www.Crossover-agm.de PLASMIC OCEAN: Haptic Trips
von ta

PLASMIC OCEAN: Haptic Trips   (Eigenproduktion)

Zärtliche Elektronikschmeichelei, Samples, hier etwas Sphärenklang, da etwas Folk, so beginnt "Haptic Trips" - "An Audience With A New Life" hat mir zwar kein neues Leben gegeben, aber das alte doch angenehm versüßt. Ich lehne mich also zurück, dämme das Licht und stelle mich nach diesem Track und dem nachfolgenden "Shore Of Bright Lights", das eine Art Outro-Funktion für "An Audience ..." übernimmt, auf eine Stunde psychedelische Entspannungskur ein - geschnitten! Das nachfolgende "Buried Upon A Hill", das sind harte, verzerrte Riffs, die teilweise knietief im Metal stecken, kraftvolle Drums und eine Backgroundsängerin mit klassischem Touch, die sich zu Sänger Peter Barthel gesellt. Mit neoklassischem Power Metal-Quatsch haben Plasmic Ocean aber - dem Herrn sei's gedankt - nichts zu tun. Plasmic Ocean spielen psychedelisch angehauchten Progressive Rock/Metal, der das Prädikat "progressiv" im Titel tatsächlich verdient.
Die Synthesizer sind ein Charakteristikum der Band, das stil- und atmosphäreprägend wirkt. Sie haben oft einen spacigen, disco-mäßigen Touch, den ich so von keiner anderen Band des Genres kenne - höre bspw. das kraftvolle "Nails", zu dem man sogar die Matte auf dem Schädel anwerfen kann. Härtetechnisch sind Plasmic Ocean vergleichbar mit neuen Porcupine Tree in ihren deftigen Momenten, nur dass sie es - von einigen Ruhepausen abgesehen - nicht nur manchmal, sondern recht häufig ganz gut krachen lassen. Die Gegenparts sind bspw. das genannte Eingangsdoppel, der ausgedehnte, smoothe Space-Mittelteil vom äußerst geilen "Like A Bump On A Log" und die titelgebende Albumballade "Haptic Trips", die allerdings einigermaßen unspektakulär klingt.
Die ganze Melange wird abgerundet mit World Music-Zitaten ("Ocean Park"), warmen Beatles/Pink Floyd-Vibes in Gesang und Klavier ("The Contract", "Sleepwalker II"), Chemnitzer Blasmusik ("A vs. R"), immerhin einmal proggigem Gefrickel ("Yell"), einigen Elektronika hier und da und einem 35sekündigen Abschlusstrack, der sozusagen gleichzeitig drei Fragezeichen und drei Ausrufezeichen setzt ("Mohenjo Daro"). Habe ich schon erwähnt, wie herrlich ich "Build On Sand" finde? Atmosphärische Sounds, ein Arrangement zum Zungeschnalzen und obendrauf betörender Gesang. Apropos "Gesang": Die angenehme, weiche Stimme von Peter Barthel und die Gesangslinien, welche sie intoniert, rechtfertigen allein den Kauf dieses Silberlings.
Summa summarum: "Haptic Trips" ist ein sehr gutes, kreatives Prog Metal/Rock-Album geworden, das einen über seine gesamte Distanz von 50 Minuten fesselt, zieht man den zu zartbesaiteten Titeltrack mal ab. Dass das Quintett schon seit 1999 am Musizieren ist, kann man dem auf Polycarbonat verewigten Resultat deutlich anhören. Angemessen produziert ist der ganze Spaß auch noch (gut, die harten Riffs könnten mit etwas mehr Punch besser zur Geltung kommen) und so bleibt mir nichts, außer meinen Hut in Richtung Chemnitz zu ziehen.
Kontakt: www.plasmic-ocean.de

Tracklist:
1. An Audience With A New Life
2. Shore Of Bright Lights
3. Buried Upon A Hill
4. Like A Bump On A Log
5. A. vs. R.
6. Nails
7. Haptic Trips
8. Who Cares?
9. Nice To Meet You
10. Yell
11. Build On Sand
12. Ocean Park
13. The Contract
14. Sleepwaker II
15. Mohenjo Daro
 




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