www.Crossover-agm.de MAN DOKI: Soulmates - Absolutely Live (DVD)
von gl

MAN DOKI: Soulmates - Absolutely Live (DVD)

Leslie Mandoki, der ungarische Musiker (Schlagzeuger, Percussionist und Sänger), der sich mittlerweile auch als Produzent einen Namen gemacht hat, legt ein Jahr nach der CD "Soulmates" eine DVD mit seinem All-Star-Ensemble vor, die sehr umfangreich ausgefallen ist. Gleich 18 Namen mitunter weltweit sehr bekannter Künstler stehen auf dem Cover, wovon hier nur einige erwähnt seien: Ian Anderson (JETHRO TULL), Bobby Kimball und Steve Lukather (TOTO), Chris Thompson (MANFRED MANN'S EARTH BAND), Jack Bruce (CREAM), Al Di Meola, David Clayton-Thomas (BLOOD, SWEAT AND TEARS), Chaka Khan, Nik Kershaw und Peter Maffay tragen alle zu einem vielseitigen, musikalisch hochwertigen jazzigen Rock-Pop-Projekt bei. Gezeigt werden Live-Mitschnitte von Konzerten in gleich 4 Städten (Berlin, Magdeburg, Köln, Budapest), wobei der Schwerpunkt mit 67 Minuten bei Berlin liegt, ergänzt durch kurze Mitschnitte der anderen Auftritte. Natürlich konnten nie alle der wohl über 20 Akteure zeitgleich an den Gigs teilnehmen, es scheint sich jedoch ein harter Kern um Leslie gebildet zu haben, Ian am Gesang und natürlich Querflöte und Al Di Meola an der Gitarre waren stets dabei, gleichfalls der bekannte Jazz-Bassist Anthony Jackson. Saxophonvirtuose Bill Evans darf im Grunde nicht unerwähnt bleiben. (In Ungarn beim Konzert waren auch die beiden TOTO-Mitglieder mit dabei.)
Die sicher nicht gleich eingängigen Songs entfalten ihre Eindringlichkeit erst bei ernsthaftem Beschäftigen, sprich konzentriertem Zuhören. Ein 14-minütiges Stück wie das wunderbare "Look Up To The Sky" offenbart sich einem nicht gleich und verlangt dem Zuhörer / Konzertbesucher sicher auch einiges ab. Aber gerade darin liegt die Stärke, in dem Song liegt eine Kraft verborgen, die es zu entdecken gilt. (Das geht hier gut - denn zum Glück liegt die Limited Edition mit zusätzlicher Bonus-Audio-CD vor, von der man sich die Lieder noch mal anhören kann!) Ausgerechnet am Silvester-Abend habe ich einige Kumpels "gezwungen", sich mit mir diese DVD anzuschauen, sicher nicht der geeignete Rahmen, was wiederum zeigt, dass sich hierbei ein ruhiges Selbststudium eher anböte. Dann erkennt man auch die feinen Nuancen, welche die Perfektionisten hier sowohl in Leslies Studio am Starnberger See als auch bei den Gigs eingeflochten haben. Ein besonderer Moment für den Initiator sicher die Rückkehr in seine Heimatstadt Budapest (passend hierzu der dort eingespielte Song "Carry Me Home"), aus der er unter dramatischen Umständen 1975 in die BRD flüchtete. Man merkt den Auftritten an, dass sich hier keiner in den Vordergrund spielt, sondern alle songdienlich zum Gesamtbild beitragen, die Protagonisten sind selbst alle Stars, die sich nichts mehr beweisen müssen. Die Moderation übernahm übrigens der ex-MTV-VJ Ray Cookes, den die älteren noch kennen könnten (ja, damals konnte man den Sender noch ab und zu mal anschauen!!). Es ist angenehm, Ian Anderson zum ersten Mal (seinen Aussagen zufolge!) Songmaterial singen zu hören, das er nicht selbst geschrieben hat. (Die erste Jethro Tull-Single "Sunshine Day" wurde vom damaligen Tull-Gitarristen Mick Abrahams geschrieben. Sollte das ein Instrumental gewesen sein? - Anm. rls) Oder Bobby Kimballs und Chris Thompsons Stimmen zu hören. Oder auch Al Di Meola ruhig und sachlich interpretierend seine Gitarre auf seine unnachahmliche Weise klingen zu lassen.
Weiterhin ist eine 33-minütige "Man Doku - The Spirit Of The Soulmates"-Sequenz zu sehen, bei der die Studioaufnahmen in Tutzing ausführlich beleuchtet und mit Interviews aller Beteiligten gewürdigt werden. Dies ist m.E. etwas zu ausführlich geraten, denn bei der 10. herzlichen Umarmung der Musiker untereinander oder dem 15. gegenseitigen Lob, wie freundschaftlich und fair doch alles zuging, ist man versucht, vorzuskippen. Nichtsdestotrotz ist es interessant zu sehen, wie man einem Mann, der quasi ALLES erreicht hat, nämlich Steve Lukather, noch eine Freude machen kann: Ganz einfach - man gibt ihm die Chance mit SEINEM Idol, Jack Bruce von CREAM, zu musizieren. Wie ein kleines Kind feixend freut er sich: "Mensch, ich konnte mit Jack Bruce 'Sunshine Of Your Love' spielen, wie cool ist das denn!!" Jedenfalls wird der besondere Geist dieses ausschließlich analog produzierten Projekts deutlich, wobei alle Interviews in Englisch geführt sind, Peter Maffay spricht deutsch (er singt jedoch natürlich in Englisch u.a. auf dem Song "Daydream", auch von der letztjährigen "Soulmates"-CD.) Dann kommt noch ein 15-minütiges Interview mit Leslie Mandoki selbst, bötchenfahrend auf dem Starnberger See erzählt er seine Lebensgeschichte. Kleines Manko: Er ist bisweilen ein wenig schlecht zu verstehen. Seine Zeit bei den Schlager-Stars DSCHINGIS KHAN wird ausgelassen, würde auch gar nicht hier rein passen. Die Zeiten sind längst vorbei, Leslie ist einer der weltweit geachtetsten Produzenten geworden, die Dankesliste zu seinem 10-jährigen Studiojubiläum liest sich wie ein "Who is who" des gesamten Musik-Business querbeet durch alle Stile!
(Ein Wort zum Cover: Bei LIVE das V durchgestrichen und durch ein F ersetzt - kommt einem bekannt vor von THIN LIZZYs zweitem Doppelalbum, anyway ...)
Wie gesagt, bei Interesse unbedingt die Version mit der Zusatz-CD - 13 Songs, über 75 Minuten - besorgen, jene gibt es NUR bei einer bestimmten Großhandelskette! (Es ist NICHT die mit dem bescheuerten Geiz-Spruch und auch nicht die mit dem "Superstar"-Produzent als Werbekasper - genau jener sollte sich das mal ansehen hier! Bleibt also nur noch die mit der rot-schwarzen Werbung ...)
Ein ambitioniertes Werk, das wieder mal auf Ablehnung bei einigen Jazz-Puristen stieß, mir gefällt's, und die Bewohner von 10 deutschen Städten haben im April 2004 erneut das Vergnügen, diese Musik live (=life) genießen zu können.
Kontakt: www.mandoki.net, www.redrock.de, www.paroli-music.com, www.park-studios.de
 




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