www.Crossover-agm.de JOHANNES NITSCH: Die Saiten meines Lebens
von ms

JOHANNES NITSCH: Die Saiten meines Lebens   (Felsenfest)

Ein Gedenkalbum. Im September 2002 starb Johannes Nitsch (1953-2002) an den Folgen einer Operation. Der Schock traf die christliche Musikerszene hart und jeder der Rang und Namen hatte, durfte ein Statement dazu abgeben. Von wohltuenden Sätzen bis zu fundamental-brachialem Geworte spekulierten die Trauernden über das, was "danach" käme und oft genug wurde das Ableben Herrn Nitschs sofort genutzt, alte bekannte Dogmen herauszuposaunen - aber dafür kann der Musiker ja nichts.
Sogleich haben Johannes' Frau Anneliese und der "Felsenfest Verlag" kurzerhand diese und eine zweite Platte ("Lieder die bleiben") zusammengestellt, um das Schaffen des Künstlers widerzuspiegeln. Ich möchte hier mal keine allzu kommerziellen Hintergedanken unterstellen, aber für meinen Geschmack ging das alles etwas schnell.
Auf "Die Saiten meines Lebens" finden sich 17 Musikstücke der eingängig christlichen Art. Das E-Piano spült weiche, warme, fastemotionale Weisen aus den Lautsprecherboxen. Ein sanftes Schlagwerk, ein sanftes Saxophon, eine sanfte Gitarre sänfteln sanfte Töne und eingängige Melodien in die frommen Wohnstuben.
Über weite Passagen dominiert allein das Piano Nitschs, ab und an unterstützt von einer Panflöte. Gerade bei Titel 6 ("Schuldlos schuldig") wünscht man sich, die Platte wäre rein instrumentaler Art. Klanglich sehr transparent und steril fehlt dieser Platte aus meiner Sicht ein wenig Sex. So zischelt bei "So ist Versöhnung" das Schlagzeug einen lateinamerikanischen Rhythmus - aber wo ist der Bass?
Inhaltlich zumeist an Bibelgeschichten angelehnt, stampfen zuweilen stumpf gereimte Worte daher. Johannes Nitsch hat Zeit seines Lebens Texte von den christlichen-Texter-Dinosauriern der alten Bundesländer vertont. Zuweilen erschrecken die Banalitäten in den Texten der durchaus brillant arrangierten Stücke aber massiv. "Wenn Christen musizieren", "Lebensfreude" oder "Begegnung" sind schon starke Stücke (im weiteren Wortsinn).
Meist ist es Johannes Nitsch gelungen die sperrigen Texte sanft zu verpacken, dass sie jeder Jugendchor oder sonstige gutgemeinte Ensembles ohne Probleme mitsingen und -summen können. Viele der Lieder stammen auch aus den Chorwerken (Jona, Begegnungen, Felsenfest, Folgen) des Komponisten.
Trotz aller Kritik muss ich dieser Platte eine gewisse Schönheit bescheinigen. Schlicht und einfach sprechen die Lieder als Gesamtwerke zum Hörer. Ich spüre, dass es erbaulich sein könnte, sich diese CD allein in einer stillen Stunde anzuhören. Sicher ist "Die Saiten meines Lebens" nicht für VIVA und MTV produziert worden und so wird sie sicher ihre Liebhaber in der christlichen Subkultur finden.
Fazit: Wer Johannes Nitsch mag, wird diese CD mögen, wer ihn nicht mag, muss ihn ja nicht hören - so einfach kann das sein.




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver