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von rls

MASTER & MARGENTA: Po Tu Storonu Sna   (CD-Maximum)

"Master & Margerita" wäre als Firmierung für diese CD vielleicht noch hübscher gewesen, einerseits natürlich aufgrund des literarischen Bezuges und andererseits, weil die zweite Namensgeberin tatsächlich auf den Namen Margerita Puschkina hört. Aber sie arbeitet offensichtlich auch unter dem Pseudonym Margenta, auch ihre Homepage heißt www.margenta.ru, und so ist halt diese Firmierung zustandegekommen. Fünf Jahre nach "Labyrint" liegt mit "Po Tu Storonu Sna" wieder ein reguläres Studioalbum von Master vor, und die direkte Einbeziehung der Texterin Margenta (die schon für fast alle namhaften russischen Metalbands Texte geschrieben hat) sowie die Struktur der Songaufteilung legen ein Konzeptalbum oder so etwas Ähnliches nahe, wenngleich sich das dem nur marginal Russischkundigen nur schwer erschließt - Texte sind zumindest der mir vorliegenden Pressung nicht beigefügt. Die 18 Songs sind in zwei große Komplexe gegliedert (1-10 und 11-18), und es findet sich eine sehr stark gegliederte Struktur mit vielen zwischenspielartigen kurzen Stücken (von denen gibt es auch gleich mal drei hintereinander ...), so daß die Gesamtspieldauer nur bei 53 Minuten herauskommt. Die Vermutung eines Albumkonzeptes wird auch durch die Besetzungsliste genährt - zum einen wird dort Margerita Puschkina mit "Stichi i ideja" (also "Verse und Idee") direkt aufgeführt, zum anderen ist neben dem Stammquartett aus Sänger Lexx, Gitarrist Alexei Straik, Bassist Alik Granowski und Drummer Alexander Karpuchin noch eine ganze Herde an Gastmusikern beteiligt, nämlich zwei Gastkeyboarder, die auch am Songwriting beteiligt waren, sowie gleich fünf Gastsänger teils recht prominenter Herkunft. Da finden wir Michail Seryschew, den Ur-Master-Sänger, da lesen wir den Namen von Maxim Samoswat, der mit Epidemija auch schon Metalopern herausgebracht hat, und da hätten wir als wohl prominenteste unter den drei singenden Damen Olga Dsusowa, die auch schon bei der halben russischen Metalelite als Gastsängerin dabei war und hier auch kompositorisch mit eingebunden war, beispielsweise das klassische polyphone Frauenchorzwischenspiel "Pesnja Annuschki" fabriziert hat. Schlußendlich nährt auch die Musik selbst den Verdacht, daß hier irgendein Konzept dahinterstecken muß, denn als "normales" Album wäre "Po Tu Storonu Sna" selbst für Master-Verhältnisse zu inhomogen. Schon der Opener "Tanjez" schwankt zwischen Nu Metal (Strophe) und hymnischem Power Metal (Refrain) und erhält zudem noch kräftig rockenden Gesang einer der drei Damen als Beigabe. "Genii Roka" an zweiter Stelle entpuppt sich als purer traditioneller melodischer Speed Metal mit markantem, teils Manowar-artigem Baß (das kennt man von Bassist/Chefdenker Alik Granowski ja schon), "Musika Sfer" schaltet titelgemäß etwas zurück, auch "Sa Granju" ist eher Rock als Metal, "Pesnja Annuschki" als Chorinterludium geht in "Smertj Berliosa" als Kombination aus Chor und Metalhintergrund über, das aber auch nur Zwischenspielcharakter besitzt, ebenso wie "Konferans", das aus 18 Sekunden Wortbeitrag besteht, bevor mit "Metschtai" der nächste "richtige" Song kommt, der aber auch im eher gemäßigten Rockgestus verbleibt, während "Woina (Live In Studio)" zweimal angezählt werden muß und sich dann in einen wirbelnden Thrasher der alten Master-Schule verwandelt, der witzigerweise von einem der beiden Gastkeyboarder geschrieben worden ist. "Po Tu Storonu Sna (Tschast 1)" beendet den ersten Teil des Gesamtwerkes mit einer großen Metalhymne, die teils von gospelartigen Backings veredelt wird. Und ähnlich wild durch die Stile geht's in den acht Songs des zweiten Teils: "Les Brokilon" ist ein baßlastiges Instrumental aus Granowskis Feder, allerdings mit starker Spacerocktendenz, während "Krysy" noch eine neue Stilrichtung einführt, nämlich klassischen Hardrock mit leichten Funkeinflüssen, gesungen von einer der drei Damen mit Bonnie-Tyler-kompatibler Reibeisenröhre. Danach wird der "Sohn der Felsen" im gleichnamigen Song, also "Syn Kamnja", in halbballadesker Form in den Schlaf gewiegt, bevor sich in "Wremja Barbarow" wieder ein geradliniger Song an der Grenze von Power und Thrash Metal entspinnt, der nach Minute 3 allerdings in ein kleines Hörspiel übergeht, dem mit "Live In Studio" eine jazzrockige Jamsession folgt. "Otig", geschrieben vom zweiten Keyboarder, entpuppt sich als kurzes Sopransolo ohne Begleitung, "Mratornyi Angel" entwickelt sich von einem balladesken Beginn in einen schleppenden Orchestermetaller mit gelegentlichen neumodischen Einflüssen im Gesang (auch das hatten wir auf dieser Platte so noch nicht), und eine der drei Damen setzt mit dem balladesken, nur von Akustikgitarre und -baß untermalten zweiten Teil des Titelsongs den Schlußpunkt. Daß das Ganze kompetent eingespielt wurde, vermag nicht zu verwundern, allerdings gewinnt das Material vermutlich noch einmal deutlich an Reiz, wenn man den inhaltlichen Hintergrund entschlüsseln kann. Wer eine geradlinige Master-Metalscheibe erwartet, könnte mit "Po Tu Storonu Sna" eher eine Enttäuschung erleben, denn er wird mit etlichen der Songs so seine Schwierigkeiten haben, wohingegen der Freund von Metalopern und ähnlichen Komplexwerken bedenkenlos zugreifen kann.
Kontakt: www.cd-maximum.ru, www.master-rockgroup.com, www.margenta.ru

Tracklist:
Tanjez
Genii Roka
Musika Sfer
Sa Granju
Pesnja Annuschki
Smertj Berliosa
Konferans
Metschtai
Woina (Live In Studio)
Po Tu Storonu Sna (Tschast 1)
Les Brokilon
Krysy
Syn Kamnja
Wremja Barbarow
Live In Studio
Otig
Mratornyi Angel
Po Tu Storonu Sna (Tschast 2) (Live In Studio)
 




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