www.Crossover-agm.de LUNAR AURORA: Ars Moriendi/Elixir Of Sorrow/Zyklus
von ta

LUNAR AURORA: Ars Moriendi  LUNAR AURORA: Elixir Of Sorrow  LUNAR AURORA: Zyklus   (Cold Dimensions)

Lunar Aurora legten 2014 einige Alben auf ihrem Haus-und-Hof-Label Cold Dimensions wieder auf, was mir ein willkommener Anlass für eine Art verspäteten Nachruf ist. Das Trio aus dem bayrischen Rosenheim gehörte zu den Urgesteinen des deutschen Black Metals und bereicherte die Szene zwischen 1994 und 2012. Allein die größtenteils deutschsprachigen Texte sind einzigartig. Welche andere Black-Metal-Band würde es schon wagen, ein Stück "Flammen der Sehnsucht" oder "Hier und jetzt" zu nennen? Fernab von Klischees erschufen Lunar Aurora lyrische Geisterwelten, die qualitativ weit über dem Durchschnitt der Szene liegen.
Was gleichermaßen auch für die Musik gilt. Die Alben von Lunar Aurora schlagen stilistisch einen großen Bogen und erst gegen Ende ihrer Existenz hatte man das Gefühl, die Band habe sich gefunden. Davor war jedes Album eine Wundertüte.
Kurz nach der Jahrtausendwende komponierten Lunar Aurora gleich drei recht unterschiedliche Alben, die versetzt 2001 und 2004 erschienen und zu dem Meisterlichsten gehören, was Deutschland je an Black Metal hervorbrachte. "Ars Moriendi" ist eine fiese Abfahrt, deren Kälte einen auch 15 Jahre später noch erstarren lässt. Mehr noch als von der Musik stammt diese Kälte aus der Produktion. Der Bass ist nicht zu hören und die Gitarren sind so stark verzerrt, dass es nur mit viel Mühe möglich ist, Akkordwechsel oder auch nur so etwas wie einen Grundton zu bestimmen. Den Stücken fehlt dadurch das harmonische Fundament; die dazu addierten, höchst originellen Keyboards wirken wie geisterhafte Blitze ins Nirgendwo. Doch gerade die geisterhafte Atmosphäre ist es, die die unnachahmliche und nie wieder reproduzierte Qualität von "Ars Moriendi" ausmacht.
Gleichzeitig ist "Ars Moriendi" auch das rabiateste Album der Band und bewegt sich größtenteils im Blast-geprägten Uptempo-Bereich. Anspieltipp: "Geist der Nebelsphären".
Das totale Kontrastprogramm bietet "Elixir Of Sorrow", das melancholischste Album. Die Atmosphäre ist wärmer, die Gitarren spinnen ausufernde, sehnsuchtsvolle Melodiebögen und werden abermals von originellen Keyboards begleitet. Generell spielen die Keyboards bei Lunar Aurora eine tragende Rolle, auch wenn sie völlig anders eingesetzt werden als bei den meisten anderen Bands dieser Sparte. Sie sind (zumindest in der hier besprochenen Phase, auf den ersten Alben sieht das noch anders aus) frei von Majestätik und Bombast und begleiten selten ein ganzes Lied, sondern meist nur bestimmte Sequenzen eines Riffs. Die Sounds sind ausgefallen und wer zum ersten Mal das Hauptthema von "Zorn aus Äonen" hört, wird sicher zunächst große Augen bekommen. Doch gerade der künstlerische Mut macht das Ergebnis so einzigartig.
Einziger Kritikpunkt an "Elixir Of Sorrow" ist die Drumproduktion - ein ewiger Pferdefuß bei Lunar Aurora -, der es an Saftigkeit fehlt. Die Timing-Schwankungen zeigen aber, dass ein echter Schlagzeuger zu hören ist. Anspieltipp: "Augenblick". Der Re-Release enthält zudem eine zweite CD mit raren Tracks, von denen das großartige "Der Wanderer des Feuermondes", ursprünglich 2001 auf der "Nachtzauber"-Kompilation des Mørkeskye-Magazins erschienen, unverzichtbar ist.
"Zyklus" nimmt atmosphärisch eine Zwischenstellung ein. Es tendiert zur Kälte von "Ars Moriendi", ist allerdings durchsichtiger produziert und die Kompositionen sind schleppender und monotoner. Lunar Aurora lassen sich auf diesem Album Zeit, ihre Ideen auszuspielen, was zu vier im Durchschnitt zwölfminütigen Kompositionen führt, deren Intensitätsschraube im Verlauf des Albums immer fester zugedreht wird und ihren Höhepunkt folgerichtig im vierten Kapitel "Die Nacht" erreicht. Dessen rauschhaft wiederholtes Abschlussthema zeigt noch einmal beispielhaft, wie Lunar Aurora arbeiten: Auf lediglich zwei simplen Akkorden basierend, besteht der Kunstgriff darin, dass auf den ersten Akkord ein Keyboardton gesetzt wird, der überhaupt nicht ins tonale Gefüge gehört. Von solchen wohlgewählten Details lebt die in der Grundausstattung eher simple Musik auf "Zyklus". Anspieltipp: "Die Nacht", klar.
Alle drei Alben sind auch in Sachen Texte und Artwork über jeden Zweifel erhaben und gehören damit in jede vernünftige Black-Metal-Sammlung.
Kontakt: www.lunaraurora.de

Tracklist:
Ars Moriendi
1. Ars Moriendi
2. Dämonentreiber
3. Kältetod
4. Black Aureole
5. Beholder In Sorrow
6. Flammen der Sehnsucht
7. Aasfresser
8. Geist der Nebelsphären
9. Outro

Elixir Of Sorrow
CD 1:
1. Einsamkeit und Dunkelheit
2. Zorn aus Äonen
3. Augenblick
4. Geister
5. Kerkerseele
6. Freiheit
7. Hier und jetzt
8. A Wandering Winterdream Beneath The Cold Moon
9. The Unknown Dead
10. Irrlichter
CD 2:
1. Alone In The Dark
2. Der Wächter
3. Unrast und Leid
4. Totenacker
5. Der Wanderer des Feuermondes

Zyklus
1. Der Morgen
2. Der Tag
3. Der Abend
4. Die Nacht



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver