(Progressive Promotion Records)

Es ist so eine Sache mit bunten finnischen Blumensträußen. Sie sehen immer etwas anders aus als die andernorts gewohnten floralen Gebinde. Da werden auch mal Kombinationen gewagt, die Kopfschütteln verursachen. Zumindest auf den ersten Blick. Der zweite Blick sagt dann vielleicht: Jo, kann man so machen. Und später fragt man sich dann, warum es eigentlich nicht schon immer so gemacht wurde.
Als nicht gerade ausgewiesener Liebhaber von Prog-Rock neueren Datums stand ich also vor diesem Prog-/Art-Rock-Blumenstrauß aus Finnland und schaute bedröppelt wie der IHK-Abgesandte bei der Gesellenprüfung für Floristen, der gerade ein Gebinde aus Sauerampfer, Lavendel, Disteln, Giersch, Brennnessel und Gladiolen begutachten muss.
Overhead: Das ist Prog-Rock mit Metal-Anleihen ("Lost Inside 2"), Reggae-Rhythmen ("An Afternoon Of Sun And Moon"), Jethro-Tull-Gedächtnis-Flöten (des Öfteren), himmelstürmenden, fast poppigen Refrains (meistens), Queen-Bombast ("Angels And Demons"), Mariachi-Trompeten ("Last Broadcast" - Anspieltipp!), Synthesizerflächen (zu oft), komplexen aber nachvollziehbaren und hörbaren Arrangements (eigentlich immer) und schmerzhaften Ausrutschern in 80er-Pop (grausig: "Alive" - aber vielleicht ist mir auch nur die Ironie entgangen).
Noch bin ich nicht beim dritten Blick. Zu ausgefranst wirkt das alles in der Gesamtschau: Etwas zu viel von allem. Weniger ist manchmal mehr. Zumal die sehr radioaffinen Refrains etwas heftig in Richtung Mainstream lunsen. Da kann auch das Arrangement manchmal nicht verhindern, dass die Lieder auseinanderfallen.
Uneinheitlichkeit mit guten, aber etwas zu vielen Ideen.
Drei von fünf Trockensträußen.
Kontakt: www.overhead-band.com

Tracklist:
1. Lost Inside 2
2. Berlin
3. An Afternoon Of Sun And Moon
4. Aftermath
5. Syriana
6. Grotte
7. Last Broadcast
8. Alive
9. Angels And Demons
 

© by CrossOver