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IN MOTION: Lifetime
von ta

IN MOTION: Lifetime   (Gerth Music)

Man hat nun durch mancherlei schlechte Erfahrungen sicherlich die Berechtigung, beim Terminus "Instrumentale U-Musik" erst einmal zusammenzuzucken. Nach einem Durchlauf von "lifetime" ist allerdings bereits evident: Entwarnung. Keine Ego-Schmeicheleien von selbstverliebten Keyboardern, Schlagzeugern und Flötenspielerinnen. Genau diese Besetzung findet sich im Trio in motion wieder und tatsächlich war mir eine solche Kombination bisher noch nicht geläufig, allerdings ist "lifetime" dann doch viel weniger exotisch als erwartet, weil man sich auf einen Nenner geeinigt hat, nennen wir ihn grob "Pop". Mal mehr Funk, mal mehr rockig, mal mehr schwermütig, mal um drei Ecken oder vier Tasten angejazzt und gelegentlich auch als Adaption eines klassischen Stücks verkleidet. Mit Gastmusikern an Gitarre, Bass und Stimme (taucht gelegentlich, etwa in "Just Kidding" auf, fungiert jedoch jazz-like eher als Instrument) kommt da schon einiges zusammen und es ist Komponist Wolfgang Zerbin (ansonsten Zuständiger für Klavier, Keyboard und Produktion) sicherlich hoch anzurechenen, dass eine stilistisch eigentlich recht frei Herangehensweise ohne Brüche im Resultat auskommt. Sogar "From The New World", eine Partiellbearbeitung von Dvoràks "Sinfonie aus der neuen Welt", fügt sich nahtlos ins Konzept ein und was Zerbin und Co-Arrangeur Christian Schnarr aus Händels "Every Valley Shall Be Exalted", ursprünglich eine Tenor-Arie aus dem "Messias", gemacht hat, darf vielleicht als kongenial gelten (ebenfalls hervorragend: "Over The Rainbow" mit einem neuen Harmoniefundament unterlegt). Aber acht von zwölf Stücken sind dann doch Eigenkompositionen geworden, die das oben benannte Spektrum gekonnt abdecken, ohne aufgesetzt zu wirken, dabei besinnlich stimmen ("Transition", "Longing To See") oder zum Hinternwackeln animieren können ("Good Times", "Just Kidding"). Federführend bleibt die souveräne (Quer-)Flöte von Heike Wetzel, während Zerbin für den sehr durchdachten, manchmal etwas experimentelleren Harmonieunterbau sorgt und Helmut Kandert (Schlagzeug) zusammen mit wechselnden Bassgitarristen einen amtlichen Groove inszeniert oder sich durch ein halbes Percussion-Set manövriert ("Multicolored"), ohne dabei selbstherrlich auf sein Musikstudium (welches alle Beteiligten in der Tasche haben) hinzuweisen. Im Prinzip kann man mit "lifetime" also nichts falsch machen. Doch das ist auch als Kritikpunkt zu verstehen: Ein Album, das weder nerven noch stören noch sauer machen noch anstrengen, sondern nur positiv bestätigend stimulieren kann, ist ein Album, das man leicht überhört, wenn es gerade läuft, so zumindest meine Erfahrung mit "lifetime". Es ist außerdem m.E. ein generelles Problem von Instrumentalmusik, die sich auf dem schmalen Grat zwischen "eingängig-nachvollziehbar" und "musikalisch-kompositorisch anspruchsvoll" bewegen will (und das scheint mir hier der Fall zu sein) und dabei weder speziell der - Achtung: Polmodell! - Schmuse- und Tanzabteilung noch den Frickelfanatikern Dauerfutter bietet, dass sich ohne Sänger(in) schwerer eine Stimmung erzeugen lässt, die authentisch wirkt. Gesang trifft zweifellos den U-Musik-Hörer eher als etwa eine Flöte, wirkt weiter. (Und ich habe anstelle der Kerze lieber das Feuer.) Aber das sind subjektive Bestimmungen, die nicht abschrecken, sondern nur zeigen sollen, dass man sich "lifetime" aus verschiedenen Perspektiven nähern und dabei jeweils andere Erfahrungen machen kann. Schlussendlich ist "lifetime" gesanglose U-Musik. Nicht mehr, nicht weniger. Im christlichen Buchhandel oder bei Gerth Medien, Postfach 1148, 35607 Asslar bzw. www.gerth.de erhältlich.

Tracklist:
1. Good Times
2. Just Kidding
3. Shape Of My Heart
4. Ready To Go
5. From The New World
6. Transition
7. Close To You
8. Stay On
9. Every Valley
10. Longing To See
11. Multicolored
12. Over The Rainbow




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