www.Crossover-agm.de IF HOPE DIES: Life In Ruin
von rls

IF HOPE DIES: Life In Ruin   (Ironclad Recordings/Metal Blade)

Die Hoffnung ist gemäß dem Sprichwort dasjenige Element, welches als letztes stirbt - soll heißen, im Zustand des Bandnamens müßte alles andere schon verendet sein. Da die Band allerdings schon ein paar Jährchen existiert, wäre das ja dann ein Dauerzustand, und so ganz im leeren Raum leben die US-Ostküstler dann doch nicht, denn ihr Plattenladen ist mit den Alben von Bands wie In Flames, Killswitch Engage oder As I Lay Dying offenbar recht gut gefüllt gewesen. Klarer Fall also: Wir haben mal wieder eine Metalcoreband vor uns, allerdings eine, bei der ich nicht beurteilen kann, ob sie justament auf einen fahrenden Zug aufgesprungen ist oder auch schon vor Jahren so geklungen hat, als beispielsweise Labels wie Goodlife oder Lifeforce gleich eine ganze Latte Bands unter Vertrag hatten, die die hohe Kunst der Vermischung von wenigen Hardcoreelementen mit ganz viel Göteborgdeath zelebrierten, die aber damals mit wenigen Ausnahmen kaum ein Bein auf den Boden bekamen, weil die großen Firmen diesen Sound eben noch nicht entdeckt hatten. Auch If Hope Dies standen mit ihrem mir akustisch nicht bekannten 2002er Debütalbum "Siege Equipment For Spiritual Decline" in Europa unter Vertrag, nämlich bei den mittlerweile verblichenen Dänen von Diehard, die eigentlich weniger für Metalcore der erwähnten Göteborgvariante bekannt waren, dafür mit Bands wie Barcode aber anderes Gerüpel am Start hatten, so daß sich ein gewisser Verdacht ergibt, auch If Hope Dies könnten zu dieser Zeit noch im Hardcoremeer gefischt haben und erst mit dem Zweitling "The Ground Is Rushing Up To Meet Us" oder gar erst dem aktuellen Drittling in die erfolgsträchtigeren "typischen" Metalcoregewässer übergewechselt sein. Aber das ist eine Frage, die ich wie gesagt nicht beantworten kann, da mir beide Frühalben akustisch nicht geläufig sind. Bleibt also eine weitere Frage zu beantworten, nämlich die, wie sich das elfgeteilte Material von "Life In Ruin" in der aktuellen Marktüberfüllungssituation schlägt, und da schneiden If Hope Dies nicht schlecht ab, verbleiben ob des Mangels an markanten Einzelsongs aber trotzdem nur im Mittelfeld. Daß Song A aufgehört und Song B bereits begonnen hat, bemerkt man im Regelfall allenfalls daran, daß das eine oder andere melodische Gitarrenthema irgendwann mal nicht mehr auftaucht, ansonsten sind die Bestandteile der 37 Minuten untereinander doch recht austauschbar. Die Ausnahme bildet "The Ultimate Nullifier" an siebenter Position, zudem der erste Song, in dem Alan French mal von seinem recht eindimensionalen Gebrüll abweicht und zwischendurch eine Art immer noch rauhen, aber sowas wie Melodien erahnen lassenden appellierenden Gestus auffährt (in der zweiten Albumhälfte kommen noch ein paar ähnliche Momente). Aber auch dieser Song fällt nach hinten raus unvermittelt wieder in austauschbares Riffgeschiebe zurück, anstatt den Appellpart und/oder das markante Gitarrenlead mal noch zu variieren und einen rahmenden Abschluß für den Song herzustellen. Das ist überhaupt an mehreren Stellen zu brandmarken: Einige Songs hören plötzlich einfach auf, als man sich gerade über ein interessantes Element freut und vielleicht sowas wie ein Hauptsolo erwartet; achtet beispielsweise mal in "Water Into Wine Cooler" darauf. Auf Gitarrensoli verzichten die Herren Thad Jackson und Brian Ward nahezu komplett, lassen ihr melodisches Händchen nur in einigen themenähnlichen Parts im Rahmen des Riffings spielen, wobei sie neben den üblichen Verdächtigen auch Mercyful Fate als Einflußgeber nicht verleugnen können (höre "Fear Will Keep Them In Line"), während "Some Skynyrd" nicht etwa Südstaatenelemente einbringt, aber die Gitarren auch mal eher indierockig wimmern läßt und das Leadmotiv in "Anthem For The Unemployable" sich jeder Einschubladisierung entzieht, außer vielleicht der bei Rush. Einzelne eigenständige Elemente finden sich auf "Life In Ruin" also durchaus (der bombastische Klavierschluß des Titeltracks gehört auch noch in diese Riege), und hier müßten If Hope Dies ansetzen, wenn sie einen individuellen Stil entwickeln wollen, wobei generell festzustellen ist, daß die zweite Albumhälfte diesbezüglich mehr auflockernde Ansätze beinhaltet als die eher monolithische erste. In der Livesituation fällt die streckenweise Austauschbarkeit zwar nicht so ins Gewicht (und If Hope Dies sind laut dem Infoblatt eine sehr erfahrene Liveband), aber um eine richtige Knallerplatte zu schreiben, muß die Band noch ein gutes Stück arbeiten. Bis dahin muß man "Life In Ruin" als zwar gutklassiges, aber wenig auffallendes Album klassifizieren, das zwar keinen Metalcorefan enttäuschen wird, das aber auch niemandem Seelenpein bescheren wird, wenn es in der Sammlung fehlt.
Kontakt: www.metalblade.de

Tracklist:
Burned Out
Anthem For The Unemployable
Dead Reckoning
Time Is Not On Our Side
Fear Will Keep Them In Line
Water Into Wine Cooler
The Ultimate Nullifier
Marked For Death
Some Skynyrd
Nuked From Orbit
Life In Ruin



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