www.Crossover-agm.de MAI: Khon Diew Nai Hua Jai
von gl

MAI: Khon Diew Nai Hua Jai   (Thailand-Import)

Auch die neue (ok, sie erschien am 24.09.2545 buddhistischer Zeitrechnung) CD von MAI ist mit 155 Baht ausgepreist, komisch: noch vor 2 Jahren waren alle CDs mit 290 Baht gekennzeichnet ... offensichtlich haben die Thais die Zeichen der Zeit erkannt und die Preise kurzerhand halbiert (was bei uns völlig undenkbar wäre), denn das hier ist keineswegs eine Raubkopie von der Straße.
Mai Charoeunpura ist seit Jahren eine in ganz Südostasien verehrte sehr erfolgreiche Schauspielerin und zusätzlich eine begnadete, wandlungsfähige Sängerin. Ihr Beliebtheitsgrad ist größer als der von Verona Feldbusch bei uns, mit dem Unterschied, dass MAI ein talentierter beliebter Filmstar und obendrauf eine tolle Sängerin ist, die Absatzzahlen im sechsstelligen Bereich hat! Ihr unverschämt gutes Aussehen ist da sicher nicht hinderlich, wie man im Booklet wieder an zahlreichen Fotos sehen kann. Ihr Album von 1998 war ein Mix aus rockigen, fast schon heavy-mäßigen Songs mit einfühlsamen Balladen.
Im Jahre 2002 hat MAI auf ihrer bereits 5. CD (dabei sieht sie aus wie 26!!) ihr Spektrum erheblich erweitert, so dass es fast schon zuviel des guten ist! Denn sehr selten habe ich eine Künstlerin gehört die in so vielen Stilen - und dies innerhalb einer CD mit 12 Songs - brilliert und dies in allen verschiedenen Facetten!
Verteilt sind 4 ausgesprochene Balladen, darunter ein Song für den Soundtrack des Filmes "Three" - dominiert durch die charismatisch leicht rauchige voluminöse Stimme von MAI - umgesetzt von einem gewissen Bruno Brugnano, der hier für vieles zuständig ist, vom Songwriting über die Produktion bis hin zu den Instrumenten. Wobei Track 5 mit einer Lockerheit und Coolness daherkommt, exzellent instrumentiert, einfühlsam und ergreifend umgesetzt mit phasenweise übergeblendetem Doppelgesang: Richtig zum Tagträumen und in Gedanken "Davonschweben" ...
Track 3 (es ist eben schwer, die Songs zu benennen, da alles in Thai geschrieben ist) ist ein treibender, grooviger Midtempo-Song, angereichert mit Keyboard und Sound-Spielereien. Was auf Track 6 (dem einzigen nicht überzeugenden Song der CD) leicht übertrieben wird, die Computer-Bastelei mit Sound-Fragmenten sagt mir nicht zu.
Ab dem 8. Stück zieht die Allround-Künstlerin alle Register: Ein zunächst spartanisch instrumentierer Track (der mit dem einen oder anderen zuviel programmierten Loop befremdlich wirkt), der sich aufgrund der aufgebauten Spannung aber zu einem Klasse-Stück steigert, bis ein Gitarrist ein kleines "Metal-Solo" abliefert, MAIs Stimme aus dem Off ertönt als ob sie am Funkgerät wäre (ein interessantes Stilmittel, besonders wenn man das alte Material kennt) bevor sie dann wieder so nahe klingt, als stünde sie neben Dir: exzellent.
Doch was ist das? Bin ich jetzt nachts um 3 in einer Late-Lounge-Bar angekommen, nur noch ganz wenige Gäste, der Pianist spielt zwar noch ein bisschen vor sich hin, doch die bezaubernde Sängerin da in der Ecke will noch ein Blues-Bar Piano-Stück singen, weckt schnell den Saxophonisten und den Schlagzeuger, der nur spartanisch die Snare streicheln muss. Das kann sie also auch, und sogar sehr gut, unglaublich.
Jetzt dreht sie wieder auf: Das schnellste Stück der Platte, ein treibender Rocker (mit leider ein bisschen Fiepsen, Blubbern und Zischen aus der Soundkiste zuviel) aber der upfront produzierte Gesang macht dies wett.
Dann schüttelt sie wieder lässig nebenbei ein ruhiges Stück aus dem Ärmel, was mich bei dieser Sängerin so fasziniert, man hat das Gefühl, sie mache das ohne große Anstrengung grad so nebenbei, es klingt nichts gekünstelt oder inszeniert gewollt: grandios.
Und dann zum Abschluss: Was ist denn jetzt los? Das nächste, noch größere Aha-Erlebnis: ruhiges Soundintro, dann Techno-Gewabere, und ein Takt, der an Robert Miles' Chill Out-Musik erinnert, mit am PC erstellten Klängen. Diesen Song musste ich mir mindestens 5 mal anhören und inzwischen liebe ich ihn: Bitte versteht mich nicht falsch: Bei der nächsten Love-Parade werde ich keinen eigenen Wagen aufbieten, das stumpfsinnige Gehacke lehne ich nach wie vor ab. (Alles andere hätte mich jetzt aber auch gewundert ... - Anm. rls) Hier jedoch wurde MAIs Stimme wie ein Klangteppich über diese eben an Robert Miles erinnernden Klänge gelegt (und den fand ich damals schon gut) und schwebt quasi erhaben über diesem relaxten, dennoch treibendem Sci-Fi-Sound mit abruptem Abbruch.
Fazit: Ein Chamäleon hat hier ein wunderbares Album abgeliefert, mit so vielen Ideen, aus denen andere 3 oder 4 Platten gemacht hätten: phänomenal!
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