www.Crossover-agm.de OPETH: Deliverance
von ta

OPETH: Deliverance   (Music For Nations)

Unfassbar. In einer Zeit, wo In Flames, Dark Tranquillity, Moonspell oder My Dying Bride Alben veröffentlichen, die unweigerlich Anbiederung oder musikalische Sackgasse assoziieren, schaffen es Opeth, mit einem Album, das sich so stark von den vorhergegangenen nicht unterscheidet, zu zeigen, wie Songwriting funktioniert, welches anspruchsvolles Death Metal-Elementarium und Prog-Rock-Herangehensweise/Attitüde/Trademarks, Wiedererkennungswert und Mut, Perfektionismus und ausufernde Epik in Einheit wandeln lässt, ohne auch nur einmal ins Stolpern zu geraten. Natürlich ist immer klar zu erkennen, dass hier Opeth operieren: Die mal mit wunderschönen Melodiebögen schmeichelnde, mal abartig bellende und keifende Stimme Mikael Äkerfeldts ist nicht weniger prägnant als die sensiblen Akustikgitarren, gepaart mit ausufernder und eigenständiger Riff- bzw. warme Soloarbeit um das Duo Äkerfeldt/Lindgren und die im melodischen bis tödlichen Metal unerreichte, originelle und die Songs perfekt unterstützende Rhythmusabteilung um Martin Mendez am Bass bzw. Martin Lopez am Schlagwerk. "Deliverance" ist auch klar ein Metal-Album, vermutlich sogar eins der härtesten, das die Band bisher ans Licht gezaubert hat, andererseits aber in seiner Machart erfreulich progressiv. Bestand nach dem Vorgänger "Blackwater Park" noch die Befürchtung, Opeth könnten sich einer Stagnation unterwerfen, deren Kompositionsniveau zwar hoch angesetzt sei, deren für stetiges Interesse-Hervorrufen aber nötige Weiterentwicklungsrate jedoch im umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Vorhersehbarkeit stünde, macht "Deliverance" spätestens nach dem vierten Durchlauf alle Zweifel vergessen - und das unglaublich packend und mit gut eingearbeiteten Neuerungen ausstaffiert. Der 11-minütige Opener "Wreath" ist ein harmonisch dichter, mit präziser Doublebass unterlegter und harter Pflug, der einerseits verhältnismäßig wenig eingängig tönt, andererseits die großartigen Harmoniewechsel aus dem Band-Fundus nicht vermissen lässt und stets nachvollziebar bleibt. Beim noch zweieinhalb Minuten längeren "Deliverance" geht man da schon weiter. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, mal solch Voivod-artigen Gitarren (Intro) oder eine solch experimentelle Rhythmusfigur wie im Ausgang bei dieser Gruppe gehört zu haben. Auch das Piano im ansonsten typischen, balladesken "A Fair Judgement" überrascht. Im dem weltentrückten Interlude "For Absent Friends" folgenden "Master's Apprentices" finden sich dann ungewohnt melodielose Gitarrenstakkatos, schwelgerische Soli, Pink Floyd-, ja, gar Beatles-kompatible Melodien und Harmonien, überraschende Wendungen, Intensität, Filigranität, Emotionalität und Brutalität, sprich: Opeth. "By The Pain I See In Other's" lässt sich schließlich nur noch schwer mit Worten beschreiben, ist objektiv betrachtet mit Samples und Effekten streckenweise sehr ungewohnt für die Band und subjektiv betrachtet ein perfekter Schluss für "Deliverance", der nicht nur ein Ende hat und einen vollkommen verstörten Hörer auf sich gestellt zurücklässt ... Insgesamt ist das einstündige Album viiiel interessanter, ergreifender und besser als alle seine schon hochklassigen Vorgänger (mit Ausnahme vielleicht von "Still Life"), in der musikalischen Ausrichtung etwas weniger zugänglich, textlich gewohnt schwer durchsteigbar ... und viiiiele Reisen wert. Hier kommt nicht viel drüber. Exorbitant. Groß.
Kontakt: www.opeth.com

Tracklist:
1. Wreath
2. Deliverance
3. A Fair Judgement
4. For Absent Friends
5. Master`s Apprentices
6. By The Pain I See In Others




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