen, ganz leicht angerauhten, emotionalen, aber die typische Grunge-Weinerlichkeit eben knapp verfehlenden Stimme arbeitet - damit exakt zur Ausrichtung der Musik passend. Was er da singt, läßt sich zwar nicht im Booklet nachlesen, aber die CD enthält auch noch einen Datenteil mit einer pdf-Datei, die Bandbio, viel Bildmaterial und eben auch die Lyrics bietet, so daß man auch ergründen kann, was es mit dem Songtitel "Floating On Freud" auf sich hat. Sigmund F. hat offenbar einen tiefen Eindruck bei Ra hinterlassen, denn auch der Albumtitel stammt aus der Feder des Psychoanalytikers, findet sich allerdings nicht als Songtitel oder auch nur Textzeile auf dem Album wieder; statt dessen kommen in der Thankslist noch Kim Wilde und Papa Schlumpf vor, übrigens direkt hintereinander und in einer Aufzählung verschiedener Pubs (!) versteckt. Zu entdecken gibt es aber auch in den knapp 38 Minuten Musik einiges, nur sollte der Hörer etwas mit der beschriebenen Mischung anfangen können, die ein wenig wie das anmutet, was diverse frühere Classic-Rocker und -Metaller in den 90ern als trendlastige Scheiben veröffentlichten - nur stimmen bei Q.E.D. die Qualität und der Background. Reinhören sollte auch mal, wer sich The Tea Party mit weniger stark ausgeprägtem Siebziger-Touch vorstellen kann.
Kontakt: www.qedmusic.com, www.facebook.com/qedmusic

Tracklist:
Water
The Glitch
Thinking About You
Come To Me
Running On Empty
Lend Me Your Dreams
Floating On Freud
A Quiet Place
 




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