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von ta

LUNA AD NOCTUM: Dimness' Profound   (Golden Lake Productions)

Oh Weh, wo soll das hinführen? CrossOver verschafft der nicht-christianisierten Black-Metal-Szene Forum zur Gedankenäußerung und das ohne Wimperzucken und Erbleichen. Tatsächlich wird der geneigte CrossOver-Leser sich mit Grauen ob dunkelheitsverherrlichender Lyrikexzesse ("Gloria Ad Noctum!"), einem wirklich grässlich-beknackten Cover oder karnevalesker schwarz-weiß-Gestaltung der Physiognomie seitens der Musiker abwenden. Wer aber solche szeneinternen Eigenheiten geflissentlich zu übersehen oder zu akzeptieren in der Lage ist, hat mit den Polen Luna Ad Noctum eine kleine Fundgrube exzellenten, melodischen Black Metals im Schacht liegen. Die Black Metal-Szene ist von jeher geprägt durch eine Mischung aus individualistischem Freigeisttum und abstraktem, partiell sehr starrem, oktroyiertem Idealismus. Während sich ersteres in einem regen, kreativen Puls manifestiert, der durch interessante musikalische Ergüsse ans Tageslicht tritt, verkommt zweiteres mit allen oben bereits erwähnten Facetten immer mehr zum Klischee, zur leeren Hülse; weder aussagekräftig, noch ein Wimpernzucken oder Erbleichen wert (meistens). Luna Ad Noctum präsentieren eine angemessene Klischeebreitseite, bedienen sich in kräftigem Schöpfen der Suppe aus traditionellen Kochtöpfen, klingen aber nichtsdestotrotz sehr lebendig und gefallen mit einfallsreichem Songwriting. Majestätisch, durchschlagskräftig und zumeist in tiefstem Moll kämpft sich das osteuropäische Quartett durch das dunkle Unterholz aus Trauer und Wut, Atmosphäre und Ruppigkeit. Mit einem guten Gespür für Abwechslung schlagen Songs wie der gewaltige Opener "Trailor Of Sadness And Grief", das leise Limbonic Art-Referenzen heraufbeschwörende "An Ancient Splendour" oder die schwerfällige, aber mit auflockernden Rhythmuswechseln ausstaffierte Elegie "The Mirror Of Our Curse" zu Buche. Doublebass, Bass und Keyboard legen ein pumpendes Pflaster zwischen den Polen Gewalt und Melancholie, den die doppelt besetzte Gitarre für erstklassige Riffarbeit ("The Last Coldest Sunset", "Mental Spirit And Flesh") oder sogar für solistische Entfaltung, wie in "The Mirror ..." unzweifelhaft geschehen, nutzt. Hierbei geht man überraschend dynamisch, teilweise beinahe experimentell zu Werke, wobei auf Dauer gerade in Bezug auf das Erweitern des stilistischen Horizontes noch viel mehr aus anderen Gefilden herauszuholen wäre, wie die vagen Heavy Metal-Einflüsse im trotzdem recht schwachen "The Evil's God" nahelegen. Sei's drum, Luna Ad Noctum stehen mit "Dimness' Profound" ja erst ganz am Anfang, auch wenn die Professionalität und Ernsthaftigkeit ihrer Arbeitsweise, die an allen Ecken und Enden, seien es die durchdachte Musik, gute technische Fertigkeiten, das Layout oder die Produktion des Albums - Puristen könnte nur der klinische Drumsound missfallen -, durchschimmert, etwas anderes vermuten ließe. Wer sein Herz an düsteren, melodischen und trotzdem aggressiven Black Metal verloren hat, sollte hier vorbeischauen: www.lunaadnoctum.metal.pl oder seine Post an Golden Lake Productions, 46 Shuna Place, Newton Mearns, Glasgow, G77 6TN senden.

Tracklist:
1. Dimness' Prologue (Intro)
2. Trailor Of Sadness And Grief
3. An Ancient Splendour
4. The Last Coldest Sunset
5. Moonlit Sanctum
6. The Mirror Of Our Curse
7. Mental Spirit And Flesh
8. The Evil's God (Await Us)/The Raven's Aura (Outro)
(Bonus: "The Last Coldest Sunset"-Video)



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