www.Crossover-agm.de NICK & JUNE: Flavor & Sin
von sk

NICK & JUNE: Flavor & Sin   (Bullet Records)

Irgendwo muss die immer noch emsig schwappende Singer-Songwriter-Folk-Pop-Welle ihren Ursprung haben. Und irgendwelchen Bedürfnissen muss sie ja auch entsprechen. Sind wir alle so weich und sensibel, so verständnisvoll? Ein back-to-the-roots- bzw. back-to-the-nature-Ding, das sich im Gebrauch akustischer Instrumente und verschwommener Wald- und Wiesenbilder in Videoclips erschöpft und dessen einziger wirklicher Naturbezug der Apfel auf dem Laptop ist? Ist das Romantik reloaded, schwelgerisch, träumend und sehnsuchtsvoll? Keine Ahnung, bin ja weder Soziologe noch Musik- oder Kulturwissenschaftler, sondern einer, der sich gerne anstecken lässt von mehrstimmigen Gesängen, akustischen Gitarren und melancholischen Melodien. Nur: Der Markt scheint ja gesättigt zu sein. Und die Möglichkeiten des Gezupfes und Gesinges sind ja auch irgendwann erschöpft, die Möglichkeiten der Zusammensetzung auch. Solo, Duo, Trio und weiß der Hase im Bau was noch. Mann und Frau geht dabei ja irgendwie immer. Tolle Dinge sind dabei schon herausgekommen: The Civil Wars, The Swell Season, Angus & Julia Stone, eagle*seagull usw. usf. Unauffällig reihen sich Nick & June in diese Reihe ein. Die Verwechslungsgefahr ist dabei groß und vielleicht nicht ungewollt. Ein herrlich unaufgeregtes und wohltuend unauffälliges Album ist dabei entstanden. Wäre da nicht, ja wäre da nicht das manchmal etwas anstrengende, mehr hauchende als singende Organ von Nick Wolf (das gleiche Phänomen hat mich schon bei eagle*seagull genervt). Dabei hat seine Stimme durchaus Wiedererkennungswert und Charakter und ist dann besonders gut, wenn er sich reinhängt und ihr das Volumen gibt, das ihr zusteht. Zu schnell wirkt das Ganze aufgesetzt und gespielt, was schade ist. Auch hätte ich gerne mehr von June Kalass gewünscht, damit die Duo-Qualitäten noch mehr ausgeschöpft werden (nochmal The Swell Season hören!). Ihre Stimme ist zu angenehm und harmoniert zu gut mit der von Nick Wolf, als dass sie so zurückgedrängt werden sollte.
"Flavor & Sin" ist ein tolles, ein verträumtes Album mit wunderbar leichten Folk-Pop-Melodien geworden. Ohne große Schwächen, aber auch ohne echten Höhepunkt. Wäre schade, nichts mehr von dem Duo, dem ich einfach mal großes kreatives Potential attestiere, zu hören. Dreieinhalb von fünf sacht glühenden Lagerfeuerscheiten.
Kontakt: http://nickandjune.com/

Tracklist:
1. Hold On
2. Annie Hall
3. Rain In June
4. Coming Home
5. Little Things
6. Fall For Me
7. Caroline
8. Solve My Mystery
9. Homesick Blues
10. Here I Am
11. The Dancer
 




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