www.Crossover-agm.de POTHEAD: Grassroots
von rls

POTHEAD: Grassroots   (Janitor Records)

Keine Ahnung, was passiert, wenn man statt Gras versehentlich Graswurzeln in die Pfeife stopft, aber sollte das Ergebnis dieser 70minütigen Platte eine entsprechende Assoziation zulassen, dann muß es eine gewisse entspannende Wirkung haben, ohne daß man deshalb aber gleich in Lethargie verfällt. Pothead waren allerdings noch nie eine musikalische Rüpelband, und auch ihr laut Info achter Longplayer (es ist der erste, der mir in voller Länge zu Gehör kommt) macht da keine Ausnahme - er kommt trotz gelegentlich für Pothead-Verhältnisse ausgesprochen hohem Tempo ("Dope Says Nope") in einem relaxten Gestus dahergeschwebt, ohne allerdings irgendwelche Spacerockelemente zu beinhalten. Andererseits fehlt Pothead auch die Staubigkeit der Horden von Kyuss-Nacheiferern, so daß man auch mit dem Terminus "Stoner Rock" vorsichtig sein sollte. Als ein großer Einfluß gehen aber wie bei diesen Bands auch die frühen Black Sabbath durch, so daß es keinen Genre-Fan gewundert hätte, wenn beispielsweise "Wild Weed" oder "Put It Inside" anstatt auf "Grassroots" auf einem der Longplayer von The Obsessed, Lost Breed oder eben einer dieser Tausenden Stonerrocker ihren Platz gefunden hätten. Dazu paßt das Faktum, daß Brad ein Stück höher singt als früher und sich zudem spürbar in Richtung Ozzy Osbourne bewegt hat (seine Entwicklung läßt sich in "Rut" nachvollziehen, wo er anfangs noch tiefer singt). Auch die eine oder andere Parallele nach Seattle (zwei Drittel der Mitglieder Potheads kommen ursprünglich aus dieser Stadt) darf gezogen werden, allerdings eher zu den melancholischeren Soundgarden-Nummern oder gar zum Temple Of The Dog-Projekt als zu den ungeschliffenen Nirvana-Ergüssen. Mitunter übertreiben es Pothead allerdings ein wenig mit der Melancholie und verfallen in Weinerlichkeit (nicht in Lethargie wohlgemerkt), und das schmälert zumindest meinen Hörgenuß etwas (so kann ich mich mit "Rose Garden" nicht sonderlich anfreunden, und das mal ganz ungeachtet der Tatsache, daß ich momentan keinen Grund zum Einsatz solcher roter Blumen habe). Das wunderbare halbakustische Solo in "2nd Fret" oder das auf "Henry And Mabel" zurückverweisende "Victim" beweisen, daß Pothead auch im ruhigeren Bereich einen grünen Daumen haben, wenn es um die Kultivierung von schönen Blüten geht, und sie haben zudem in der Songreihenfolge darauf geachtet, daß keine Monotonie aufkommt (beim ersten Blick stutzt man schon, daß von den vier einleitenden Songs keiner länger als 2:56 min ist, und vermutet möglicherweise punkig polterndes Einerlei, aber diese Vermutung stellt sich nach dem ersten Hördurchlauf schnell als blanker Unsinn heraus). Um die Musik genießen zu können, sind pflanzliche Rauchwaren also definitiv keine unabdingbare Voraussetzung - dagegen kann man einige der Lyrics wohl nur unter dem Einfluß solcher Mittel verstehen, während man bei anderen wiederum keine Schwierigkeiten hat. Daß sich unter 19 Songs nicht ausschließlich Treffer befinden, wurde bereits angeführt, aber die drei Wahlberliner sind routiniert genug, um keinen Song entscheidend durchs Sieb fallen zu lassen. Sie haben auch keine Plattenfirma hinter sich, die ihnen eine bestimmte Richtung einbleuen würde, denn nach diversen Indie- und Majorveröffentlichungen haben sie ihre bandeigene Firma gegründet, die nicht mal einen regulären Vertrieb hinter sich hat. Wer also "Grassroots" besitzen möchte, muß zu einem Pothead-Konzert gehen (rauchempfindlichen Personen sei dies nicht empfohlen) oder direkt mit Janitor Records, Ritterstraße 12-14, 10969 Berlin, www.pothead.de oder www.janitorrecords.de Kontakt aufnehmen. Daß die Promoversion dieses Albums in einer grünen Tüte (einer Papiertüte, um präzise zu sein) ausgeliefert wurde, sei abrundend auch noch erwähnt.



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver