www.Crossover-agm.de JOURNEY: Generations
von gl

JOURNEY: Generations   (Frontiers Records/Soulfood)

Es ist ihr 19. Album im 30. Jahr ihres Bestehens, wenn man die 10 Jahre Inaktivität von 1986 bis 1996 großzügig dazugibt. Sie sind mit ganz wenigen anderen der Inbegriff des Stadionrocks und haben in den 80ern Millionen Platten verkauft (alleine das Album "Escape" ging ca. 9 Millionen mal über den Ladentisch). Selbst in einer für ihre Musik schweren Phase gelangten sie mit dem Comeback-Album "Trial By Fire" 1996 immerhin noch auf Platz 3 der US-Charts. Nach dem Ausstieg von Sänger Steve Perry rekrutierte die Band den Sänger Steve Augeri (ehemals TALL STORIES) und veröffentlichte "Arrival" noch auf Sony. 2005 backt man kleinere Brötchen und - welch Kuriosum - die neue Platte ist bisher in den USA gar nicht im Handel erhältlich! Das neue Album erscheint auf dem italienischen Label Frontiers, dessen Inhaber Serafino Perugino seine Plattenfirma aus Begeisterung eben zu dieser Band nach einem Album von ihnen - eben "Frontiers" - benannt hatte, somit schließt sich der Kreis.
Bereits 2 Monate vor Erscheinen wurde die Platte von der äußerst kleinen Melodic-Rock-Gemeinschaft auf dem heimischen Board melodicrock.de z.T. zerrissen, ähnliches fand auf dem englischsprachigem melodicrock.com statt, so dass es diesmal unvermeidbar war, vor dem Verfassen einer Besprechung viele Meinungen einzuholen. Diese etwas ausladende Einleitung ist nötig, um dem sich nicht in dieser Szene bewegenden Leser einen Einblick zu verleihen, denn "Generations" wurde in der laufenden US-Tour von JOURNEY jedem Ticket-Käufer als Dreingabe beigelegt. Was böse Zungen gleich zu dem Schluss bewegte, dies sei Kalkül, um die "Verkaufszahlen" zu pushen, wobei dieses Marketing keineswegs neu ist, vor Jahren haben es PRINCE und STYX auch schon gemacht. Gleich 13 Stücke werden uns hier vorgelegt, was die Laufzeit auf fast 70 Minuten hebt. Der Opener "Faith In The Heartland" ist Classic JOURNEY und Augeri erscheint routiniert und selbstsicher, ein überzeugender starker Track, wenn er auch ein wenig zu lang bis fast 7 Minuten gezogen wird.
In "The Place In Your Heart" geht diese positive Grundstimmung weiter, die an die Multi-Platin-Seller anknüpfen kann (das Stück erinnert an den Song "Chain Reaction"), die Band als Einheit, instrumental und gesangstechnisch alles stimmig und dieses Wohlfühl-Flair, das einen ereilt, wenn man die Band schon damals mochte. Durchweg jeder darf mal ans Mikro, Drummer Deen Castronovo gleich zweimal, das ebenfalls tolle "A Better Life" ist das erste Beispiel, und der Schlagzeuger ist wirklich ein begnadeter Sänger.
Keyboarder Jonathan Cain ist der nächste, auch "sein" Song "Every Generation" geht in Ordnung. Was man von den beiden Songs, die von Neal Schon ("In Self-Defense", ein Remake des Stückes, das bereits auf der Schon/Hammer-Platte "Here To Stay" war) bzw. Ross Valory ("Gone Crazy") gesungen werden, nicht behaupten kann. Ersteres ist ein Stück, das nach einer Verlegenheitslösung klingt ("Wenn jeder mal singt, will ich auch"), das zweite ein mit eher Sprechgesang versehener schneller Blues-Track, der den Flow der Platte stört. Andere Bands wären froh, sie hätten solch einen starken Sänger wie Augeri und hier ist er Teilzeitkraft! Versöhnt wird man wieder mit einer schönen Ballade, "Butterfly", die Steve Perry auch nicht besser als Augeri gesungen hätte.
"Believe" hingegen, wie der Vorgänger auch eine Komposition des Sängers ist irgendwie flach und belanglos. Track 7, "Knowing That You Love Me" ist etwas stärker, aber auch nicht gerade ein Knaller. Mit "Out Of Harms Way", einem treibenden Rocker, wird das Tempo wieder angezogen, auch "Better Together" ist ein solch schneller Song, der stark an das Songwriting auf der Soul SirkUs-Platte erinnert, ja man hört geradezu heraus, dass Schon am Songwriting beteiligt gewesen sein muss, denn seine Gitarre ist überall. Und auch BAD ENGLISH schimmern gelegentlich durch, kein Wunder: 3 der 5 Mitglieder waren auch dort involviert (Cain, Schon, Castronovo) und die ersten beiden maßgeblich am Songwriting beteiligt. "Beyond The Clouds" ist eine weitere Ballade, die noch schnell eingeschoben wurde, ursprünglich nicht geplant für die LP. Sanft und einschmeichelnd gleitet sie dahin, zugegeben, es ist kein zweites "Open Arms", aber das Lied ist in Ordnung. Bleibt noch der 2. von Deen gesungene Track, das u.a von Jack Blades mitkomponierte "It's Never Too Late", auch ok und Deens Song zur Selbsttherapie, und Steve überließ ihn großzügig seinem Drummer.
Macht unterm Strich 8 gute Songs, wobei 4 davon hervorragend sind, bei vier eher enttäuschenden Liedern, so dass die neue JOURNEY von dieser Warte aus eher positiv denn negativ bewertet wird. Und ich habe es mir beileibe nicht leicht gemacht, sicher 15 mal lief "Generations" mittlerweile, und wenn es kein "Zwang" sondern Freude ist, sich ein Album anzuhören, ist dies wohl ein eindeutiges Zeichen.
Bandkontakt: www.journeymusic.com
Labelkontakt: www.frontiers.it

Tracklist:
Faith In The Heartland
The Place In Your Heart
A Better Life (lead vocals Deen Castronovo)
Every Generation (lead vocals Jonathan Cain)
Butterfly (She Flies Alone)
Believe
Knowing That You Love Me
Out Of Harms Way
Self-Defense (lead vocals Neal Schon)
Better Together
Gone Crazy (lead vocals Ross Valory)
Beyond The Clouds
It's Never Too Late (lead vocals Deen Castronovo)



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