(Pirate Records)

Wir erinnern uns: Es gab mal diese wundervolle Gruppe mit den leichten Melodien, dem Sänger mit der wundervoll schiefen Stimme und den Texten, die zwischen Schwermut, Wehmut und Skurrilität schwankten. Der Name: Keimzeit.
Keimzeit gibt es immer noch. Aber anders. Das neue Album "Privates Kino" ist nicht das, was man erwartet. Natürlich, die Künstler wollen sich entwickeln ... Doch tun sie das in den letzten Jahren, seitdem sie einen neuen Produzenten haben, in die falsche Richtung (wie die schwindende Popularität beweist). Sänger Norbert Leisegang nahm Gesangsunterricht. Das, was Keimzeit also ausmachte, Norberts Stimme, ist kaum noch zu erkennen. Aber will man das denn? Wenn Grönemeyer, Westernhagen und Co. auf einmal anders klängen, würde es dann Sinn machen, sich ihre neuen Platten zu kaufen?!
Mit der Stimme gingen auch die wunderbaren Texte. Die neuen Lieder sind bestimmt von Zynismus und scheinbarem Witz. Da wird sich über die kleinen Spleens der "Ganz normalen Frauen" mokiert, Hassgesänge auf "Rentner" vorgetragen und über "Tage ohne Sex" gejammert. Auch vermeintlich gutgemeinte Lieder über einen Sänger, der heute eine "Sängerin" ist (wie originell) und Tipps an "Paul", der sich nicht aufregen soll, können weder textlich noch musikalisch überzeugen. Einzig "Blut der ersten Sonnenstrahlen", mit Gitarren und gesprochener Lyrik, knüpft an die einstige Besonderheit der Band an.
Gewisse Ironie darf nicht fehlen. Im letzten Lied "Vorhang" singt Norbert: "Hier, wenn bis jetzt nichts für dich dabei gewesen ist, sieht es schlecht aus, denn das Album geht zu Ende hier ... Ehrlich gesagt, wenn es partout beim ersten Mal nicht greift, tut es mir leid, dann soll es vielleicht nicht sein." Tja Norbert, dann eben nicht.
Kontakt: www.keimzeit.de

Tracklist:
1 5 Sekunden
2 Ganz normale Frauen
3 Sängerin
4 Mailand
5 Tage ohne Sex
6 Blut der ersten Sonnenstrahlen
7 Leicht bemerkt
8 Rentner
9 Paul
10 Privates Kino
11 Vor den Ferien
12 Vorhang

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