www.Crossover-agm.de LITHIUM: Cold
von Janet

LITHIUM: Cold   (No Fashion Records/Zomba)

Lithium ist leichtes Metall, das leichteste. Insofern ein nicht unpassender Bandname. Lithium wird in der Reaktortechnik verwendet und auch in der Psychiatrie, zur Behandlung bipolarer affektiver Störungen (früher manisch-depressiv genannt) - es könnte sich also sogar ein tieferer Sinn dahinter verbergen. Cold beschreibt kurz, knapp und präzise die Atmosphäre der Musik. Es ist nicht das erste Mal, dass mir auffällt, dass Düstermusiker besonderen Wert auf die Stimmigkeit ihrer Bezeichnungen legen. Und diese Musiker erst recht. Hinter LITHIUM stehen Johnny Hagel (Ex-Tiamat und -Sundown) und Carl Nilsson (Moth). Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich läßt, verließ Johnny Hagel einst Tiamat, die Band, in der er als einer der kreativen Köpfe für die erfolgreichsten Alben "Clouds" und insbesondere "Wildhoney" entscheidend mitverantwortlich war, weil ihm deren neuzeitliche musikalische Ausrichtung nicht behagte, um ... ja, warum eigentlich? Es gab unter den Tiamat-Anhängern sicher wenige, die nicht gehofft hatten, Hagel würde die "guten alten" Traditionen fortführen, und deren Erwartungen bereits von Sundown ein bißchen enttäuscht wurden. Diesen Weg führt Hagel mit LITHIUM fort. Nix mit düsterromantischem Death Metal. Eher düsterromantischer Melodic Industrial, wenn's denn schon Schubladen sein müssen. Seit ich meinen jetzigen Freund kenne, weiß ich, dass es ganz verschiedene Definitionen von Industrial gibt. Im Falle von LITHIUM meine ich damit etwas, das in Richtung Ministry oder Die Krupps geht. Von beiden finden sich Trademarks auf "Cold". Ebenso von Sundown, und auch von Tiamat zu einer Zeit, als Johnny Hagel dort schon nicht mehr mitwirkte. Wir haben simple Riffs von brachialen Gitarren, simple wummernde Drumbeats, viel Elektronik, einige Spielereien, viel tanzbare Melodie, aber auch Atmosphäre, einen glasklaren druckvollen sterilen Sound und einige wirklich gute Songs. Carl Nilssons Stimme klingt kalt, metallisch, oft elektronisch verfremdet, manchmal wie eine Mischung aus dem "neuen" Johan Edlund (schon wieder Tiamat) und Trickster G. (Ulver) zu seligen "Themes Of William Blake's The Marriage Of Heaven And Hell"-Zeiten, aber insgesamt für meine Begriffe zu monoton und emotionslos, auch wenn das sicher Absicht war.
"Geiler Industrial-Rock", wie die Presseinfo anpreist, wird's eigentlich nur im 9. Song, "Hero In Paradise", den echt auch Ministry so geschrieben haben könnten. Ansonsten nicht unschön, aber ein bißchen gähn. Freunde elektronischer Rockmusik sollten's mal anchecken, die haben auch mehr Ahnung als ich auf dem Gebiet und finden vielleicht noch mehr Aufregendes.
Kontakt:
http://all.at/lithium
www.nofashionrecords.com
www.focusion.de

Tracklist:
1. Anti Anthem
2. Isolation
3. Cold
4. Hidden Walls
5. Ugly Friend
6. Insect
7. Never Be The Same
8. Over Again
9. Hero In Paradise
10. Failure
11. Alone
 




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