PETER KLEINDIENST: Gitarre Solo - an ge stimmt, un ge stimmt, um ge stimmt

PETER KLEINDIENST: Gitarre Solo - an ge stimmt, un ge stimmt, um ge stimmt
von ta

PETER KLEINDIENST: Gitarre Solo - an ge stimmt, un ge stimmt, um ge stimmt (XOPF-Records)

Was soll man zu diesem Silberling sagen außer dem, dass sich alles, was audial kommt, bereits visuell, nämlich als Titel lesbar, ankündigt? An-, Un- und Umgestimmtes macht zusammen ein keineswegs Unbestimmtes und höchstens den Hörer ungestimmt, der zufällig so etwas wie die neue Enya erwartet hat. Derselbe ungestimmte Hörer wird aber durch die Wortgewalt von durch Kleindienst vergnügten Rezensenten flugs umgestimmt und analogem Vergnügen anbestimmt.
Kleindienst beginnt 1992 und hat den Blues in den Händen und im Kopf. 2005 ist das Konventionellste, was dem Geist des Mannes entspringt, luftiger, experimenteller, frickeliger Jazz ("Bye Ya") und in den Händen trägt er eine Gitarre, ein Blatt Papier, ein Metallplättchen und eine Spielkarte, wobei die drei letztgenannten Gegenstände zur Präparation des erstgenannten genutzt werden. Macht einundfünfzig Minuten Schnarren, Fiepen, Kratzen, Schwingen und Schrägen, kurz: Gitarre Solo. Vertrackte Rhythmen, die mit fernöstlich anmutendem Saitenzerren gekoppelt werden ("steg greif") münden in wüstes, aufwallendes Jazz-Gefriemel ("double") oder eine Banjo-Malträtierung, welche abgehackt, ständig neu ansetzend und der Legende nach etwas mit J. S. Bach zu tun haben soll ("Good Mornin"). In einem einzigen Track lässt sich Kleindienst dazu herab, den melodischen Blues zu bewildern und melancholisiert sich durch das von Thelonius Monk komponierte "Round Midnight", darüber hinaus wird schräg-schräger-Peter gesteigert und jede Saite um einen Ganz-, Halb- oder Viertelton herunter- oder heraufgestimmt, die nicht schnell genug in die ewigen Schnarrgründe gewandert ist. Aber von einem Mann, der aus dreizehn die bescheidene Menge von elf Songs improvisierend bestreitet, überrascht das überhaupt nicht. Kleindienst ist Künstler, verrückt und mutig, sein Werk chaotisch, unkonventionell, neu und lustig. Und virtuos vorgetragen, das sei der Vollständigkeit halber gesagt. Gegen Ende gibt's sogar drei Sekunden Gesang zu hören, nicht so lieblich wie Enya freilich, aber das wäre ja auch ein Desaster, bestimmt. Fazit: Stimmt. Kontakt: xopf-records@tiscali.ch, XOPF-Records, Zwingerstr. 29, CH-4053 Basel

Tracklist:
1. steg greif
2. abstand
3. double
4. Round Midnight
5. Metal Light
6. ab und zu fluss
7. Bye Ya
8. nach feyerabend
9. Jetwize
10. what power art
11. Epistrophie
12. g-intern
13. Good Mornin