www.Crossover-agm.de LUNAR AURORA: Hoagascht
von ta

LUNAR AURORA: Hoagascht   (Cold Dimensions)

Lunar Aurora sind eine der wenigen Bands, die jedem Black-Metal-Fan Respekt abverlangen, egal ob er oder sie die Band mag oder nicht. Ich kenne in der Szene niemanden, der Lunar Aurora nicht zumindest für ihren Eigensinn schätzt. Die Band schwamm nie mit einem Strom, verzichtete zeit ihrer 18-jährigen Existenz konsequent darauf, Erwartungen zu bedienen und schaffte es so, stets auf neue zu verblüffen.
"Hoagascht", das Abschiedsalbum von 2012, verdeutlicht das ein letztes Mal. Die naturmystischen Texte sind - was im Black Metal ziemlich einzigartig sein dürfte - komplett im oberbayrischen Dialekt gehalten, ein Experiment, das ich nur von dem Song "A haudiga Fluag" kenne, der allerdings auch von Lunar Aurora ist und den Beitrag der Band zur 2004er-Split mit Paysage D'Hiver darstellte. Und die Musik ist natürlich wieder sehr eigen. "Hoagascht" ist das eingängigste Album, das Lunar Aurora je gemacht haben, basiert auf simplen Riffs, sie begleitenden Midtempo-Grooves und - von ein, zwei Ausnahmen abgesehen - relativ übersichtlichen Songstrukturen.
Aber es ist natürlich dennoch nicht trivial - trivial kann die Band einfach nicht. Bei den sehr atmosphärischen Keyboards weiß man nie, wo sie genau hinführen, soundtechnisch sind sie teilweise unverschämt nah am Prog Rock dran (höre das Hauptthema in "Beagliachda"), sie strömen aber auch Verletzlichkeit und Innerlichkeit aus und geben prinzipiell jedem Song eine weitere Dimension. Dazu kommen Geräuschsamples von knirschendem Holz bis zu Regenschauern, die prägend für die geheimnisvolle Stimmung des Albums sind. Und der Gesang ist diesmal sehr bodenständig, nicht der Kreisch- und Flüsterkanon älterer Alben, sondern eine einzelne Stimme, die dunkel knarzend durch die Etappen der Wanderung vom stimmungsvollen "Im Gartn" (mit fantastischem Oscar-Wilde-Sample) bis ins wehmütige "Reng" führt.
"Hoagascht" ist ein stimmiger Abschied, melancholisch und in sich ruhend, ein Black-Metal-Album, das in Abschnitten das Prädikat "schön" verdient und das nicht den Kitsch kennt, über den man im Bereich der Naturmystik und Volkstümelei so schnell stolpert. Es ist vielleicht ein Album, von dem man sich wünschen würde, dass es irgendwann zur bayrischen Folklore gehört, in jedem Fall aber ein würdiger Abschluss eines absolut erinnerungswürdigen Kapitels heimischer Black-Metal-Geschichte. Macht's gut.
Kontakt: www.lunaraurora.de, www.grau-mailorder.de

Tracklist:
1. Im Gartn
2. Nachteule
3. Sterna
4. Beagliachda
5. Habergoaß
6. Wedaleichtn
7. Geisterwoid
8. Reng



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