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HYALTI JOENSEN/OSSUR JOHANNESEN: Hyalti Joensen/Ossur Johannesen / 2
von ta

HYALTI JOENSEN/OSSUR JOHANNESEN: Hyalti Joensen/Ossur Johannesen   HYALTI JOENSEN/OSSUR JOHANNESEN: Hyalti Joensen/Ossur Johannesen 2   (Eigenproduktion/Tutl)

Instrumentalmusik, einmal einundsiebzig und einmal achtundzwanzig Minuten lang. Joensen und Johannesen spielen Bassgitarre und E-Gitarre und lassen auch nichts anders an Instrumentarium für ihre beiden Jam-VÖs zu. Die erste Platte, welche ich der Einfachheit halber im Folgenden "1" nennen will, ist die ruhigere, "2" die experimentellere Scheibe, "1" das langweiligere, "2" das interessantere Stück Musik.
Das Rezept von "1" liest sich wie folgt. Man nehme eine melodiöse, einfache Basslinie, spiele einmal vor und lasse dann eine herumhuschende Gitarre darauf los. Nein, kein Gefrickel (Ausnahme vielleicht Nr. 3 auf "1"), auch keine großartigen Skalenauf- und abgänge, sondern einfach lockere Klimperei. Variationen werden dadurch realisiert, dass Bass-Johannesen gerne slappt, überhaupt am liebsten mit dem Daumen anschlägt und Gitarrenkollege Joensen gelegentlich den Sound-Kanal am Fußpedal wechselt. Bandmaschine mitlaufen lassen und fertig. Guten Appetit. Der Fladen ist am Ende bekömmlich, aber nix für Gourmets. Denn J. und J. sind für diesen einfach zu einfach: Der Grundton bleibt immer derselbe, die Kirchentonleiter eigentlich auch, der Sound ist nicht eben fett (unbearbeitet eben), Abwechslung geht schlecht (deswegen wohl auch keine Songtitel) und wenig tight gespielt ist das Ganze am Ende auch noch manchmal (höre Nr. 1 auf "1"). Nr. 2 auf "1" ist ein klein wenig Magie, etwas melancholisch, vor allem nicht so lang und langweilig (Nr. 4 oder Nr. 9 etwa bieten für ihre imposante Länge von zehn bzw. vierzehn Minuten z.B. definitiv zu wenig), aber ein Brüller ist "1" deswegen nicht. Trotzdem nett.
"2" ist bereits vom Grundtempo her etwas flotter, zudem wurde die Rezeptur hier um ein paar Geschmacksfacetten erweitert. So gibt es in Nr. 4 die Umkehrung der Grundtonlieferant-Solisten-Aufteilung, sprich: J. am Bass soliert hier auf ein Riff von J. an der Gitarre, in Nr. 3 spielt J. mal ganz alleine Gitarre (sowohl technisch sauber als auch gefällig improvisiert). Ferner hat die Soundlandschaft ein paar karge Bäumchen mehr bekommen: Die bedächtige Nr. 6 hat einen Basssound, der wie ein Keyboard klingt, in Nr. 7 gibt es viel Hall, einige Gitarrensynthesizer, noch weniger Samples und wieder etwas mehr Geräusche. Die Einbindung von Geräuschen spielt auf "2" ohnehin eine größere Rolle als noch auf "1". Und das etwas undefinierte Element, das für viele "2"-Nummern charakteristisch ist, erreicht seinen Höhepunkt in der tendenziell chaotischen, an alte King Crimson-Jam-Klamotten erinnernden, gruseligen und düsteren Nr. 5, in der jeder Ton ausgekostet wird und in der streckenweise die genutzten Instrumente, obwohl es derer ja nur zwei gibt, kaum identifizierbar sind.
"1" und "2" sind keine Avantgarde, kein rebellisches Zeug, einfach Dokumente von zwei färöesischen Männern mit Bart, die eine Weile Musik zusammen gemacht haben, welche erst im Spielen entstanden ist und dort auch ihren endgültigen Zustand erreichte. Nichts Weltbewegendes, aber etwas Sympathisches. Kontakt: Tutl, Reynagota 12, FO 100 Tórshavn, Faroe Island; www.tutl.com



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