www.Crossover-agm.de KLIMT 1918: Just In Case We'll Never Meet Again
von ta

KLIMT 1918: Just In Case We'll Never Meet Again   (Prophecy Productions)

Die Musik von Klimt 1918 hat viele Fixpunkte. Müsste ich es überspitzen, würde ich sagen, dass die Melancholie von Katatonia kommt, die Arrangements von Anathema, die Gitarrenarbeit auf den hohen Saiten von U2 und das Dark Wave-Flair von The Cure. Das Ergebnis ist jedenfalls ein schwermütiges Indie/Post Rock-Album von enormer Dichte. Diese Dichte kommt hauptsächlich von den Gitarren her. Marco Soellner und Francesco Conte lassen ihre Instrumente aufeinanderprallen und wieder auseinandergehen, nur selten spielt der eine, was der andere spielt, breite Akkorde werden um hintergründiges Melodieflirren erweitert, Themen laufen gegeneinander, mehrere Akkordschichten liegen übereinander, das Frequenzspektrum und die Vielfalt an Klangfarben sind enorm. Diese Gitarrenwand ist auch eins der Merkmale, das Klimt 1918 - bei allen Anleihen an andere Bands - unverwechselbar macht. Ein zweites Merkmal dieser Art ist der elegische Gesang von Marco Soellner, dessen warmes Timbre wunderbar in der Musik seiner Band aufgeht: Da wirkt auch das Klagen und Schluchzen in "Suspense Music" nicht aufgesetzt, sondern einfach schön. Aber Achtung, Klimt 1918 sind keine poppigen Schmuskater, ihre Musik hat auch Ecken und Kanten. Da wären zunächst die Melodien, die sich nur selten gleich festbeißen und eine gewisse Anlaufzeit brauchen. Eine Ausnahme bildet "Just An Interlude In Your Life", sicher der eingängigste Track des Albums, dessen betörende Hookline Radioappeal hat. Da wären außerdem die oft recht frei gehandhabten Arrangements. Die Kombination eines starren Rockbeats, der auf jede volle Zählzeit einen Snareschlag setzt, mit traurig-schwelgerischen Melodien auf Gitarre und Gesang beispielsweise, wie sie in "Atget" zu hören ist, ist extravagant, aber sie funktioniert. Überhaupt ist das Schlagzeug die meiste Zeit angenehm wuchtig. Auch die Strukturen der Songs weichen oft vom gängigen Schema ab, zwischen Strophe und Refrain passiert zeitweilig noch relativ viel.
Auf der anderen Seite wieder ist "In Case We'll Never Meet Again" auch überraschend schlicht: Die Dynamik der Songs ist meist ähnlich und es gibt weder nur laute als auch nur leise Tracks; das Tempo variiert selten (eine Ausnahme bildet das langsame "All Summer Long"), die Stimmung so gut wie nie. Aber auch das funktioniert. Klimt 1918 machen einfach nichts falsch und deshalb ist "In Case We'll Never Meet Again" seine ganzen 50 Minuten hindurch so ein schönes, angenehmes, klug gebautes und berührendes Album geworden.
Kontakt: www.klimt1918.com, www.prophecy.cd

Tracklist:
1. The Breathtaking Days (Via Lactea)
2. Skygazer
3. Ghost Of A Tape Listener
4. The Graduate
5. Just An Interlude In Your Life
6. Just In Case We'll Never Meet Again
7. Suspense Music
8. Disco Awayness
9. Atget
10. All Summer Long
11. True Love Is The Oldest Fear



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