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von ms

PORN SAVAN: Gina   (babyphonemusic/Eigenvertrieb)

"Oh, schöne Platte!" Die nett anzuschauende Dame auf dem Cover lässt suchende Käufer im Musikalienhandel sicher zu dieser CD greifen, denn auf Weiblichkeit orientierte Wesen möchten sicher noch mehr Bilder von "Gina" auf die Netzhaut bekommen. Und da ist sie schon, diesmal frontal, mit fast zu großer Zigarette im Mund auf der Innenseite. Zweimal noch klein gedruckt - das war's. Dann mal schnell die Scheibe in den Player geschoben, vielleicht erklingt dann ja ihre Stimme ...
Nee, tut sie nicht. Vom Innenohr direkt ins Langzeitgedächtnis erklingt ein Sound, über den schon Mitte der Achtziger Augenzwinkern herrschte. Erdige "fuzzy" Gitarren versetzen mich in die Zeit, in der ich 15 war und dereinst im Musikladen meiner Heimatkleinststadt jene drei Akkorde (G, B, C) spielte, die sicher diejenigen sind, die in Musikläden am häufigsten erklingen. Derweil intoniert der Besitzer jene Worte, die auch der Schlüssel für Gina sein können: "Smoooouuuuke on the waaaaateeeeeeer" und eigene Textunsicherheiten verbergend ist nach "feior in the skei" Schluss. Jawohl! Deep Purple lässt grüßen und würde da nicht auf der Hülle die Zeitangabe 2001 prangen, könnte man denken, findige Geschäftsleute hätten verschollene Aufnahmen von Ian Gillan &Co. ausgegraben.
Doch nun sollen eigene Befindlichkeiten in den Hintergrund treten und die Sicht frei machen auf jene Musiker, die "Gina" auf ihr Auto gesetzt haben. Die vierköpfige Band (voc, git, bg, dr), die seit 1998 die Ohren unsicher macht, spielt nach Selbstauskunft ordentlichen Stonerock, für den sie tief in der Musikgeschichte gegraben haben und in der Gitarrenwelt der 70er fündig geworden sind. Detailverliebt und auf Druck geeicht rutschen bei Porn Savan einige schöne und harmonische Ideen durch die Lautsprechermembran. Zwar hoppelt der Opener noch ein bisschen dahin doch dann geht's los. ROCK! Bei dem man seine alte Jeansjacke anziehen möchte und das inzwischen schüttere letzte Haar im Wind der Route 66 fliegen lassen will. Tiefergelegte Gitarren stampfen und zerren in und an den Ohren. Saubere Vocals erzählen die ein oder andere Geschichte und ehrlich gesagt, habe ich nicht herausbekommen, ob es sich dabei um nette Begebenheiten rund um Gina handelt.
Die Scheibe beschert dem geneigten Hörer eine gute Dreiviertelstunde gleichbleibende Rockunterhaltung mit wenig Höhen und Tiefen. Der Zyniker schimpft sicherlich über das Produkt von Porn Savan. "Alles gleich", "Nix neues", "Ideenlos".
Aber vielleicht muss es im 21. Jahrhundert auch solche Musik geben, die sich an das Urgestein des Rock erinnert, es auferstehen lässt und eine schöne Zeit beschert, in der die Musik nach vorne geht und wo man nicht von tausenden Sequenzern genervt, unzähligen Breaks geschüttelt und von computergesteuerten Stimmchen gequält wird.
Mir bleibt die Frage nach der Zielgruppe der vier Retrorocker. Ich bin mir unsicher, ob sich Mädchen wie Gina häufig für diese Klangwelten interessieren. Wär's sonst Rock, wenn sich Porn Savan nicht Horden williger Groupies wünschen würden? Mir erscheinen bei dieser Musik eher einige resignierte Altrocker mit lustigen T-Shirts, die ihre Bierbäuchen im Takt schwingen und das bewusst noch lange, wenn auch ausgedünnte Haar auf ihre mit Aufnähern aus der guten alten Zeit benähten Jeans- oder Lederjacke fallen lassen. Naja, wem's gefällt ...
Kontakt: www.pornsavan.de

Tracklist:
1. Conciously Dead
2. Give & Take
3. Roady
4. Truth Is A Lie
5. Closed Door
6. Spiritualized
7. Push Your Skirt Up!
8. '67 Cadillac
9. Enemy
10. Coming Home
11. The Burial




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