www.Crossover-agm.de LANFEAR: The Art Effect
von ta

LANFEAR: The Art Effect   (Massacre Records)

Nach der Nachricht, dass Lanfear sich mit ihrer neuen Platte in eine geradlinigere, powermetallische Richtung orientieren würden, war ich zugegebenermaßen beunruhigt, war mir die Band doch gerade mit ihrem Prog auf "Zero Poems" als Musikerzusammenschluss mit Weitblick und Unbefangenheit erschienen. Sollte jetzt die Eindimensionalität regieren? In der Tat ist "The Art Effect" eindimensionaler als seine beiden Vorgänger, doch je nach Blickwinkel macht sich diese Reduzierung als negativ oder positiv bemerkbar. Nach dem etwa 10. Durchlauf dieses Albums tendiere ich zu zweiterem. Zum Einen, weil Lanfear nicht wie Abziehbilder typischer stilvertretender europäischer Truppen daherkommen, sondern sich, wenn überhaupt, an amerikanischer, doublebasslastiger Kraftmetallspielweise orientieren, zum Anderen, weil die Band durchaus das Profil besitzt, ihrer Musik kunstvoll einen erfrischenden, progressiven Anstrich zu verleihen. Während in Songs wie "Beneath It All" und "The Spell" geradliniges Uptempo vorherrscht und man auch sonst Wert auf eingängige, schlagwortartige Refrains setzt, sind Songs wie "The Artefact" oder "Conscience Inc." etwas freier strukturiert und sperriger. An letzterem großen Anteil tragen der sehr versierte Schlagzeuger Jürgen Schrank, der konventionellen Betonungen gerne den Rücken zukehrt und der genauso spielwütige Neuzugang Richie Seibel, dessen toller Keyboardarbeit, exemplarisch sei hier "Deeper" oder der versteckte Track am Ende der CD genannt, man die Prog-Vergangenheit bei Ivanhoe sehr deutlich anmerkt. Ebenfalls neu zum Bandcamp gestoßen ist Sänger Tobias Althammer, der fulminanten Pathos nicht verabscheut und vermutlich eine große Mundhöhle (oder einen anderen Halleffekt) sein Eigen nennen darf, dabei aber sehr überzeugend wirkt. Da auch die Gitarrenarbeit - gerade bei den noch sehr prog-angehauchten Riffs voll überzeugt, darf man hier von spielerisch hoher Kompetenz sprechen, bei der auch das Songwriting stimmt, da Lanfear immer noch nicht so plakativ geradeaus wie gattungsgleiche Bands spielen und sich so ein eigenes Gesicht verschaffen. Der Eindruck "Progger auf dem Weg zum Power Metal" entsteht lediglich an nicht kunstvollen, sondern gekünstelten Stellen wie der Bridge im schwachen Opener "Stigmatized". Hier wird mit zweifelhafter Dynamik eine Wand kreiert, die in sich zusammenstürzt. So verschießt man Pulver! Insgesamt überzeugt die Band aber auch nach Besetzungswechseln und Stilmodifizierung noch immer mit liebevoll ausgetüftelter Kost, die gewisse Ansprüche aus Prinzip nicht unterschreitet. Ein Kompliment gibt es zum Schluss auch für die teilweise hochinteressanten, generell weltanschaulich wie persönlich wertvollen Texte und die gelungene Aufmachung des 49-minütigen Silberlings.
Kontakt: www.massacre-records.com

Tracklist:
1. Heresy
2. Stigmatized
3. Traces Of Infinity
4. The Artefact
5. Conscience Inc.
6. Deeper
7. Beneath It All
8. Fortune Lies Within
9. V.O.A.T.
10. The Spell
11. Regression



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